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Vor zehn Jahren starb der Entertainer

Todestag Dirk Bach Freunde und LGBTI*-Aktivisten gedenken dem Kölner

ms - 30.09.2022 - 17:00 Uhr
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Am ersten Oktober vor zehn Jahren verstarb der beliebte Komiker, Schauspieler und Moderator Dirk Bach plötzlich und unerwartet in einem Berliner Hotelzimmer an Herzversagen. Die Trauer über den Tod des freudig übergewichtigen Kölners ist noch heute in der LGBTI*-Community spürbar – Bach war nicht nur ein kämpferischer LGBTI*-Aktivist, sondern auch einer der beliebtesten offen lebenden Homosexuellen der Bundesrepublik. An diesem Wochenende gedenken Freunde, viele Fans und LGBTI*-Aktivisten an verschiedenen Orten in Deutschland dem einzigartigen Allround-Entertainer.  

Bach sammelte erste berufliche Erfahrungen in der Off-Theater-Szene, die ihn um die halbe Welt führte – von Amsterdam über London bis nach New York. Einem breiteren Publikum fiel er erstmals in Walter Bockmayers kultigem Theaterstück “Geierwally“ auf. Nach weiteren Engagements in Köln erreichte er erstmals mit der “Dirk Bach Show“ auf RTL ein Millionenpublikum. Zu weiteren Publikumslieblingen mauserten sich auch die beiden ZDF-Serien “Lukas“ und “Der kleine Mönch“ Anfang der 2000er Jahre. Bach entwickelte sich immer mehr zu einem Multitalent, spielte, stand auf Bühnen, entertainte vor Kameras und im Fernsehen und sprach viele wunderbare Hörbücher ein, die bis heute absoluten Kultcharakter haben wie beispielsweise das “Urmel aus dem Eis“ oder Walter Moers “Die Stadt der Träumenden Bücher“. Ein absoluter Geheimtipp bis heute bleibt die Kurzgeschichte “Der Fönig“ – Lacher garantiert – über einen König, der alle Fs und Ks vertauscht. Zum absoluten Liebling der LGBTI*-Community wurde er dann auch durch seine Moderation der sehr erfolgreichen RTL-Show “Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ an der Seite von Sonja Zietlow. Das Dream-Team schaffte es mit bissigem Humor stets an der Grenze zur Beleidigungsklage, den Möchtegern-Promis ihr wahres Gesicht zu offenbaren, sehr zur Freude des Publikums.

In sehr vielen Produktionen arbeitete er auch eng mit Hella von Sinnen zusammen, eine seiner besten Freundinnen seit Jugendtagen. Von Sinnen hat in diesen Tagen erst ein Buch über Dirk Bach veröffentlicht, in dem Weggefährten liebevolle Anekdoten aus der Zeit mit dem Entertainer erzählen. Im Gespräch mit dem RND sagte von Sinnen: „Ich finde den Tod wahnsinnig spannend und frage mich: Wo gehen die Leute hin? Wo geht die Seele hin? Das Schöne ist: Die Liebe bleibt, die Menschen sind nie weg.“ Bach war Ehren- und Beiratsmitglied der Aids-Hilfe Köln, durch seine Benefiz-Konzertreihe “Cover me“ wurden in zehn Jahren rund 350.000 Euro für den guten Zweck eingespielt. Das 1996 von Rita Süssmuth und Dirk Bach eingeweihte “Lebenshaus“, ein Hospiz für Menschen mit Aids in Köln, wurde 2013 im Gedenken an den Schauspieler in “Dirk Bach-Haus“ umbenannt. Jahre zuvor im Jahr 2008 hatte Bach bereits für sein Engagement im Kampf gegen HIV den Reminders Day Award erhalten. Seit 2014 befindet sich auf Bachs Grabstätte in Köln auch die Skulptur des Deutschen Comedypreises für die “Beste Moderation“ der RTL-Dschungel-Show. Eigentlich sollten damit 2013 Sonja Zietlow und Bachs Moderations-Nachfolger Daniel Hartwich ausgezeichnet werden, beide lehnten die Annahme des Preises aus Respekt vor Bach allerdings ab, weil dieser nach ihren Aussagen die Ehrung viel mehr verdient hätte.

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