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Skandal in der Schweiz

Skandal in der Schweiz Bischof von Basel in der Kritik - warum wurden Missbrauchsfälle lange nicht nach Rom gemeldet?

ms - 19.09.2023 - 11:30 Uhr
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Jetzt hat auch die Schweiz einen handfesten möglichen Vertuschungsskandal in der Kirche – nach Angaben der Zeitung „Sonntagsblick“ soll sich Bischof Felix Gmür aus Basel mehrfach geweigert haben, Fälle von sexuellem Missbrauch dem Vatikan in Rom zu melden. Besonders heikel dabei: Gmür ist Präsident der Schweizer Bischofskonferenz (SBK). Inzwischen werden erste Rufe nach einem Rücktritt laut.

Keine Meldung nach Rom

Bereits im Jahr 2020 waren konkrete Hinweise gegen einen Priester eingegangen, der in den 1990er Jahren eine Frau aus der Zentralschweiz sexuell missbraucht haben soll. Nach kurzem Bedenken beschloss der Bischof, dass an den Vorwürfen nichts dran sein kann, obwohl nach Angaben der NZZ die Quellenlage stichhaltig war. Dann verstößt Gmür direkt gegen das Kirchenrecht, denn er meldet den Fall nicht nach Rom.

In diesen Tagen nun folgt der nächste Paukenschlag – abermals wurden Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs bekannt: Im Jahr 2011 beschuldigte ein deutscher homosexueller Priester einen anderen Geistlichen, ihn als damals 17-jährigen Jungen in Bamberg mit Alkohol gefügig und schlussendlich vergewaltigt zu haben. Der mutmaßliche Täter arbeitet inzwischen im Bistum Basel, sodass der Fall in die Zuständigkeit von Gmür fällt. Der beschuldigte Priester gesteht schließlich in einem Brief das sexuelle Vergehen auch ein, doch erneut soll Gmür nichts unternommen haben und abermals meldete er den Fall vorerst auch nicht nach Rom. Der übergriffige Priester arbeitet bis heute im Bistum Basel.

Vertuschung oder nicht?

Das Bistum Basel selbst weist die Vertuschungsvorwürfe inzwischen zurück und betont, man habe die Akten an die Glaubenskongregation in Rom weitergeleitet. Laut dem Medienportal Kath.ch geschah dies allerdings erst, nachdem sich das Opfer selbst an den Vatikan gewandt hatte und die Zuständigen in Rom daraufhin von Gmür ein Dossier eingefordert hatten.  

Am vergangenen Wochenende erklärte inzwischen die Präsidentin der Schweizer Zentralkonferenz der staatskirchlichen Körperschaften, Renata Asal-Steger, sie werde den „Geldhahn zudrehen“, wenn der Basler Bischof nicht für Aufklärung sorge. Die Zentralkonferenz verwaltet alle Gelder aus der Kirchensteuer.  

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