Streitfall Pubertätsblocker! Rund 50 medizinische Experten sprechen sich gegen die Blocker aus
Ein Artikel der New York Times sorgt in diesen Tagen in den USA für Aufregung und immer mehr amerikanische Eltern zeigen sich offensichtlich besorgt – das renommierte Blatt veröffentlichte einen ausführlichen Bericht, der zu dem Schluss kommt, dass Pubertätsblocker für Jugendliche in den meisten Fällen schädlich sein können. Konkret heißt es dort: "Es gibt neue Beweise für mögliche Schäden durch die Verwendung von Pubertätsblockern, so die Auswertung wissenschaftlicher Arbeiten und Interviews mit mehr als 50 Ärzten und akademischen Experten auf der ganzen Welt (…) Pubertätsblocker unterdrücken Östrogen und Testosteron, Hormone, die zur Entwicklung des Fortpflanzungssystems beitragen, und beeinflussen auch die Knochen, das Gehirn und andere Teile des Körpers."
Nebenwirkungen werden von zweiter Studie bestätigt
Zu einem sehr ähnlichen, teilweise deckungsgleichen Ergebnis kam bereits im September ein Fachartikel mit über 150 Querverweisen auf medizinische Fachstudien, zusammengetragen von Michael Biggs, außerordentlicher Professor an der Fakultät für Soziologie und am St. Cross College der Universität von Oxford. Biggs zeichnete dabei im Detail nach, wie zweifelhafte Studien aus den Niederlanden bis heute als Grundlage für die leichtfertige Verschreibung von Pubertätsblockern verwendet werden. Bis heute würden laut Biggs immer wieder die massiven und teils lebenslangen Nebenwirkungen von Pubertätsblockern schlicht ignoriert werden. Zudem hält er fest, dass die heutigen Präparate für die Behandlung von Geschlechtsdysphorie nie in dieser Weise zugelassen worden seien, sehr wohl finden die Wirkstoffe aber beispielsweise Verwendung bei der chemischen Kastration von Sexualstraftätern. Laut Biggs sind die negativen Auswirkungen auf den Aufbau der Knochenmasse inzwischen stichhaltig bewiesen, weitere Schäden sind im Bereich kognitiver Fähigkeiten und sexueller Funktionen bei Patienten zu verzeichnen.
Immer mehr Fachärzte üben Kritik an Blockern
Im jüngsten Artikel der New York Times wird mit Bezug auf die interviewten Fachärzte deutlich, dass offenbar immer mehr Experten den Medikamenten zur Unterdrückung der einsetzenden Pubertät äußerst kritisch gegenüberstehen. Die New York Times gab zudem auch eine Analyse von Beobachtungsstudien in Auftrag, die offenbar ebenso aufzeigen, dass bei Jugendlichen das Wachstum der Knochendichte mit Einnahme der Pubertätsblocker stagniert. Zudem mehren sich die Anzeichen, dass auch nach dem Absetzen der Medikamente ein Schaden an den Knochen dauerhaft zurückbleiben könnte. Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch in Großbritannien die Kinderärztin Dr. Hilary Cass, die die New York Times mit den Worten zitiert: "Die schwierigste Frage ist, ob Pubertätsblocker Kindern und Jugendlichen tatsächlich wertvolle Zeit verschaffen kann, um ihre Optionen abzuwägen, oder ob sie Kinder und Jugendliche tatsächlich auf einen Behandlungspfad festlegen."
Viele offene Fragen
Zudem gibt es auch nach wie vor viele offene, wichtige Fragen, wie beispielsweise Dr. Sheri Berenbaum, Leiterin eines US-Gender-Forschungslabors und Professorin für Psychologie, erklärte: „Wenn das Gehirn erwartet, diese Hormone zu einem bestimmen Zeitpunkt zu erhalten, und dies nicht geschieht, was passiert dann? Wir wissen es nicht!“ Und ihre Kollegin Dr. Annelou de Vries, Cheftherapeutin an einer Amsterdamer Klinik, fügte hinzu: „Unsere Sorge ist immer: Wann ist die Geschlechtsidentität fest oder nicht mehr fließend? Und wann verstehen die Betroffenen die lebenslangen Folgen einer solchen Behandlung wirklich?“
Ausmaß der Verschreibungen unklar
Dabei zeichnet die Times auch ein weiteres Problem für die USA auf: Es gibt bis heute keine zentralisierte Nachverfolgung von Blocker-Verschreibungen. Die Krankenversicherungen verzeichnen zwar mehr als eine Verdopplung der Diagnosen von Geschlechtsdysphorie innerhalb von vier Jahren auf über 42.000 Jugendliche im Jahr 2021, darunter knapp 4.800 Jugendliche, die als versicherungspflichtige Leistung bereits Pubertätsblocker verschrieben bekommen haben, doch erfassen die Daten nicht all jene Fälle, in denen die Blocker privat bezahlt worden sind.
Klar scheint, dass viele Ärzte in den Vereinigten Staaten wie aber auch in Europa bereits im ersten Stadium der Pubertät, also bereits im Alter ab 8 Jahren, Pubertätsblocker verschreiben und dann ab dem 12. Lebensjahr eines Kindes zur Verschreibung von Sexualhormonen übergehen. Insgesamt identifizieren sich in den USA nach seriösen Schätzungen laut der New York Times derzeit rund 300.000 Jugendliche im Alter zwischen 13 und 17 Jahren als Transgender, wobei die Anzahl der unter 13-Jährigen zwar als noch einmal signifikant hoch eingestuft wird, sich allerdings derzeit noch nicht seriös beziffern lässt.
Manche Schäden treten erst in vielen Jahren auf
Ein Problem ist dabei auch, dass zwar immer mehr Studien auch mit mehreren hundert jugendlichen Teilnehmern weitere Details zu den Nebenwirkungen aufzeigen, es aber insgesamt vermutlich Jahrzehnte dauern kann, bis sich die massiven Schäden an den Knochen bei den Jugendlichen, die heute Pubertätsblocker einnehmen, vollständig bemerkbar machen. Schweden, Finnland und das Vereinigte Königreich haben die Verschreibung dieser Medikamente an Kinder deswegen inzwischen weitestgehend ganz gestoppt, auch, um seriöse Langzeitstudien zu diesem Thema in die Wege zu leiten.
Ideologiefreie Forschung wird immer schwieriger
Eines stellte die New York Times dabei auch schnell fest, die Situation rund um die Diskussion über Pubertätsblocker ist höchst angespannt, mehr als ein Dutzend Ärzte lehnten es direkt ab, mit der Times ein Interview zu führen und baten auch darum, gar nicht erst genannt zu werden, aus Angst, in einen Shitstorm zu geraten. Natalie Nokoff, Assistenzprofessorin für pädiatrische Endokrinologie an der Universität von Colorado sprach von einem Klima, das einen abschreckenden Effekt auf die Forschung haben könnte: „Dies führt zu Bedenken, dass die wissenschaftliche Forschung von Menschen falsch ausgelegt und für politische Zwecke ausgenutzt werden könnte.“