Direkt zum Inhalt
Sexfreudige Urlauber müssen konkret Erlaubnis einholen

Spanien verschärft Sexualstrafrecht Verboten werden Sexvideos und einschüchternde Komplimente

ms - 26.08.2022 - 11:00 Uhr
Loading audio player...

Auch in diesem Sommer war Spanien das meist gebuchte Urlaubsziel der deutschen Gay-Community, wie auf Rückfrage von SCHWULISSIMO mehrere LGBTI*-Reisebüros bestätigten. Zu den beliebtesten Hotspots gehören dabei neben Städten wie Barcelona und Madrid und der Gemeinde Sitges vor allem auch Gran Canaria – für sexpositive Männer ist die spanische Insel im Atlantik ein Muss in der Reiseplanung. Der berühmte Gay Beach sowie die sich anschließenden Dünen von Maspalomas gelten als die größte Cruising Area der Welt. Spaniens Regierung hat indes jetzt aber angekündigt, das Strafrecht für sexuelle Aktivitäten zu verschärfen.

Das Parlament in Madrid stimmte jetzt einem Änderungsentwurf zu, sodass künftig jeder sexuelle Akt ohne ausdrückliche und eindeutige Zustimmung als Vergewaltigung gewertet wird. Mit 205 zu 141 Stimmen verabschiedete das Parlament das umgangssprach als "Nur Ja heißt Ja"- Gesetz. Natürlich zielt das Gesetzesvorhaben in erster Linie auf weibliche Opfer von Vergewaltigungen ab, die künftig nicht mehr “beweisen müssen“, dass Gewalt angewandt worden ist. Allerdings gilt die Regelung ausdrücklich auch für homosexuelle Menschen, sodass es nach einer heißen Nacht in den Dünen oder in einem spanischen Hotelbett ebenso zu einem bösen Erwachen kommen kann.

Mit dieser neuen Richtlinie reagiert das Parlament auch auf mehrere Gruppenvergewaltigungen, die zuletzt in der spanischen Presselandschaft für viel Wut und Empörung gesorgt hatten, so Gleichstellungsministerin Irene Montero, die zudem bekräftigt: „Das Gesetz ist ein entscheidender Schritt zur Veränderung der sexuellen Kultur unseres Landes!“ Das neue Gesetz hebt dabei auch die Unterscheidung zwischen Missbrauch und Aggression auf. Sexuelle Übergriffe werden künftig als Vergewaltigung betrachtet, egal ob das Opfer sich wehrt oder eine Handlung aus Angst geschehen lässt. So gilt auch für homosexuelle, sex-freudige Spanier und Urlauber, dass vor jedem sexuellen Akt eine Erlaubnis einzuholen ist, anderenfalls liegt anschließend die Beweislast nicht beim potenziellen Opfer, sondern beim Täter. Für eine Vergewaltigung oder eine sexuelle Gewaltausübung sieht Spanien künftig Strafen von bis zu 15 Jahren Haft vor. Zudem: Das Gesetz verschärft den Umgang mit Sex auch in anderen Bereichen, beispielsweise wurden auch die Regeln für eine verbale, sexuell anstößige Belästigung auf der Straße verschärft. Verboten sind künftig ebenso Komplimente, wenn sie als “einschüchternd“ wahrgenommen werden können. Und: Die Verbreitung von Sexvideos steht direkt unter Strafe.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Neue Richtlinien beim Dating

Großbritannien verschärft Regeln

Wer ab heute in Großbritannien eine schwule Dating-App öffnen will, braucht eine Altersverifikation - auch als Tourist. Ein Vorbild für Deutschland?
Ende der Antidiskriminierung

Queere Petition als letzte Rettung?

Die EU hat das geplante Antidiskriminierungsgesetz ad acta gelegt, Kritiker befürchten massive Einschnitte, queere Vereine fordern nun ein Umdenken.
Ermittlung gegen Bürgermeister

Vorgehen nach Budapest Pride

Ungarn macht ernst: Budapests Bürgermeister Gergely Karacsony muss kommende Woche zum Polizeiverhör erscheinen, weil er den CSD möglich machte.
Regenbogen über dem Bundesrat

Pride-Flagge wird zum CSD gehisst

Der Streit geht weiter: Der Bundesrat wird zum Berliner CSD die Regenbogenfahne hissen - anders als am Bundestag.
Freiheit für Hernández Romero

125 Tage im Foltergefängnis

Der schwule Maskenbildner Andry Hernández Romero ist frei! Die USA hatte ihn zuvor ohne Prozess in ein Foltergefängnis nach El Salvador abgeschoben.
Peter Schmidt ist tot

Hamburger Designer von Weltruf

Das lila Design von Milka oder ikonische Parfümflakons: In seiner Wahlheimat Hamburg verstarb der schwule Star-Designer Peter Schmidt mit 87 Jahren.
Besserer Schutz im Club

Awareness-Konzept in Wien

40 % der Wiener fühlen sich unsicher beim Clubbing, gerade auch queere Menschen. Ab 2026 wird ein Awareness-Konzept bei Events deswegen zur Pflicht.
Urteil mit großer Bedeutung

Präzedenzfall für US-Queers?

Ein Gericht in Kanada setzte vorerst die Ausweisung eines queeren US-Bürgers aus. Begründung: In den USA könnte es nicht mehr sicher für LGBTIQ* sein.
Hass-Kampagne in der Türkei

Perfide Umfrage in der Bevölkerung

Die Türkei geht mit immer extremeren Mitteln gegen die Community vor, jetzt soll eine perfide Befragung der Bevölkerung den Hass auf LGBTIQ+ befeuern.