Direkt zum Inhalt
Teufelsaustreibung in Mexiko
Rubrik

Teufelsaustreibung in Mexiko Große Solidaritätswelle mit dem angegriffenen schwulen Paar

ms - 12.01.2023 - 14:00 Uhr

Eine besonders obskure Form der Teufelsaustreibung sorgt in diesen Tagen in der mexikanischen Gay-Community für Erheiterung und Verwunderung. Eine streng gläubige katholische Frau bespritzte vor der Kirche in Toluca westlich von Mexiko-Stadt ein schwules Männerpaar mit Weihwasser, um sie von der Sünde der Homosexualität zu befreien und den “schwulen Teufel“ in ihnen auszutreiben. Mit lautstarken Worten warf die Frau dem schwulen Paar dabei zudem vor, sie würden versuchen, die Jugend Mexikos zur Unmoral zu verführen.  

Skurrile Szene vor der Kirche

Die Szene wurde mit einem Smartphone festgehalten und das Video verbreitet sich derzeit wie ein Lauffeuer unter der schwulen Community des Landes. Die aufgebrachte Einheimische droht darin den beiden schwulen Männern mit der Polizei und drängt sie dazu, sofort den Platz vor der Kirche zu verlassen – das schwule Paar sitzt derweil Arm in Arm ruhig gegenüber dem Kirchengebäude.

Passanten vor Ort versuchen derweil, die aufgebrachte Frau zu beruhigen, erklären ihr: „Die beiden tun doch gar nichts. Sie sitzen nur hier. Es ist schlecht, zu hassen, Lady.“ Vergebens, die Frau alarmiert schlussendlich per Telefon die Polizei, die ihr allerdings noch am Apparat erklärt, dass eine Umarmung von zwei schwulen Männern keine "unmoralische Handlung" sei und sie sich hingegen der Diskriminierung schuldig machen würde. Schlussendlich verschwindet die Frau erfolglos.

Thomas (links) und sein Freund Leonardo (rechts)

Große Solidarität mit dem schwulen Paar

Gegenüber NBC News erklärte Leonardo Hernandez und sein Partner Thomas, dass es ihrer Meinung nach bei der wahren Bedeutung einer Religion darum gehen sollte, Gutes zu tun, respektvoll zu sein, seinen Nächsten bedingungslos zu lieben und frei lieben zu können. Vertreter von Religionen würden diese einfache Botschaft hingegen manchmal in "Hass und Ablehnung einer ganzen Gruppe gegenüber verwandeln, nur weil diese liebt und so ist, wie sie ist".

In den sozialen Medien solidarisieren sich viele Menschen mit dem schwulen Paar, das in Mexiko-Stadt lebt. Die vielen positiven Kommentare zeigten dabei klar auf, dass "wir lernen, die große Vielfalt, die es in dieser Welt gibt, zu akzeptieren. Es ist schwer zu verstehen, dass jemand dich so behandelt, nur weil du frei liebst, aber es gibt definitiv mehr Gutes auf der Welt. Danke an die Behörden und die Leute der Kirche, die beschlossen haben, mit Liebe darauf zu reagieren", so Hernandez weiter.

Regenbogen über ganz Mexiko

Die gleichgeschlechtliche Ehe wurde im vergangenen Oktober in allen 32 Bundesstaaten Mexikos legalisiert. Als der letzte Bundesstaat über die Legalisierung abstimmte, begrüßte der Präsident des obersten mexikanischen Gerichts, Arturo Zaldívar, die Abstimmung ausdrücklich und erklärte: "Das ganze Land erstrahlt jetzt in einem riesigen Regenbogen. Es lebe die Würde und die Rechte aller Menschen. Liebe ist Liebe."

Auch Interessant

Definition einer Frau

Höhepunkt im britischen Rechtsstreit

Das Oberste Gericht in London verhandelt derzeit über die Frage, was genau eine Frau ist - zählen biologische Aspekte oder die Selbstdefinition?
Angriff auf JU-Politiker

Homophobe Attacke in Lüneburg

Eine Gruppe Migranten soll den JU-Politiker Simon Schmidt in Lüneburg brutal attackiert haben: „Wir stechen dich ab!“, riefen sie dabei laut Schmidt.
Denkmalpläne schreiten voran

"Für Capri und Roxi" in Hamburg

Auch das zweite Denkmal für die Community in Hamburg schreitet foran: "Für Capri und Roxi" soll an die Diskriminierung von Schwulen erinnern.
Homophober Hass in Nigeria

Ungestrafte Lynchjustiz gegen Schwule

Lebendig verbrannt oder begraben, zu Tode gefoltert: Die Mob-Gewalt gegen Homosexuelle in Nigeria nimmt massiv zu, die Polizei sieht weg.
Posse um Pride-Uhren

Malaysias Kampf gegen Homosexuelle

Die Posse um die beschlagnahmten Pride-Uhren von Swatch geht in Malaysia in die nächste Runde - die Uhren müssen zurückgegeben werden. Und nun?
Hilfe für US-LGBTI*-Studenten

Raus aus der Hoffnungslosigkeit

Das Dru Project vergibt Stipendien an LGBTI*-Studenten in den USA, damit diese in schwulenfreundliche Regionen umziehen und dort studieren können.
Ende der Diversität

Walmart beendet DEI-Projekte

Nun streicht auch Wlmart alle Diversitäts-Programme im Unternehmen. Mit dem Big Player sei eine Kehrtwende unabdingbar, attestieren Experten.
Bewaffnung der Community

LGBTI*-Menschen in den USA

Bewaffnet sich die LGBTI*-Community in den USA? Waffenhändler und Vereine erleben einen Run auf Waffen von queeren Menschen nach dem Trump-Wahlsieg.
Hoffnung auf schwule Touristen

Reise-Boom nach Thailand?

Nach der Eheöffnung ab Januar 2025 hofft Thailands Tourismusbranche jetzt auf viele schwule Touristen.