Urteil in Katar Nach Folter und Misshandlung wird ein 44-jähriger Schwuler zu Geldstrafe verurteilt
Einmal mehr zeigt Katar sein wahres Gesicht in puncto Homosexuellenrechte: Der britisch-mexikanische Staatsbürger Manuel Guerrero Aviña (44) wurde jetzt zu sechs Monaten Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von umgerechnet rund 2.500 Euro verurteilt. Offizieller Urteilsgrund ist der Besitz von Drogen. LGBTI*-Verbände sowie auch seine Familie stellen klar, Aviña sei über die schwule Dating-App Grindr bewusst in eine Falle gelockt worden, an dem schwulen Mann sollte offensichtlich ein Exempel statuiert werden.
Grindr-Falle schnappt zu
Die Polizei im Emirat haben dem 44-jährigen, HIV-positiven Angestellten der Qatar Airways dabei online mit einem Fake-Profil eine Falle gestellt – als dieser sich daraufhin mit einem vermeintlichen anderen schwulen Mann treffen wollte, schnappte die Falle dann im Februar dieses Jahres in Doha zu. Über zwei Monate lang saß Aviña daraufhin im Gefängnis, anschließend wurde ihm die Ausreise verweigert. Eine ausreichende medizinische Versorgung mit HIV-Medikamenten erfolgte offenbar ebenso nicht.
Ob bei dem Mann tatsächlich Drogen gefunden wurden, ist höchst umstritten – die Ermittlungsbehörden in Katar behaupten dies, Aviña beteuert, ihm wurden gewisse Substanzen untergeschoben. Warum die Polizisten allerdings über die schwule Plattform Grindr nach vermeintlichen Drogenbesitzern suchten, konnte nicht beantwortet werden.
Folter und Misshandlungen
In Katar sind homosexuelle Handlungen bis heute illegal und können mit bis zu sieben Jahr Haft bestraft werden. Das relativ milde Urteil einer Bewährungsstrafe dürfte dabei durchaus auch auf den international diplomatischen Druck zurückzuführen sein, den der Fall ausgelöst hatte. Aviña erklärte online, er sei trotzdem enttäuscht über dieses Urteil, das überdies unfair sei – er habe kein ordnungsgemäßes Verfahren bekommen.
Mehr noch, in Polizeigewahrsam sei er misshandelt und gefoltert worden, um die Kontaktdaten von anderen schwulen Männern im Emirat preiszugeben und diverse Dokumente zu unterzeichnen, ohne deren Inhalt zu kennen. Der Mythos eines angeblich schwulenfreundlichen Katars, der uns während der Fußballweltmeisterschaft 2022 fortwährend erzählt wurde, dürfte damit erneut Risse bekommen haben.