Kommt nach Orlando?! Trotz der Homophobie des Gouverneurs hoffen die Gay-Hochburgen im Bundesstaat auf viele Urlauber
In der amerikanischen LGBTI*-Community weiß man in diesen Tagen nicht, ob man eher lachen oder doch weinen soll – Grund dafür ist ein einminütiger Radiowerbespot, der landesweit derzeit für Orlando als Urlaubsziel wirbt. Dabei wird gezielt die LGBTI*-Community als Kundschaft angesprochen.
Hassgesetze contra LGBTI*-Werbung?
Ein Paradox, bedenkt man, dass der Gouverneur des Bundestaates, Ron DeSantis, vor einem guten Jahr mit dem sogenannten „Don´t Say Gay“-Gesetz neue Richtlinien an allen Schulen etabliert hat, die explizit LGBTI*-Themen komplett verbieten. In diesem Jahr dann erließ der selbsternannte "Sheriff von Florida" ein weiteres homophobes Gesetz, welches es Ärzten erlaubt, Homosexuelle als Patienten abzulehnen, wenn sie sich dabei in ihrem religiösen Glauben verletzt fühlen.
Du bist willkommen, so wie du bist – wirklich?
Der Radiospot indes preist nun gutgelaunt an: „Orlando, eine Stadt, die bereit ist, Dich so willkommen zu heißen, wie du bist. Die Möglichkeiten sind endlos. Und es gibt tolle LGBTI*-Veranstaltungen, bei denen jeder willkommen ist!“ Text sowie Werbekampagne stammen von Visit Orlando, dem offiziellen Tourismusverband der Stadt.
Sprachlosigkeit bei den Verantwortlichen
Nach den ersten entsetzten Reaktionen der amerikanischen LGBTI*-Community auf den seltsamen Radiospot, erklärte die Tourismuschefin Casandra Matej kleinlaut, die Anzeige sei lediglich Teil einer Inklusionsinitiative mit dem Namen „Orlando für alle“. Warum dabei explizit LGBTI*-Menschen angesprochen werden, die per Gesetz im Bundesstaat immer mehr ihrer Grundrechte beraubt werden, konnte auch sie nicht plausibel erklären.
Reisewarnung für Florida
Die Human Rights Campaign – die größte nationale Organisation für LGBTI*-Rechte – sowie der Partnerverbund Equality Florida haben indes eine Reisewarnung für den Sunshine State herausgegeben und erklärt, es sei gefährlich für Homosexuelle und queere Menschen, nach Florida zu reisen: "LGBTI*-Menschen in Florida befinden sich jeden Tag in einem Ausnahmezustand.“ An anderer Stelle wurde zudem der Notstand für die LGBTI*-Community in den USA ausgerufen.
Das sah zuletzt auch Popsuperstar Elton John so, der explizit zu den jüngsten Gesetzen in Florida vor wenigen Wochen bereits erklärt hatte: „Das ist einfach unglaublich. Wir scheinen einen Rückschritt zu machen. Und das breitet sich aus. Es ist wie ein Virus, unter dem die LGBTI*-Bewegung leidet. Es ist eine wachsende Welle von Wut und Homophobie, die in ganz Amerika herrscht.“
Anderenorts reagierten prominente Stimmen aus der Community auch mit viel Sarkasmus – die transsexuelle Journalistin und Aktivistin Erin Reed schrieb so in einen X-Tweet mit Blick auf die Verbotsgesetze bei öffentlichen Toiletten für Trans-Frauen im US-Bundesstaat: „Besuchen Sie Orlando, wo man verhaftet werden kann, wenn man die Toilette benutzt!“