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Twitter ändert Richtlinien

Twitter ändert Richtlinien LGBTI*-Organisation GLAAD spricht von „inakzeptablem“ Verhalten

ms - 19.04.2023 - 14:00 Uhr
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Zunächst unbemerkt änderte Twitter offenbar vor einigen Tagen seine Richtlinien bezüglich der Definition von „hasserfülltem Verhalten“. Nachdem die neue Textpassage seit April online ist, meldete sich jetzt die amerikanische LGBTI*-Organisation GLAAD zu Wort und kritisiert das Vorhaben ausdrücklich.

Verunglimpfungen bleiben verboten

Bereits in den letzten Monaten hatte Eigentümer Elon Musk erklärt, er wolle mehr Redefreiheit auf der Social-Media-Plattform ermöglichen. Ein Schritt dahin für Musk dürfte nun die Streichung einzelner Passagen im Bereich des Verhaltens der Nutzer sein, den Twitter bisher nicht geduldet hat. Ein Aspekt dabei ist das sogenannte Deadnaming, also das bewusste Nennen des ehemaligen Namens einer Person, die einen Geschlechtswechsel vollzogen oder sich als nicht-binär definiert hat. In den neuen Richtlinien wird das Deadnaming als hasserfülltes Verhalten offensichtlich nicht mehr explizit genannt, gemeldet werden kann das Deadnaming allerdings nach wie vor.

In den Richtlinien bleibt ebenso bestehen, dass Twitter „wiederholte Verunglimpfungen“ verbietet, die darauf abzielen, mit „negativen oder schädlichen Stereotypen“ andere Menschen zu schaden – einzig die besondere Heraushebung von Trans-Personen in den Richtlinien wurde gestrichen. Andere Plattformen wie TikTok, Pinterest oder Meta benennen in ihren Schutzkriterien LGBTI*-Menschen hingegen allerdings weiterhin.

Weitere Zunahme von Hass im Netz?

Die Geschäftsführerin der LGBTI*-Organisation GLAAD Sarah Kate Ellis erklärte, dass das Verhalten von Twitter „inakzeptabel“ sei, gerade auch, wenn man die „Flut von Desinformationen und Hass“ betrachte, denen sich sowohl LGBTI*-Menschen aber auch Politiker ausgesetzt sehen würden. Twitter selbst soll nach Angaben von NBC News auf Medienanfragen diesbezüglich nur noch mit dem Kothaufen-Emoji antworten. „Twitters Entscheidung, seine langjährige Politik heimlich zurückzudrehen, ist das jüngste Beispiel dafür, wie unsicher das Unternehmen für Nutzer und Werbetreibende gleichermaßen ist. Diese Entscheidung, die LGBTQ-Sicherheit zurückzudrehen, bringt Twitter noch mehr aus dem Gleichschritt mit TikTok, Pinterest und Meta“, so Ellis.

Eine im Februar 2023 von Amnesty International USA, GLAAD und der Human Rights Campaign durchgeführte Umfrage unter LGBTI*-Twitter-Nutzern ergab, dass 60 Prozent der Befragten eine Zunahme von missbräuchlichen und hasserfüllten Äußerungen auf Twitter feststellen.

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