Urteil im Mordfall Chiloba LGBTI*-Community betont Wichtigkeit des Falles für Homosexuelle in Kenia
Der Fall sorgte 2023 international für Schlagezeilen: Der schwule Aktivist und Mode-Designer Edwin Chiloba (25) war Anfang 2023 in Kenia tot in einer Kiste aufgefunden worden. Zunächst deutete alles auf eine homophobe Tat aus Hass hin, dann zeigten die Indizien in eine völlig andere Richtung: Nun wurde Chilobas Freund vom Obersten Gericht in der Stadt Eldoret des Mordes schuldig gesprochen.
Ein Leichnam in einer Kiste
Das Strafmaß gegen den freiberuflichen Fotografen Jacktone Odhiambo soll noch im Dezember bekannt gegeben werden. Der kenianische Richter Reuben Nyakundi betonte bei der Urteilsverkündung, dass zweifelsfrei bewiesen werden konnte, dass Odhiambo den Mord begangen hatte. Forensische Hinweise und DNA-Tests deckten dabei auch eine intime Beziehung der beiden Männer auf.
Chiloba war nicht nur ein landesweit bekannter Schwulenaktivist, sondern auch ein international gefragtes Model und Designer Im Januar 2023 wurde der 25-Jährige als vermisst gemeldet. Tags darauf fand man seinen Leichnam in einer Metallkiste an einem Straßenrand in Eldoret. Die Entdeckung löste einen nationalen und internationalen Aufschrei aus, mehrere Menschenrechtsorganisationen zeigten sich besorgt über die Gefahren, denen Homosexuelle in Kenia ausgesetzt sind. Amnesty International forderte eine lückenlose Aufklärung des Falles.
Die Ermittlungen hatten schlussendlich ergeben, dass Chiloba zum Jahreswechsel 2022/2023 ermordet worden war. Pathologe Dr. Johansen Oduor bestätigte dabei vor Gericht, dass der junge Mann erstickt worden ist. Der 25-Jährige war mit einem Socken im Mund geknebelt worden. Insgesamt wurden im Prozess 22 Zeugen vernommen.
Bitterer Erfolg für die Community
Für die LGBTI*-Community ist der Fall trotz seiner Tragweite einer grausamen homosexuellen Beziehungstat insofern ein Meilenstein im Land, weil erstmals die Rechte von Homosexuellen gleichwertig anerkannt worden sind. In einem fairen und unabhängigen Verfahren war über den Fall verhandelt worden – eine Selbstverständlichkeit, die es in Kenia bisher so nicht gab.
Ivy Werimba, die Kommunikations-Beauftragte eines Bündnisses von 16 LGBTI*-Organisationen im Land (galck+), betonte so gegenüber der Deutschen Welle: „Es ist Gerechtigkeit, die lange auf sich warten ließ. Das System war bisher nicht der Meinung, dass sich die Justiz wirklich um die Community kümmern muss oder sollte. Es ist wirklich großartig, dass wir endlich ein Urteil haben, das deutlich macht, dass es nichts Besonderes ist, wenn homosexuelle Menschen sagen, dass sie ihre Rechte einfordern. Wir sind auch kenianische Bürger, die ihr eigenes Leben leben und Dinge erleben, bei denen wir uns von unseren Institutionen Hilfe wünschen. Dieses Urteil ist ein Zeichen des Fortschritts und zeigt, dass queere Menschen von verschiedenen Institutionen, insbesondere der Justiz, wahrgenommen werden.“
Homosexuelle Handlungen sind in Kenia bis heute illegal, auch wenn jüngste Urteile die Verfassungsmäßigkeit der Verbote generell in Frage stellen. Gleichzeitig versuchte die Regierung zuletzt mehrfach, die bestehenden Gesetze gegen Schwule und Lesben sogar noch zu radikalisieren – bis hin zur Todesstrafe.