Direkt zum Inhalt
Skepsis in Frankreich

Skepsis in Frankreich Wie queerfreundlich ist Premierminister Sébastien Lecornu?

ms - 10.09.2025 - 13:00 Uhr
Loading audio player...

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (47) hat nach dem  Regierungssturz Anfang der Woche den bisherigen Verteidigungsminister Sébastien Lecornu (39) zum neuen Premierminister ernannt – er soll das Land aus der Krise führen. Die LGBTIQ+-Community blickt mit Skepsis auf den neuen ersten Mann im Staat. 

Krise in Frankreich 

Lecornu war bereits Ende letzten Jahres für das Amt des Regierungschefs angedacht gewesen, schlussendlich hatte sich Macron dann aber doch für François Bayrou entschieden, der nach seinen geplanten Ausgabenkürzungen und der Sanierung der Staatsfinanzen in einer Abstimmung von den Parlamentariern gestürzt worden war. Ob es nun Lecornu gelingt, einen Haushalt durch das tief gespaltene und zerstrittene Parlament zu bringen, ist fraglich. Lecornu ist der fünfte Regierungschef in weniger als zwei Jahren. Das Parlament spaltet sich derzeit in drei Blöcke auf, neben Macrons Mitte-Regierung ist dies das linke Lager und die Rechtsnationalen mit Marine Le Pen an der Spitze – keiner allein hat eine eigene Mehrheit.  

Gegner der Ehe für Homosexuelle 

Lecornu ist ein enger Vertrauter von Präsident Macron, der 2017 von der konservativen Partei Les Republicains zu Macrons zentristischer politischer Bewegung wechselte. Er war der jüngste Verteidigungsminister Frankreichs und ist maßgeblich für die Aufrüstung des Militärs bis 2030 verantwortlich. Die rechtspopulistische Fraktionschefin Marine Le Pen nannte ihn in dieser Woche „Macrons letzte Kugel“. 

Die queere Community blickt mit großer Skepsis auf den 39-Jährigen, der sich in der Vergangenheit mehrfach negativ zu den Rechten von LGBTIQ+-Menschen geäußert hatte. Noch 2012 hatte sich Lecornu so gegen die gleichgeschlechtliche Ehe ausgesprochen, die ein Jahr später in Kraft trat. Die spezielle Politik der Homosexuellen verärgere ihn, so Lecornu damals, der im weiteren Verlauf die Ehe als Institution zwischen einem Mann und einer Frau verteidigte. 

In den darauffolgenden Jahren äußerte er sich zudem mehrfach kritisch mit Blick auf LGBTIQ+-Rechte. Auch wenn sich Lecornu heute als liberal bezeichnet, bleibt die Community in Frankreich vorsichtig – sie befürchtet indirekte Verschlechterungen, beispielsweise in Form von finanziellen Einschränkungen für Vereine und Organisationen. Die Angst, Lecornu könne die Ehe für alle rückabwickeln, ist allerdings nach einhelliger Meinung unbegründet. 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Queere Jugendliche in Flandern

Suche nach sicheren Räumen

Im ländlichen Belgien ist es für viele queere Jugendliche schwer, Gleichgesinnte zu treffen. Immer mehr Betroffene gründen daher eigene Gruppen.
Queerer Rugbyclub

Besonderes Jubiläum in England

In England feiert ein LGBTIQ+-Rugbyclub zehnjähriges Bestehen und setzt damit ein besonderes Zeichen für mehr queere Sichtbarkeit im „Männersport“.
Gefährliche Jugendzeit

Kindeswohlgefährdungen nehmen zu

Kindeswohlgefährdungen haben in Deutschland erneut stark zugenommen, insbesondere davon betroffen sind LGBTIQ+-Jugendliche.
Mord in Hollywood

Harry und Sally-Regisseur und Frau

Regisseur Rob Reiner und seine Ehefrau Michele Singer wurden ermordet – beide unterstützten tatkräftig Schwule und Lesben. Tatverdächtig ist ihr Sohn.
Aktion „I Am Not Propaganda“

Weltweit Proteste gegen Hass-Gesetz

Am vergangenen Wochenende demonstrierten vor zahlreichen Botschaften aus Kasachstan Menschen gegen das geplante Anti-LGBTIQ+-Gesetz im Land.
Proteste in Budapest

Kritik an Ministerpräsident Orbán

Ein Skandal erschüttert Ungarn: Über 50.000 Menschen forderten am Wochenende den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orbán.
Nouripour kritisiert FIFA

Debatte um Pride-Spiel 2026

Bundestags-Vizepräsident Nouripour kritisierte die FIFA und sagte zum Pride-Spiel 2026 zwischen Iran und Ägypten: Die „Mullahs“ müssten das aushalten.
Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.