Urteil in Hamburg Überraschende Wende im Prozess – und eine Bewährungsstrafe für den Vater eines 15-Jährigen
Überraschende Wende im Prozess um einen 47-jährigen Vater aus Billstedt, dem die Zwangsprostitution seines damals 15-jährigen Sohnes vorgeworfen worden war. Laut Anklageschrift sollte der Mann seinen Sohn online mehreren Männern zum Sex angeboten haben, darunter auch mehrfach einem Pastor. So wie zunächst angenommen trug sich der Fall nach Einschätzung der Richter am Hamburger Landgericht allerdings nicht zu.
Überraschung vor Gericht
Unbestritten ist laut Überzeugung des Gerichts, dass es 2022 zu Sex mit mehreren Männern gekommen ist, teilweise im Beisein des Vaters, allerdings konnte der Zwang nicht nachgewiesen werden. Stattdessen verstrickte sich der Sohn im Verfahren offenbar immer wieder in Widersprüche und wich Fragen aus beziehungsweise revidierte und änderte seine ursprünglichen Aussagen mehrfach. Die Richter kamen zu dem Schluss, dass der heute 18-Jährige freiwillig Sex mit den Männern gehabt hatte und auch eigenständig ein Sex-Profil online angelegt haben soll. Laut der Gerichtssprecherin habe der junge Mann gelogen, vermutlich aus Scham oder Rache am Vater.
Bewährungsstrafe für Vater
Der 47-jährige Mann hatte in einer Textnachricht seinen Sohn sogar darum gebeten, mit der Selbstprostitution aufzuhören. Warum der Mann schlussendlich allerdings doch bei sexuellen Akten teilweise anwesend war, ist unklar. Ebenso konnte belegt werden, dass er für die Vermittlung seines Sohnes Geld bekommen hatte. Der Vater habe so von den sexuellen Handlungen des Sohnes profitiert und damit auch seine Fürsorge- und Erziehungspflicht verletzt, zudem sei er der Beihilfe sexuellen Missbrauchs Minderjähriger schuldig. Das Hamburger Landgericht verhängte daher eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren, die zur Bewährung ausgesetzt wurde.
Der evangelische Pastor, der sich mehrfach mit dem damals 15-Jährigen für Sex getroffen haben soll, war nicht Teil des Prozesses. Er wurde von der Nordkirche suspendiert, zudem wurde ein Disziplinarverfahren gegen ihn eröffnet. Wahrscheinlich wird sich der Pastor außerdem in einem separaten Prozess zu den Tatvorwürfen erklären müssen, aktuell läuft ein gesondertes Ermittlungsverfahren.