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Umdenken nach Doppelmord

Umdenken nach Doppelmord Die Polizei von New South Wales will nach dem Mord an einem schwulen Paar neue Richtlinien einführen - der mutmaßliche Täter war ebenso Polizist

ms - 06.11.2024 - 16:00 Uhr
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Die Polizei von New South Wales (NSW) hat nach dem grausamen Doppelmord an einem schwulen Paar im Februar dieses Jahres in Sydney nun neue Waffenvorschriften erlassen. 

Doppelmord aus Eifersucht 

Der Fall hatte zu Beginn des Jahres für viele Schlagzeilen in Australien gesorgt: Nach Einschätzung der Ermittler soll der 28-jährige Polizist Beau Lamarre-Condon im Februar dieses Jahres in das Haus seines Ex-Freundes, dem Fernsehmoderator und Reporter Jesse Baird (26), eingebrochen sein und ihn sowie seinen Freund Luke Davies (29) aus Eifersucht und Rache nach einem Streit grausam ermordet haben. 

Baird und Davies waren durch ihre offen gelebte Beziehung in den Sozialen Medien sehr bekannt und beliebt. Lamarre-Condon stellte sich schlussendlich der Polizei, nachdem am Tatort gefundene Patronenhülsen ihm zugeordnet werden konnten – er sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Er soll das schwule Paar mit seiner eigenen Dienstwaffe im Haus der beiden Männer im Stadtteil Paddington, Sydney, erschossen und anschließend die beiden Leichen mit einem Lieferwagen entsorgt haben. Später wurden die Körper der zwei toten Männer in einer ländlichen Gegend rund zwei Autostunden von Sydney entfernt aufgefunden, Lamarre-Condon selbst hatte seinen Kollegen den entscheidenden Hinweis gegeben.  

Umdenken bei der Polizei 

Die Polizeipräsidentin von NSW, Karen Webb, hat sich inzwischen eindringlich bei den Familien der Opfer entschuldigt – die polizeilichen Verfahren gegen homophobe Hassverbrechen sowie Prävention hätten in diesem Fall „versagt“, noch dazu, weil der Polizist offenbar so einfach seine Dienstwaffe für den Mord verwenden hatte können. Die Ermittler sprechen inzwischen von einer Beziehungstat. 

Die Polizei richtete in den letzten Monaten eine interne Arbeitsgruppe ein, die neue Richtlinien für die Ausgabe und Lagerung von Schusswaffen festsetzte. Unter anderem soll es jetzt eine Digitalisierung des Waffenverzeichnisses der Polizisten und ein Antragsformular für die Lagerung von Schusswaffen und sonstiger Ausrüstung außerhalb des Dienstgebiets eines Offiziers geben. Die Polizei wird außerdem ein Handbuch für alle Beamten erstellen, die mit Schusswaffen umgehen, sowie für die Genehmigung und Unterbringung von Waffen. „Obwohl die Arbeit noch nicht abgeschlossen ist, bin ich zuversichtlich, dass die Überprüfung und ihre Empfehlungen einen klaren Weg für Verbesserungen in diesem Bereich darstellen“, so Webb. 

Der Fall selbst wird aktuell vor Gericht verhandelt – nach letzten Informationen deutet sich an, dass sich der mutmaßliche Täter Beau Lamarre-Condon vor Gericht geständig bezüglich des zweifachen Mordes sowie häuslicher Gewalt zeigen könnte. 

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