Zündstoff in England Kirche von England soll offen für Schwule und Lesben sein, fordert ein schwuler Priester
Seit Monaten kämpft die Kirche von England um ihre Existenz und sieht sich einer schier unlösbaren Zerreißprobe ausgesetzt – während einerseits die britische Regierung die Gleichberechtigung von Homosexuellen einfordert und anderenfalls mit dem Entzug sämtlicher kirchlicher Sonderrechte droht, stellen sich viele Gruppen innerhalb des Kirchenbündnisses vor allem aus den afrikanischen Ländern strikt gegen jedwede Rechte für Schwule und Lesben, insbesondere derzeit angedachter Segnungen. Eine Lösung in diesem Konflikt scheint kaum möglich.
Die Kirche von England darf nicht ausschließen
Nun bringt ein schwuler, schwarzer Priester erneut Zündstoff in die Debatte – in einem offenen Brief fordert er vom höchsten Kirchenbeauftragten, dem Erzbischof von Canterbury, dass die Kirche von England endlich alle LGBTI*-Menschen in vollem Umfang einbeziehen müsse. Pater J. A. Robinson-Brown veröffentlichte sein Schreiben auf X im Vorfeld der Generalsynode der englischen Kirche im November dieses Jahres. Die Kirche dürfe nicht weiter „urteilen oder ausschließen“, sondern müsse lieben!
„In Jamaika drohen jemandem wie mir zehn Jahre Gefängnis mit Zwangsarbeit, nur weil er schwul ist. Hier in dieser Kirche im Jahr 2023, der Kirche von England, kann ich keinen gleichgeschlechtlichen Mann heiraten, werde diszipliniert, wenn ich Paare in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung segne, und lebe in einer Kirche, die mir vorschreibt, als schwuler Mann zölibatär zu leben, damit ich nicht wieder diszipliniert werde", so Robinson-Brown.
Die Kirche steckt in Schwierigkeiten
Die Kirche stecke mit dieser Haltung inzwischen in großen Schwierigkeiten, so der schwarze Priester weiter: „Nicht, weil ich als schwuler, schwarzer Mann das sage, sondern weil jede Bewegung, die Jesus in ihrem Zentrum hat und seine Botschaft der radikalen Liebe derart verleugnet, nur in großen Schwierigkeiten stecken kann!“
Motiviert wurde Robinson-Brown für seinen Schritt auch von einem Brief eines Sklaven aus dem Jahr 1723, den er in der Bibliothek des Lambeth Palace gelesen hatte. Darin bat der Sklave den Erzbischof von London, ihm seine „Würde und seinen Wert“ zurückzugeben. Auch heute müsse die Kirche im Sinne der christlichen Lehre „an der Seite der Unterdrückten, der Ausgestoßenen und der Ausgegrenzten“ stehen, so Robinson-Brown weiter.
Aktuell ist im Gespräch, dass Segnungen von Homosexuellen möglicherweise ab 2025 in der Kirche von England gestattet werden könnten – ähnliches plant auch die Mehrheit der deutschen Bischöfe, sehr zum Missfallen des Vatikans sowie einzelner Hardliner in Deutschland.