Politischer Druck Kansas: Hochschulen stellen LGBTIQ+- und DEI-Programme ein
Vergangene Woche wurde bekannt, dass staatliche Universitäten im US-Bundesstaat Kansas künftig auf sämtliche LGBTIQ+- und Diversity-Programme verzichten müssen. Die Universitäten Kansas State University und University of Kansas setzen damit eine neue gesetzliche Vorgabe um, die von der republikanisch dominierten Legislative verabschiedet und von Gouverneurin Laura Kelly, einer Demokratin, unterzeichnet wurde. Von diesen Maßnahmen direkt betroffen sind neben queeren Einrichtungen auf den Campus auch Angebote zur Förderung von Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion (DEI).
Gesetzliche Vorgaben und erste Reaktionen
Die Grundlage für den Kurswechsel bildet der Senate Bill 125, ein Gesetzespaket zum Staatshaushalt, das Ende Juli in Kraft tritt. Ein Absatz darin verpflichtet alle staatlichen Institutionen einschließlich der Hochschulen ihre Aktivitäten im Bereich Diversity, Equity und Inclusion zu beenden. Dazu gehört auch ein Verbot, geschlechtsbezogene Pronomen oder Hinweise auf sogenannte „Gender-Ideologie“ in offiziellen E-Mail-Signaturen zu verwenden. Auffällig: Weder die Begriffe DEI noch „Gender-Ideologie“ werden im Gesetz klar definiert.
Die Reaktion der Universitäten erfolgte schnell: Die Kansas State University gab bekannt, das LGBTIQ+-Zentrum „Spectrum Center“ zum Monatsende zu schließen, betonte aber weiterführende Unterstützungsangebote im Rahmen der allgemeinen Studienberatung. Die University of Kansas wies Mitarbeitende und Studierende an, bis Ende Juli alle persönlichen Pronomen aus ihren Signaturen zu entfernen und bestehende DEI-Programme einzustellen.
Politischer und gesellschaftlicher Hintergrund
Der Beschluss ist eingebettet in eine landesweit erstarkende Bewegung gegen Diversitätsprogramme an Hochschulen. Während Forscherinnen und Forscher betonen, dass DEI-Initiativen messbar zu gerechteren Studienbedingungen und einer besseren akademischen Leistung beitragen, sehen konservative Kräfte darin ideologisch motivierte Eingriffe. Seit 2023 haben mindestens 22 US-Bundesstaaten Regelungen erlassen oder DEI-Programme an öffentlichen Bildungseinrichtungen eingeschränkt. Kansas reiht sich hier in eine wachsende Zahl republikanisch geführter Bundesstaaten ein, darunter Texas und Florida, die in 2024 durch ähnliche Beschlüsse Aufmerksamkeit erhielten.
Befürworterinnen und Befürworter der Maßnahmen argumentieren, öffentliche Gelder dürften nicht zur „Förderung politischer Agenden“ verwendet werden. Kritiker verweisen jedoch auf die Gefahr wachsender Diskriminierung und fehlender Anlaufstellen für marginalisierte Gruppen. Die Kansas-Gouverneurin Laura Kelly, die als Unterstützerin der LGBTIQ+-Community und als Kritikerin früherer diskriminierender Gesetze galt, ließ eine ähnliche Anti-DEI-Regelung 2024 stillschweigend passieren, nachdem sie im Gesetzgebungsprozess politische Niederlagen einstecken musste.
Stimmen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft
Nicht nur lokale Betroffene, sondern auch nationale Expertinnen und Experten melden Bedenken an. Einzelne Studierende sorgen sich vor dem Verlust sicherer Räume und der Sichtbarkeit queerer Identitäten. In den Sozialen Medien regt sich Protest gegen die gesetzlich geforderte Unsichtbarmachung persönlicher Pronomen.
Zu beobachten ist zudem, dass das Hochschulpersonal in Unsicherheit über die Auslegung der Vorgaben verbleibt. Lehrende warnen davor, dass die Universität so akademische Selbstbestimmung und Weltoffenheit schwäche. Verstärkt wird dies durch Umfragen, laut denen nach Einführung ähnlicher Maßnahmen in anderen US-Bundesstaaten das Zugehörigkeitsgefühl unter Minderheitengruppen nachweislich schrumpfte.
Folgen für Kansas
Das Aus für LGBTIQ+-Zentren und DEI-Programme markiert für die Hochschullandschaft in Kansas einen Wendepunkt. Während Universitätsleitungen betonen, auch künftig die Bedürfnisse aller Studierenden im Blick zu behalten, fehlen absehbar spezialisierte Unterstützungsangebote, die nachweislich positive Effekte auf das Studienklima hatten. Nationale Hochschulverbände warnen zudem vor negativen Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Universitäten, da vielfältige und inklusive Campuskulturen internationale Talente anziehen.
Rechtsexpertinnen und Experten halten die weitgehende Unbestimmtheit und das Eingreifen in universitäre Autonomierechte für potenziell verfassungswidrig. Erste Klagen in vergleichbaren Fällen laufen bereits an, ihre Ergebnisse könnten prägend für die künftige Ausgestaltung von Bildungspolitik in den gesamten USA werden.