Tweet - Lieber tot als weiter queer Queerpolitische Sprecherin der Linken: „Erschreckend!“
Ein erschreckender Tweet sorgt aktuell in der LGBTI*-Community für Aufsehen. Im Mittelpunkt steht dabei ein 13jähriger anscheinend queerer Junge, der überlegte, Suizid zu begehen, anstatt sich weiter dem queerfeindlichen Mobbing an seiner Schule auszusetzen. In dem Tweet der Polizistin Aenni steht:
„Falls ihr euch fragt, wie weit wir gesellschaftlich sind, in 2022: Habe heute einen 13jährigen von den Bahngleisen begleitet, der sich fast hätte überfahren lassen. Seine Mitschüler haben ihn so krass wegen seiner pinken Fingernägel gehatet und fertig gemacht, dass er lieber sterben als sich dem weiter aussetzen wollte. Sein einziger Kommentar: „Naja, so ist das eben, wenn man queer ist. Dann machen einen alle fertig. Normal.“ Ganz normal? Uff. Leute. Wie traurig ist das bitte?“
Im weiteren Verlauf bestätigt die Polizistin, dass sie zusammen mit dem Jungen bei Instagram gestöbert und ihm gezeigt habe, dass nicht Mobbing und Hass, sondern Vielfalt normal ist. Der minderjährige Junge befindet sich jetzt in psychologischer Betreuung. Schockiert von diesem Bericht zeigte sich in einem ersten Statement auch die queerpolitische Sprecherin der Linken, Kathrin Vogler:
„Erschreckender Thread. Nein, es ist nicht „normal“ queere Jugendliche zu mobben oder zu beleidigen. Und es ist wichtig, dass wir allen beistehen, die von LGBTI*-Feindlichkeit betroffen sind, auch wenn es noch weit undramatischer ist wie in dieser Geschichte.“
Die dramatische Begebenheit dürfte leider kein Einzelfall sein – allein in Deutschland stieg die Zahl der Hassverbrechen gegenüber LGBTI*-Menschen binnen eines Jahres um 39 Prozent an – das geht aus dem aktuellen Jahresbericht der ILGA Europe hervor, die die Menschenrechtlage für Queers in Europa untersucht. Dabei werden zahlreiche Studien und Daten zusammengefasst, um ein umfassendes Bild der aktuellen Lage zu bekommen.
So bestätigt die ILGA auch indirekt die Erlebnisse des 13jährigen queeren Schülers: Gerade die Anti-LGBTI*-Rhetorik ist nach wie vor weit verbreitet und findet die stärkste Anwendung unter Jugendlichen. So hat die ILGA auch das Thema Suizid unter queeren Jugendlichen im Blick - von Land zu Land unterschiedlich haben in Europa zuletzt zwischen 40 und 80 Prozent der LGBTI*-Jugendlichen bereits ernsthaft über Selbstmord nachgedacht. Auch bezüglich Hassreden und der damit verbundenen Gewalt spricht die ILGA von einer „erschreckenden Zunahme“.
In allen Ländern stiegen die Angriffe auf queere Menschen stark an – ganz gleich ob auf der Straße, im öffentlichen Sektor wie Schulen oder im privaten Bereich.
Hier gibt es Hilfe
Die Berichterstattung über Suizid ist ein überaus sensibles Thema. Wir möchten es in KEINSTER Weise glorifizieren oder romantisieren. Viele Menschen, die durch Suizid sterben, leiden an einer psychischen Erkrankung. Wenn es dir nicht gut geht oder du daran denkst, dir das Leben zu nehmen, versuche mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen du dich melden kannst.
Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222.
Weiterhin gibt es von der Telefonseelsorge das Angebot eines Hilfe-Chats. Außerdem gibt es die Möglichkeit einer E-Mail-Beratung. Die Anmeldung erfolgt – ebenfalls anonym und kostenlos – auf der Webseite. Informationen findest du unter: www.telefonseelsorge.de