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Urteil gegen Homo-Jäger!

Urteil gegen Homo-Jäger Die Jugendbande machte via Dating-App Jagd auf ihre schwulen Opfer

ms - 16.11.2022 - 14:38 Uhr
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Das Landgericht Bonn hat heute Mittag das Urteil gegen drei junge Männer gesprochen, die über eine Dating-App gezielt Jagd auf Homosexuelle gemacht hatten, wobei ein schwules Opfer schwer verletzt worden war. Die drei Angeklagten namens Sandro P. , Cem T. und Olsay Y. wurden alle drei zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Fünf Jahre Haft für Haupttäter    

Die drei jungen Täter, die zur Tatzeit noch minderjährig gewesen waren, haben sich nach dem Urteil des Gerichts des gemeinschaftlichen besonders schweren Raubes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung schuldig gemacht. Der heute 19-jährige Anführer der stadtbekannten Jugendbande wurde zudem aufgrund der gemeinschaftlichen räuberischen Erpressung zu einer Freiheitsstrafe von insgesamt fünf Jahren verurteilt. Seine beiden mitangeklagten Freunde wurden zu Einheitsjugendstrafen von drei Jahren und neun Monaten sowie zwei Jahren und neun Monaten verurteilt. Einer der beiden wurde zudem der Sachbeschädigung schuldig gesprochen, er hatte die Fensterscheibe eines Autos eines der Opfer eingeschlagen.

Angeklagt worden waren die drei jungen Erwachsenen in sechs Fällen, jeweils zwei bis vier Fälle konnten ihnen zweifelsfrei nachgewiesen werden. Der Kopf der Jugendgang soll der Polizei bereits durch andere Straftaten bekannt gewesen sein, er war zudem wegen versuchten Totschlags angeklagt – dieser Tötungsvorsatz konnte vor Gericht nicht eindeutig bewiesen werden. Für Schlagzeilen hatten die drei Angeklagten bereits beim ersten Prozesstag Anfang September gesorgt, als alle drei Männer, die inzwischen im Alter von 18 und 19 Jahren sind, selbstsicher vor den Pressefotografen posiert hatten. Von einer tatsächlichen Reue war offenbar bis zuletzt wenig zu erkennen.

Jagd auf Schwule via Planet Romeo

Als noch nicht volljährige Jugendliche schrieb das Trio über die Dating-Plattform Planet Romeo im Sommer 2021 mehrere schwule Männer an und verabredeten sich mit ihnen zu einem Date. Bei den vereinbarten Treffpunkten schlugen die drei jungen Täter dann brutal und ohne Vorwarnung auf ihre Opfer ein, anschließend beraubten sie diese. Eines der Opfer, ein 45-jähriger Mann, erlitt dabei so schwere Kopfverletzungen, dass er bis heute ein Pflegefall ist. Vor Gericht hatte der Mann erklärt: "Wir haben so lange gebraucht, dass wir heute frei leben können und dass viele Sachen sich positiv entwickelt haben und dann passiert so was, was uns in die Steinzeit zurückversetzt. Ich tue ja nichts, wofür ich mich schämen müsste!" Für die Anwältin eines der Opfer, Dagmar Schorn, war bereits früh klar, dass es sich hierbei einwandfrei um “Schwulenhass“ als Tatmotiv handelte. Diese Einschätzung teilen auch mehrere andere Opfer, die drei Angeklagten bestritten dies.

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