Sex-Video im Iran Skandal um Sextape sorgt international für Schlagzeilen
Ein schwuler Sex-Skandal im Iran – was wie der Titel einer schlechten Soap klingt, erregt in diesen Tagen tatsächlich viele Gemüter im homophoben Gottesstaat, in dem Homosexualität mit hohen Haftstrafen bis hin zur Todesstrafe geahndet wird. Besonders heikel dabei: Ausgerechnet einer der obersten Sittenwächter des Landes soll auf dem Sex-Video zu sehen sein.
Sittenwächter im Sex-Video?
Die Nachricht verbreitete sich binnen weniger Stunden über Telegram. Auf dem Video soll der Leiter der Abteilung für Kultur und islamische Führung in der Provinz Gilan, Reza Tsaghati, zu sehen sein, wie er Sex mit einem anderen unbekannten Mann hat. Tsaghati gilt als einer der strengsten Sittenwächter des Landes, der immer wieder gegen Homosexualität hetzte und von den moralischen Werten des Islams sprach. Bis zur Publikation des Films galt er als eine der höchsten moralischen Instanzen des Landes. Er gründete sogar ein Kulturzentrum, dass sich inhaltlich der religiösen Frömmigkeit sowie dem Tragen des Hijabs verschrieben hat.
Mullah-Regime verbietet Verbreitung
Nach Angaben der BBC konnte die Authentizität des Films zwar bisher nicht einwandfrei bestätigt werden, die jüngsten Reaktionen lassen aber darauf schließen, dass die Vorwürfe nicht direkt aus der Luft gegriffen sein könnten. Zunächst schwieg das iranische Regime ungewöhnlich eisern und lange zu den Vorwürfen – als das Video allerdings immer mehr in den sozialen Medien und unter der Hand landesweit die Runde machte, reagierte die Regierung schlussendlich scharf und erklärte, man dürfe das Video nicht weiterverbreiten, denn das wäre nichts weniger als die „Schwächung der ehrenvollen kulturellen Front der Islamischen Revolution.“
Der Fall würde von den Justizbehörden nun sorgfältig geprüft, das Regime selbst spricht nach wie vor nur von einem „mutmaßlichen Fehltritt“ des Leiters der islamischen Führung in Gilan. Tsaghati selbst allerdings wurde inzwischen suspendiert, solange die internen Ermittlungen andauern. Der iranische Kulturminister Mohammad Mehdi Esmaili distanzierte sich inzwischen bereits von dem Inhalt des Videos und erklärte weiter, es habe zuvor keine negativen Hinweise in Bezug auf Tsaghati gegeben.
Radikaler Kampf gegen Homosexuelle
Der Fall schlägt inzwischen auch international hohe Wellen, weil die iranische Führung seit diesem Jahr noch einmal mit größerer Radikalität gegen Homosexuelle im eigenen Land vorgeht. Amnesty International deckte erst im März dieses Jahres auf, dass das Mullah-Regime sogar Kinder foltern und inhaftieren würde, wenn beispielsweise der Verdacht bestünde, sie könnten homosexuell sein – oder anderweitig Druck auf die betroffenen Familien ausgeübt werden soll.
Zwar wehren sich immer mehr Menschen gegen die grausamen Unterdrückungsmethoden, doch die Regierung machte zuletzt mehrfach klar, unbeirrt mit aller Härte auch gegen die eigene Bevölkerung vorgehen zu wollen. Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen gehen davon aus, dass seit der Machtergreifung des Regimes vor rund vierzig Jahren mindestens 6.000 schwule Männer im Iran hingerichtet worden sind.