Suizid nach Mobbing Fassungslose Trauer in der LGBTI*-Community
Fassungslos und tieftraurig zeigt sich in diesen Tagen die französische LGBTI*-Community, nachdem sich am vergangenen Wochenende ein 13-jähriger Schüler aufgrund von Mobbing das Leben genommen hat. Der Achtklässler vom Collège Louis Armand in Golbey in den Vogesen hatte sich zuvor über seinen TikTok-Account als LGBTI* geoutet und war seitdem ständigen Angriffen seitens der Mitschüler ausgesetzt gewesen.
Mobbing allgegenwärtig
Die Familie des 13-Jährigen Lucas hat sich in dieser Woche bewusst dazu entschlossen, den Fall publik zu machen, um auf den homophoben Hintergrund und das allgegenwärtige Mobbing von Schwulen, Lesben und queeren Menschen an französischen Schulen hinzuweisen. Morgen soll der Jugendliche beigesetzt werden, ein polizeiliches Ermittlungsverfahren untersucht derzeit nach Angaben der französischen Zeitung Têtu die Umstände, die zum tragischen Tod des Jungen führten. Bereits zu Beginn des Schuljahres hatte Lucas zusammen mit seiner Mutter bei einem ersten Treffen zwischen Eltern und Lehrern von homophoben "Hänseleien" berichtet. Auf Rückfrage der Schuldirektorin einige Zeit später habe Lucas dann aber angeblich erklärt, dass sich die Dinge geklärt hätten und er nicht mehr gemobbt werden würde – seine Freunde bestreiten dies allerdings.
Mobbing-Programm half nichts
An der Schule wurde inzwischen auch eine psychologische Beratung eingerichtet, an die sich Schüler und Lehrer des Collège wenden können. "Es gibt wirklich viele Emotionen bei den Erwachsenen, die nichts gesehen haben, die nicht mitbekommen haben, dass es Lucas in letzter Zeit schlecht ging", so Valérie Dautresme, die akademische Direktorin der Bildungsbehörden in den Vogesen gegenüber dem Lokalradio. Offensichtlich griff in diesem Fall auch ein eigens ins Leben gerufene, landesweite Programm gegen Mobbing an Schulen nicht, dass auch am fraglichen Collège mit fast 700 Schülern angewendet wird. In dieser Initiative wird das Schulpersonal darin geschult, Mobbing-Situationen zu erkennen und darauf dementsprechend zu reagieren.
Klage gegen Schule angedacht
Freunde von Lucas äußerten sich gegenüber dem französischen Nachrichtendienst RMC und erklärten, die Schule habe die Situation falsch eingeschätzt, so Mitschülerin Stéphanie: "Er wurde ständig belästigt in Bezug auf seine Kleidung, seine Art zu sein, einfach für das, was er ausstrahlte. Er versteckte sich nicht und das störte einige Leute (...) Seine Mutter hat mehrfach um Hilfe gerufen. Das schulische Umfeld hat nicht reagiert. Lucas war ein Junge, der immer freundlich, aufmerksam, spontan, voller Träume und Leben war." Nach derzeitigem Ermittlungsstand ist davon auszugehen, dass Klage gegen die Schulleitung eingereicht werden wird. Am morgigen Samstag findet die Beisetzung von Lucas statt, außerdem ist eine Mahnwache und einen Trauermarsch zu Gedenken an den 13-jährigen Schüler geben.
Hier gibt es Hilfe
Die Berichterstattung über Suizid ist ein überaus sensibles Thema. Wir möchten es in KEINSTER Weise glorifizieren oder romantisieren. Viele Menschen die durch Suizid sterben, leiden an einer psychischen Erkrankung. Wenn es dir nicht gut geht oder du daran denkst, dir das Leben zu nehmen, versuche mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen du dich melden kannst. Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222.
Mit Beratung steht dir auch der Coming Out Verein via Messenger oder E-Mail unter www.coming-out-day.de zur Seite. Weiterhin gibt es von der Telefonseelsorge das Angebot eines Hilfe-Chats. Außerdem gibt es die Möglichkeit einer E-Mail-Beratung. Die Anmeldung erfolgt – ebenfalls anonym und kostenlos – auf der Webseite. Informationen findest du unter: www.telefonseelsorge.de