Über 100 Anzeigen gegen Hass Cybermobbing und Cyberhass müssen Konsequenzen haben, fordert Männermodel Felix Nieder
Männermodel Felix Nieder (31) hatte sich vor wenigen Tagen kritisch auf RTL über AfD-Chefin Alice Weidel geäußert und erntete daraufhin binnen kürzester Zeit einen extremen Shitstorm – Hunderte von Hasskommentaren erreichten ihn auf seinen sozialen Medien wie Facebook und Instagram. Nieder wehrt sich jetzt und hat mehr als einhundert Anzeigen gestellt.
„Geh sterben“
Gegenüber dem Medienportal Tag24 erklärte der 31-Jährige, er habe jeden einzelnen Hass-Kommentar bei der Polizei in Schleswig-Holstein angezeigt, auch, um ein Zeichen für die Community zu setzen. „Ich möchte damit Minderheiten schützen und eine Veränderung ins Positive erwirken. Ich selbst habe schon so viel Hass erlebt, Mobbing in meiner Schule – ich bin stark geworden, habe eine große Resilienz aufgebaut. Für mich ist es einfach wichtig zu zeigen, dass Cybermobbing, Cyberhass Konsequenzen hat. Es soll gesehen werden, wie viele Menschen mit Vor- und Nachnamen sich wirklich trauen zu sagen: 'Fick dich' oder 'Geh sterben'.“
Nieder hatte sich zuvor im Rahmen der RTL-Initiative "Woche der Vielfalt" öffentlich geäußert und dabei unter anderem AfD-Chefin Alice Weidel Doppelmoral vorgeworfen, da sie als homosexuelle Frau mit einer Schweizerin mit Migrationshintergrund verheiratet sei: „Sie lehnt die queere und woke Agenda sogar ab, will Regenbogenflaggen abhängen lassen oder schaut bei homophoben Äußerungen durch Björn Höcke einfach weg.“
Polizei nimmt Anzeigen ernst
Zudem betonte der Elmshorner jetzt weiter, dass er von der Polizei ernst genommen worden ist – auch damit möchte er anderen Opfern Mut machen. Rund 90 Prozent aller Fälle von Hass gegen LGBTIQ+-Menschen werden bis heute nicht zur Anzeige gebracht, oftmals schämen sich die Betroffenen oder haben Angst davor, bei der Polizei erneut auf Schikane und Mobbing zu treffen. In Schleswig-Holstein indes gibt es inzwischen eine eigene Anlaufstelle für LGBTIQ+.
Karriere-Star vor vier Jahren
Nieder wurde 2021 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, als ihn die Männerzeitschrift GQ Germany als Mann des Jahres nominierte. Seitdem arbeitete er für mehrere Mode-Unternehmen und sorgte 2022 für Aufsehen bei der Deutschen Fashion Week, als er in einem Brautrock und einem Schild mit der Aufschrift „Love is Love“ über den Laufsteg lief. Er ist seitdem eines der meistgebuchten Männermodels in Deutschland. 2023 veröffentlichte er zudem seine Biografie „Als mein Schwules Ich starb“, darin berichtet er von Mobbingerfahrungen als Kind aufgrund seiner Homosexualität. Zu den jetzt aufgegebenen Anzeigen erklärte der 31-Jährige abschließend: „Ich werde auch weiterhin so vorgehen. Wenn weitere Hass-Kommentare kommen, werden die auch in Zukunft von mir angezeigt, um einfach das Zeichen zu setzen. Um eine Stimme für jeden Einzelnen zu sein, der schon mal Hass erlitten hat oder noch Hass im Leben bekommt.“