Direkt zum Inhalt
Schuldspruch im Mordfall Chiloba
Rubrik

Urteil im Mordfall Chiloba LGBTI*-Community betont Wichtigkeit des Falles für Homosexuelle in Kenia

ms - 09.12.2024 - 14:00 Uhr

Der Fall sorgte 2023 international für Schlagezeilen: Der schwule Aktivist und Mode-Designer Edwin Chiloba (25) war Anfang 2023 in Kenia tot in einer Kiste aufgefunden worden. Zunächst deutete alles auf eine homophobe Tat aus Hass hin, dann zeigten die Indizien in eine völlig andere Richtung: Nun wurde Chilobas Freund vom Obersten Gericht in der Stadt Eldoret des Mordes schuldig gesprochen. 

Ein Leichnam in einer Kiste 

Das Strafmaß gegen den freiberuflichen Fotografen Jacktone Odhiambo soll noch im Dezember bekannt gegeben werden. Der kenianische Richter Reuben Nyakundi betonte bei der Urteilsverkündung, dass zweifelsfrei bewiesen werden konnte, dass Odhiambo den Mord begangen hatte. Forensische Hinweise und DNA-Tests deckten dabei auch eine intime Beziehung der beiden Männer auf. 

Chiloba war nicht nur ein landesweit bekannter Schwulenaktivist, sondern auch ein international gefragtes Model und Designer Im Januar 2023 wurde der 25-Jährige als vermisst gemeldet. Tags darauf fand man seinen Leichnam in einer Metallkiste an einem Straßenrand in Eldoret. Die Entdeckung löste einen nationalen und internationalen Aufschrei aus, mehrere Menschenrechtsorganisationen zeigten sich besorgt über die Gefahren, denen Homosexuelle in Kenia ausgesetzt sind. Amnesty International forderte eine lückenlose Aufklärung des Falles.

Die Ermittlungen hatten schlussendlich ergeben, dass Chiloba zum Jahreswechsel 2022/2023 ermordet worden war. Pathologe Dr. Johansen Oduor bestätigte dabei vor Gericht, dass der junge Mann erstickt worden ist. Der 25-Jährige war mit einem Socken im Mund geknebelt worden. Insgesamt wurden im Prozess 22 Zeugen vernommen. 

Bitterer Erfolg für die Community

Für die LGBTI*-Community ist der Fall trotz seiner Tragweite einer grausamen homosexuellen Beziehungstat insofern ein Meilenstein im Land, weil erstmals die Rechte von Homosexuellen gleichwertig anerkannt worden sind. In einem fairen und unabhängigen Verfahren war über den Fall verhandelt worden – eine Selbstverständlichkeit, die es in Kenia bisher so nicht gab.  

Ivy Werimba, die Kommunikations-Beauftragte eines Bündnisses von 16 LGBTI*-Organisationen im Land (galck+), betonte so gegenüber der Deutschen Welle: „Es ist Gerechtigkeit, die lange auf sich warten ließ. Das System war bisher nicht der Meinung, dass sich die Justiz wirklich um die Community kümmern muss oder sollte. Es ist wirklich großartig, dass wir endlich ein Urteil haben, das deutlich macht, dass es nichts Besonderes ist, wenn homosexuelle Menschen sagen, dass sie ihre Rechte einfordern. Wir sind auch kenianische Bürger, die ihr eigenes Leben leben und Dinge erleben, bei denen wir uns von unseren Institutionen Hilfe wünschen. Dieses Urteil ist ein Zeichen des Fortschritts und zeigt, dass queere Menschen von verschiedenen Institutionen, insbesondere der Justiz, wahrgenommen werden.“

Homosexuelle Handlungen sind in Kenia bis heute illegal, auch wenn jüngste Urteile die Verfassungsmäßigkeit der Verbote generell in Frage stellen. Gleichzeitig versuchte die Regierung zuletzt mehrfach, die bestehenden Gesetze gegen Schwule und Lesben sogar noch zu radikalisieren – bis hin zur Todesstrafe. 

Auch Interessant

Kokain in der Community

Warnung vor „Kokainschwemme“

Kokain in der Gay-Community: Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung warnte jetzt vor einer „Kokainschwemme“ in Deutschland.
Ehe für alle in Thailand

1.000 Paare sagen heute Ja!

Große Freude in Thailand: Ab heute können Schwule und Lesben im südostasiatischen Land heiraten - das wird mit einer Massenhochzeit zelebriert!
Trump schreibt US-Geschichte

Ein schwuler Mann als Finanzminister

Scott Bessent soll der neue US-Finanzminister werden – er wäre damit der ranghöchste offen Homosexuelle jemals in einer US-Regierung.
LGBTI*-Flüchtlinge

Unterbringung in Hamburg gestoppt

In Hamburg wurde die zentrale Unterbringung von LGBTI*-Flüchtlingen im Stadtteil Winterhude nach Protesten von Nachbarn final gestoppt.
Neue Verbote in den USA

Keine trans* Menschen im Militär

Die Vorbereitungen für ein Trans*verbot beim US-Militär laufen: Bidens Erlass zum Schutz von trans* Menschen im Militärdienst gestrichen.
Ermittlungserfolg in Hessen

Festnahmen nach Dating-Masche

Ermittlungserfolg in Hessen: Fünf Jugendliche wurden festgenommen, die mittels der Dating-Masche schwule Männer überfallen und ausgeraubt haben sollen
Tauchsportler des Jahres

Auszeichnung für Tom Daley

Freude bei Tom Daley: Zum fünften Mal gewinnt der schwule Brite bei den European Aquatics Athlete of the Year Awards.
Politisierung der Sexualität

Neuer Protest-Trend in den USA

Wie politisch ist homosexueller Sex? Die Frage sorgt im Umfeld von Trumps zweiter Amtszeit als Präsident aktuell für Debatten in den USA.
Big Gay Wedding

Kirchliche US-Massenhochzeit

Drei Kirchen in New York wollten jetzt mit einer homosexuellen Massenhochzeit ein Zeichen setzen für mehr Akzeptanz und Toleranz.