Solidarität nach Attacke Wut und Kampfbereitschaft nach Angriff beim CSD Hannover!
Mehrere hunderte Menschen zeigten gestern Abend Flagge und solidarisierten sich mit den zwei LGBTI*-Menschen, die am diesjährigen Pfingstwochenende beim CSD in Hannover von Jugendlichen brutal angegriffen, ausgeraubt und verletzt worden waren. Zwischen Wut und Kampfbereitschaft signalisierten die Menschen dabei jetzt, dass sie die Gewalt gegenüber LGBTI*-Menschen nicht hinnehmen werden.
Brutal Gewalt gegenüber CSD-Teilnehmer
Vor dem Hauptbahnhof trafen gestern Abend die Hannoveraner zusammen, um ein klares Zeichen auszusenden. Die Organisatoren der Initiative „andersraum“ berichteten dabei auch von zahlreichen weiteren kleineren Übergriffen und Beleidigungen, die CSD-Teilnehmer offenbar in diesem Jahr erlebt hatten. Die Spitze des Eisbergs war dann wohl der Angriff auf zwei LGBTI*-Menschen im Alter von 17 und 18 Jahren.
Auf dem Nachhauseweg vom CSD Richtung Hauptbahnhof wurden die nicht-binäre Person sowie ein jugendlicher Trans-Mann aus Berlin von zwei unbekannten minderjährigen Jugendlichen beschimpft, angegriffen und mehrfach geschlagen und getreten – beide Opfer erlitten zum Teil schwere Verletzungen und mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Die Polizei sucht weiterhin Zeugen des Vorfalls. Die beiden Täter trugen Kapuzenpullover, waren schlank und im Alter zwischen 16 du 18 Jahren.
Kampf für ein gerechteres Morgen
Ministerpräsident Stephan Weil hatte bereits kurz nach der Tat den Angriff als „erschütternd und schockierend“ bezeichnet und erklärt, dass „unsere Gesellschaft diesem queerfeindlichen Akt der Gewalt geschlossen gegenüberstehen und für ein gerechteres Morgen kämpfen muss. Ich verurteile diesen Angriff aufs Schärfste und wünsche den beiden jungen Menschen gute und schnelle Genesung!“ Diesem Aufruf folgend zeigten nun gestern Abend hunderte Bürger, dass sie Gewalt gegenüber LGBTI*-Menschen ebenso nicht tolerieren wollen.
Wunsch nach mehr Toleranz
Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens sagte: „Wir sind stolz auf eine bunte Gesellschaft, wir sind stolz auf unsere Queer-Community. Wir haben eine rauer werdende Gesellschaft. Wenn Minderheiten sich nicht sicher fühlen, haben wir gemeinsam ein Problem.“ Oberbürgermeister Belit Onay zeigte sich indes frustriert, er sagte, dass Hannover eigentlich bereits eine weltoffene Stadt sei, doch die Zwischenfälle beim CSD hätten gezeigt, dass diese Einschätzung wohl eine Illusion war: „Wir wünschen uns eine tolerante Stadt, aber leider haben wir wieder gesehen, dass das nur auf einen Teil der Stadt zutrifft.“
Auch während der gestrigen Kundgebung kam es erneut zu Zwischenfällen, mehrfach beschimpften Gegendemonstranten dabei Polizisten als „Mörder“ und „Faschisten“. Passend dazu zeigten erst letzte Woche die jüngsten Statistiken auf, dass die Akzeptanz von LGBTI*-Menschen in den letzten zwei Jahren in Deutschland insgesamt stark gesunken ist.