Wandel in Tschechien? Bevölkerung spricht sich mehrheitlich für Homo-Ehe aus
Rund 60.000 Menschen zogen am Wochenende bei der Pride-Demonstration durch Prag und forderten ein Umdenken in puncto Gay-Rechte. Eine neue Studie zeigte dabei überdies auf, dass sich inzwischen auch die Mehrheit der Tschechen für die Gleichberechtigung von Homosexuellen ausspricht.
Forderung nach Homo-Ehe
An der „Prague Pride“-Parade am vergangenen Samstag nahmen auch Tschechiens Innenminister Vít Rakušan und Außenminister Jan Lipavský teil. Das Kernthema auch in diesem Jahr blieb dabei die Forderung nach der Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Bereits seit rund vier Jahren wird im Parlament darüber gestritten, zuletzt im Sommer 2022 hatten Abgeordneten mehrerer Parteien erneut einen Vorstoß gewagt. Die entsprechende Gesetzesvorlage hat auch in erster Lesung im Parlament eine Mehrheit erhalten, doch konservative Politiker und vor allem auch die christlichen Kirchen versuchen weiterhin, das Gesetz noch immer zu verhindern – der Ausgang ist bis heute völlig offen.
Wie wichtig sind noch Traditionen?
Die Demonstranten in Prag forderten indes jetzt, dass die eingetragenen Lebenspartnerschaften gleichgeschlechtlicher Paare, die seit 2006 möglich sind, endlich der klassischen Ehe gleichgestellt werden sollten. Die Parade selbst war dabei der Höhepunkt des 13ten sogenannten Menschenrechtsfestivals der LGBTI*-Community in Prag. Als Thema wurde der Begriff „Traditionen“ ausgerufen und die Frage gestellt, welche Funktion diese noch heute für die Gesellschaft haben.
58 Prozent der Tschechen für Homo-Ehe
Dazu passend zeigte eine neue repräsentative Umfrage vom Frühjahr 2023 aus Tschechien (Institut CVVM) auf, dass die Mehrheit der Bürger sich inzwischen klar für eine Ehe-Öffnung für Homosexuelle ausspricht – 58 Prozent sagten Ja zur Ehe für Schwule und Lesben, nur noch 38 Prozent sind dagegen. Noch eindeutiger sind die Zahlen mit Blick auf eine mögliche Stiefkindadoption – 77 Prozent der Tschechen befürworten dies bei homosexuellen Paaren. Seit 2016 steht dies bereits Schwulen und Lesben offen.