Direkt zum Inhalt
Warnung vor Rechtsradikalen
Rubrik

Warnung vor Rechtsradikalen Neonazi-Szene wird jünger und gewaltbereiter – Feindbild sind Homosexuelle

ms - 10.04.2025 - 11:00 Uhr

In wenigen Tagen startet Ende April die diesjährige Pride-Saison, vor allem in den ostdeutschen Bundesländern herrscht unter den CSD-Veranstaltern eine erhöhte Aufmerksamkeit, um mögliche Attacken von Rechtsextremen und Aufmärsche von Neonazis wie bei einigen Pride-Veranstaltungen in den letzten Jahren zu verhindern und vor allem in erster Linie die Teilnehmer zu schützen. Der Verfassungsschutz in Brandenburg hat sich nun mit einer Warnung zu Wort gemeldet. 

Rechtsextreme Jugendliche 

Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur erklärte Verfassungsschutzchef Jörg Müller mit Blick auf die rechtsextreme Szene: „Seit 2024 sehen wir ein neues Phänomen, denn die Anhänger sind sehr jung. Sie erinnern sehr stark an die Szene Anfang der 90er-Jahre, die Skinhead-Bewegung.“ Bei den CSDs in Brandenburg nahm die Polizei so im letzten Jahr die Personalien von Minderjährigen ab 14 Jahren auf, die in der Gruppe der Rechtsextremisten mitliefen. Die jungen Mitglieder der Neonazi-Szene seien zudem außerdem auffallend gewaltbereit, so Müller weiter. Auch die Beratungsstelle Opferperspektive erklärte, dass es sich um eine neuartige, rechte Jugendkultur mit hohem Gewaltpotenzial handele. 

Sicherheit der Community 

Ein Negativbeispiel aus dem letzten Jahr ist der Aufmarsch von 680 Rechtsextremisten beim CSD im sächsischen Bautzen. Die Lesben- und Schwulen-Union, kurz LSU, fragte dazu nach: „Die Politik muss sich fragen, ob sie im Bund und in den Ländern genug für den Schutz von LSBTIQ* tut.“ Und der scheidende Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, hatte betont: „Unsere Demokratie wird auch auf den CSDs verteidigt. Die Attacken von Neonazis gegen den CSD in Bautzen waren ein gezielter Einschüchterungsversuch. Ich bin erschrocken, dass Menschen, die friedlich für Freiheit und Demokratie auf die Straße gehen, so attackiert werden.“ 

Feindbild: Homosexuelle und Linke 

Die jungen Neonazis hätten dabei ein sehr militantes Auftreten inklusive Bomberjacken und Schnürstiefel, sind gut im digitalen Raum organisiert und geben ihren Gruppen martialische Namen wie „Jung und stark“, „Letzte Verteidigungswelle“ oder auch „Störtrupp“. Homosexuelle, linkspolitische Menschen, Pädophile und Migranten seien die Feindbilder dieser Vereinigungen. Zwar handele es sich bisher nur um Gruppen in zweistelliger Größe, allerdings können diese bundesweit via Internet mehrere hundert Anhänger mobilisieren, wenn es beispielsweise gegen CSDs geht. „Wir nennen es gewaltbereite, subkulturelle Neonationalsozialisten“, so Müller. 

Dabei schrecken die jungen Rechtsextremisten auch immer seltener vor Brandstiftung und Gewalt bis hin zu möglichen Sprengstoffanschlägen zurück. „Was ist mit einem Straftäter, der mit 15 eine Scheibe eines Flüchtlingsheims einwirft? Was macht der dann mit 18?“, betont der Verfassungschef weiter. Mit einem noch größeren Informations- und Ausstiegsangebot an Schulen wolle man den jüngsten Entwicklungen jetzt entgegenwirken. 

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Die digitale Gefahr

Gefährdungslage für Jugendliche

Corona ist längst vorbei, doch für LGBTIQ+-Jugendliche sind digitale Anfeindungen noch immer Alltag, vor allem auch sexuelle Attacken.
Neue Kritik an der FIFA

Appell von queeren Verbänden

Queere Verbände wollen nun mittels einer Petition die Fußballmeisterschaft 2034 in Saudi-Arabien verhindern und rufen zum Boykott auf.
Späte Rache

High Noon im Lehrerzimmer

Rache wird am besten kalt serviert? Das dachte sich wohl eine ehemalige lesbische College-Schülerin, die sich nun für den Job ihres Peinigers bewirbt.
Keine Lust auf Jobs vor Ort

Gen-Z setzt besondere Prioritäten

Streaming während der Arbeitszeit im Home Office? Für die junge queere Generation denkbar - aber auch sinnvoll oder nicht?! Experten sind sich uneins.
Schwulen Rückenansichten

Amüsante Spekulationen in den USA

Amüsante Spekulationen: Die US-Presse fragt sich derzeit, ob in Caspar David Friedrichs Bildern eine homoerotische Komponente mitschwingt.
Bedenken bei E-Patientenakte

Kritik von LSVD+ und Aidshilfe

Ende April kommt die E-Patientenakte bundesweit. Bedenken aus der queeren Community wurden kaum ausgeräumt, so LSVD+ und Hamburger Aidshilfe.
Forderungen an die EU

Pride-Verbot in Mitteleuropa

Wann und wie reagiert die EU auf das Pride-Verbot in Ungarn? Mehrere EU-Parlamentarier fordern jetzt ernsthafte Konsequenzen seitens der EU.
Neue Fälle der Dating-Masche

Opfer aus Hessen und Österreich

Erneut wurden zwei Schwule Opfer der Dating-Masche, die mutmaßlichen Täter sind junge Männer. Die Taten geschahen in Wiesbaden und Wien.
"Wir verlieren dadurch an Akzeptanz"

Kritik von Valerie Wilms

Die vermutlich erste trans* Frau im Deutschen Bundestag, Valerie Wilms, übt Kritik am Selbstbestimmungsgesetz sowie an den Grünen.