Direkt zum Inhalt
Grundsatzurteil zur Frauenfrage

Urteil zur Frauenfrage Bundesschiedsgericht legt Richtlinie fest

ms - 08.03.2023 - 15:00 Uhr
Loading audio player...

Das Bundesschiedsgericht der Grünen hat jetzt in einem Grundsatzurteil darüber entschieden, wann und wie eine Frau definiert wird – die Frage war innerhalb wie außerhalb der Partei mit Blick auf die Quotenregelungen für Frauen bei der Vergabe von politischen Positionen wie beispielsweise auch Bundestagsmandaten aufgekommen. Die Entscheidung darüber hat das Bundesschiedsgericht jetzt veröffentlicht, wie das Redaktions-Netzwerk Deutschland berichtet.

Diskussion um Definition einer Frau

Die klare Linie der Partei ist dabei, dass jede Person als Frau erfasst wird, die sich auch als Frau definiert. Von politischen Gegnern war dabei zuletzt auch mehrfach der Fall der Bundestagsabgeordneten Tessa Ganserer herangezogen worden. Die Trans-Frau aus Bayern war über die Frauenquote nach der Bundestagswahl im Jahr 2021 in den Deutschen Bundestag eingezogen, obwohl Ganserer in ihren offiziellen Dokumenten wie dem Personalausweis noch als Mann geführt wird. Ganserer verweigert bis heute nach eigener Aussage eine Personenstandänderung, weil sie das Verfahren inklusive zweier benötigter psychologischer Gutachten als menschenunwürdig einstuft. Auch deswegen setzt sich Ganserer für das neue Selbstbestimmungsgesetz ein, das künftig einen juristischen Geschlechtswechsel via Sprechakt ermöglichen soll.

Bundesschiedsgericht legt Richtlinien fest

Die bisherige Regelung innerhalb der Partei könne aber missbrauchsanfällig sein, wie einzelne Beispiele zuletzt offenbar auch belegten. Zu einem solchen Vorfall war es hier bei der Vorstandswahl in einem städtischen Kreisverband gekommen. Da einem Mann dort aufgrund der grünen Frauenquote das Amt als Stadtvorsitzender verwehrt werden sollte, erklärte der Mann kurzerhand tags darauf, er sei „ab heute weiblich“. Der Kreisverband ließ die Kandidatur mit der Begründung nicht zu, es handele sich bei dem Mann um einen „verbitterten, frustrierten Kritiker der Frauenrechte“.

Der Fall kam schlussendlich vor das Landesschiedsgericht, das eine Wahlwiederholung anordnete, denn schließlich gelte das Prinzip der Selbstdefinition. Schlussendlich befasste sich deswegen das Bundesschiedsgericht mit dem Fall und legte fest, eine Selbstdefinition als Frau müsse „eindeutig, nicht selektiv und nicht nur vorübergehend“ sein. Es sei nicht ausreichend, dass eine Person nur in bestimmten Zusammenhängen oder zeitweise sich als Frau definiere.

Bereits in den 1980er Jahren führte Bündnis 90 / Die Grünen eine parteiinterne Frauenquote ein. Diese sieht nicht nur die Berücksichtigung von Frauen bei Wahlen vor, sondern hält beispielsweise auch fest, dass bei Versamm­lungen jeder zweite Redebeitrag von einer Frau stammen muss.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Neue Richtlinien beim Dating

Großbritannien verschärft Regeln

Wer ab heute in Großbritannien eine schwule Dating-App öffnen will, braucht eine Altersverifikation - auch als Tourist. Ein Vorbild für Deutschland?
Ende der Antidiskriminierung

Queere Petition als letzte Rettung?

Die EU hat das geplante Antidiskriminierungsgesetz ad acta gelegt, Kritiker befürchten massive Einschnitte, queere Vereine fordern nun ein Umdenken.
Ermittlung gegen Bürgermeister

Vorgehen nach Budapest Pride

Ungarn macht ernst: Budapests Bürgermeister Gergely Karacsony muss kommende Woche zum Polizeiverhör erscheinen, weil er den CSD möglich machte.
Regenbogen über dem Bundesrat

Pride-Flagge wird zum CSD gehisst

Der Streit geht weiter: Der Bundesrat wird zum Berliner CSD die Regenbogenfahne hissen - anders als am Bundestag.
Freiheit für Hernández Romero

125 Tage im Foltergefängnis

Der schwule Maskenbildner Andry Hernández Romero ist frei! Die USA hatte ihn zuvor ohne Prozess in ein Foltergefängnis nach El Salvador abgeschoben.
Peter Schmidt ist tot

Hamburger Designer von Weltruf

Das lila Design von Milka oder ikonische Parfümflakons: In seiner Wahlheimat Hamburg verstarb der schwule Star-Designer Peter Schmidt mit 87 Jahren.
Besserer Schutz im Club

Awareness-Konzept in Wien

40 % der Wiener fühlen sich unsicher beim Clubbing, gerade auch queere Menschen. Ab 2026 wird ein Awareness-Konzept bei Events deswegen zur Pflicht.
Urteil mit großer Bedeutung

Präzedenzfall für US-Queers?

Ein Gericht in Kanada setzte vorerst die Ausweisung eines queeren US-Bürgers aus. Begründung: In den USA könnte es nicht mehr sicher für LGBTIQ* sein.
Hass-Kampagne in der Türkei

Perfide Umfrage in der Bevölkerung

Die Türkei geht mit immer extremeren Mitteln gegen die Community vor, jetzt soll eine perfide Befragung der Bevölkerung den Hass auf LGBTIQ+ befeuern.