Direkt zum Inhalt
Verbot von Leihmutterschaft

Verbot von Leihmutterschaft Staatliche Homophobie oder Schritt zur Stärkung von Frauenrechten?

ms - 27.07.2023 - 11:00 Uhr
Loading audio player...

Die italienische Regierung will ihre gesetzlichen Richtlinien in puncto Leihmutterschaft verschärfen – für einige LGBTI*-Aktivisten ist dies der nächste direkte Angriff der rechtskonservativen Regierungschefin Georgia Meloni auf Homosexuelle. Nachdem die Ministerpräsidentin bereits gegen Regenbogenfamilien im eigenen Land sowie gegen LGBTI*-Flüchtlinge vorgeht, sei dies nun der nächste Schlag: Das italienische Parlament votierte für ein Verbot von Leihmutterschaften auch im Ausland.

Keine „Gebärmutter zur Miete“

Die Regierung setzt damit einen Gesetzentwurf der postfaschistischen Partei FDI (Brüder Italiens) von Ministerpräsidentin Meloni um, der final noch vom Senat bestätigt werden muss. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Partei, Elisabetta Gardini, erklärte dazu, dass mit Leihmutterschaften die „Würde der Frau verletzt und die Rechte der Kinder mit Füßen getreten“ würden. Es dürfe kein Anrecht auf eine „Gebärmutter zur Miete“ geben.

Italiener, die künftig eine Leihmutterschaft im Ausland beantragen, können in Italien selbst dann strafrechtlich belangt werden. Eine Kollege von Gardini erklärte während der Sitzung, eine Leihmutterschaft sei ein Verbrechen, welches „noch schwerwiegender als Pädophilie“ sei. In Italien selbst sind Leihmutterschaften bereits streng verboten und werden mit Haftstrafen von bis zu zwei Jahren sowie Geldstrafen von bis zu einer Million Euro geahndet.  

Umstrittenes Thema in der Community

Die Meinungen innerhalb der LGBTI*-Community zum Thema Leihmutterschaft sind umstritten. Italienische LGBTI*-Aktivisten erklärten gegenüber der Presse, das geplante Gesetz sei nur ein Vorwand, um staatlich erneut gegen Homosexuelle vorzugehen. Das sei nichts weniger als „staatliche Homophobie“.

In Deutschland erklärte der schwule Interessenverein Just Gay zuletzt gegenüber SCHWULISSIMO: „Es gibt kein Grundrecht auf ein Kind und die Leihmutterschaft ist nichts anderes als eine Ausbeutung von Frauen. Persönliche Wünsche und Befindlichkeiten sind hier nachrangig“, so Gründer Florian Greller.

Zu den bekanntesten internationalen homosexuellen Paaren, die eine Leihmutterschaft in Anspruch genommen haben, gehören der amerikanische Hollywood-Drehbuchautor und Regisseur Dustin Lance Black und sein britischer Ehemann, der olympische Wasserspringer und Weltmeister Tom Daley – sie bekamen per Leihmutterschaft 2018 ihren ersten Sohn Robert, im März dieses Jahres folgte dann ihr zweiter Sohn Phoenix Rose.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Neue Richtlinien beim Dating

Großbritannien verschärft Regeln

Wer ab heute in Großbritannien eine schwule Dating-App öffnen will, braucht eine Altersverifikation - auch als Tourist. Ein Vorbild für Deutschland?
Ende der Antidiskriminierung

Queere Petition als letzte Rettung?

Die EU hat das geplante Antidiskriminierungsgesetz ad acta gelegt, Kritiker befürchten massive Einschnitte, queere Vereine fordern nun ein Umdenken.
Ermittlung gegen Bürgermeister

Vorgehen nach Budapest Pride

Ungarn macht ernst: Budapests Bürgermeister Gergely Karacsony muss kommende Woche zum Polizeiverhör erscheinen, weil er den CSD möglich machte.
Regenbogen über dem Bundesrat

Pride-Flagge wird zum CSD gehisst

Der Streit geht weiter: Der Bundesrat wird zum Berliner CSD die Regenbogenfahne hissen - anders als am Bundestag.
Freiheit für Hernández Romero

125 Tage im Foltergefängnis

Der schwule Maskenbildner Andry Hernández Romero ist frei! Die USA hatte ihn zuvor ohne Prozess in ein Foltergefängnis nach El Salvador abgeschoben.
Peter Schmidt ist tot

Hamburger Designer von Weltruf

Das lila Design von Milka oder ikonische Parfümflakons: In seiner Wahlheimat Hamburg verstarb der schwule Star-Designer Peter Schmidt mit 87 Jahren.
Besserer Schutz im Club

Awareness-Konzept in Wien

40 % der Wiener fühlen sich unsicher beim Clubbing, gerade auch queere Menschen. Ab 2026 wird ein Awareness-Konzept bei Events deswegen zur Pflicht.
Urteil mit großer Bedeutung

Präzedenzfall für US-Queers?

Ein Gericht in Kanada setzte vorerst die Ausweisung eines queeren US-Bürgers aus. Begründung: In den USA könnte es nicht mehr sicher für LGBTIQ* sein.
Hass-Kampagne in der Türkei

Perfide Umfrage in der Bevölkerung

Die Türkei geht mit immer extremeren Mitteln gegen die Community vor, jetzt soll eine perfide Befragung der Bevölkerung den Hass auf LGBTIQ+ befeuern.