Direkt zum Inhalt
Kommt nach Orlando?!
Rubrik

Kommt nach Orlando?! Trotz der Homophobie des Gouverneurs hoffen die Gay-Hochburgen im Bundesstaat auf viele Urlauber

ms - 18.08.2023 - 11:00 Uhr

In der amerikanischen LGBTI*-Community weiß man in diesen Tagen nicht, ob man eher lachen oder doch weinen soll – Grund dafür ist ein einminütiger Radiowerbespot, der landesweit derzeit für Orlando als Urlaubsziel wirbt. Dabei wird gezielt die LGBTI*-Community als Kundschaft angesprochen.

Hassgesetze contra LGBTI*-Werbung?

Ein Paradox, bedenkt man, dass der Gouverneur des Bundestaates, Ron DeSantis, vor einem guten Jahr mit dem sogenannten „Don´t Say Gay“-Gesetz neue Richtlinien an allen Schulen etabliert hat, die explizit LGBTI*-Themen komplett verbieten. In diesem Jahr dann erließ der selbsternannte "Sheriff von Florida" ein weiteres homophobes Gesetz, welches es Ärzten erlaubt, Homosexuelle als Patienten abzulehnen, wenn sie sich dabei in ihrem religiösen Glauben verletzt fühlen.

Du bist willkommen, so wie du bist – wirklich?

Der Radiospot indes preist nun gutgelaunt an: „Orlando, eine Stadt, die bereit ist, Dich so willkommen zu heißen, wie du bist. Die Möglichkeiten sind endlos. Und es gibt tolle LGBTI*-Veranstaltungen, bei denen jeder willkommen ist!“ Text sowie Werbekampagne stammen von Visit Orlando, dem offiziellen Tourismusverband der Stadt.

Sprachlosigkeit bei den Verantwortlichen

Nach den ersten entsetzten Reaktionen der amerikanischen LGBTI*-Community auf den seltsamen Radiospot, erklärte die Tourismuschefin Casandra Matej kleinlaut, die Anzeige sei lediglich Teil einer Inklusionsinitiative mit dem Namen „Orlando für alle“. Warum dabei explizit LGBTI*-Menschen angesprochen werden, die per Gesetz im Bundesstaat immer mehr ihrer Grundrechte beraubt werden, konnte auch sie nicht plausibel erklären.

Reisewarnung für Florida

Die Human Rights Campaign – die größte nationale Organisation für LGBTI*-Rechte – sowie der Partnerverbund Equality Florida haben indes eine Reisewarnung für den Sunshine State herausgegeben und erklärt, es sei gefährlich für Homosexuelle und queere Menschen, nach Florida zu reisen: "LGBTI*-Menschen in Florida befinden sich jeden Tag in einem Ausnahmezustand.“ An anderer Stelle wurde zudem der Notstand für die LGBTI*-Community in den USA ausgerufen.

Das sah zuletzt auch Popsuperstar Elton John so, der explizit zu den jüngsten Gesetzen in Florida vor wenigen Wochen bereits erklärt hatte: „Das ist einfach unglaublich. Wir scheinen einen Rückschritt zu machen. Und das breitet sich aus. Es ist wie ein Virus, unter dem die LGBTI*-Bewegung leidet. Es ist eine wachsende Welle von Wut und Homophobie, die in ganz Amerika herrscht.“

Anderenorts reagierten prominente Stimmen aus der Community auch mit viel Sarkasmus – die transsexuelle Journalistin und Aktivistin Erin Reed schrieb so in einen X-Tweet mit Blick auf die Verbotsgesetze bei öffentlichen Toiletten für Trans-Frauen im US-Bundesstaat: „Besuchen Sie Orlando, wo man verhaftet werden kann, wenn man die Toilette benutzt!“

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Neues Gesetz nach Attentat

Mehr Schutz vor Terroranschlägen

Nach dem Tod ihres schwulen Sohnes beim Attentat des Ariane Grande-Konzerts kämpfte eine Mutter für mehr Schutz: Jetzt tritt Martyns Gesetz in Kraft!
Gerichtsfall um US-Polizistin

Lesbische Frau gewinnt vor Gericht

Ein Urteil mit Signalwirkung: Eine lesbische US-Polizistin bekommt zehn Millionen US-Dollar Schadensersatz wegen Mobbing und Diskriminierung.
Schwerpunkte des LSVD+

Mitgliederversammlung in Berlin

Der Verband Queere Vielfalt LSVD+ hat jetzt Kernpunkte seiner queeren Lobbyarbeit für die kommenden Jahre unter einer neuen Regierung festgesetzt.
Krise im Gesundheitswesen

LGBTIQ+ am Weltgesundheitstag

Zum heutigen Weltgesundheitstag zeigt sich: Viele LGBTIQ+-Menschen erleben oft Stigmatisierungen, Vorurteile und Unwissenheit im Gesundheitswesen.
Haftstrafe für George Santos?

Sieben Jahre Gefängnis gefordert

Es wird ernst für George Santos: Der einzige schwule Vorzeige-Politiker aus New York soll für rund 7 Jahre ins Gefängnis für Veruntreuung und Betrug.
UNAIDS: Hilfe aus Deutschland

Regierung zahlt 1,2 Millionen Euro

Deutschland wird die HIV-Organisation UNAIDS mit weiteren 1,2 Millionen Euro für LGBTIQ+-Vereine unterstützen, nachdem die USA Gelder gestoppt haben.
T-Mobile beendet Diversität

US-Regierung setzt sich durch

T-Mobile beendet Diversität: Die US-Tochter der Telekom stellt auf Forderung der US-Regierung alle Programme für Gleichberechtigung und Inklusion ein.
Bundespräsident kritisiert USA

Keine Gleichstellung von LGBTIQ+

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnte jetzt vor der queer-feindlichen Trump-Regierung und vor Hassverbrechen gegen LGBTIQ+ in Deutschland.
Homo-Ehen in Europa

EU stärkt Rechte Homosexueller

EU-Mitgliedsstaaten müssen Homo-Ehen anerkennen, erklärte jetzt der Generalanwalt des Europäischen Gerichtshofs. Ein finales Urteil folgt noch 2025.