Direkt zum Inhalt
Schwuler Premierminister

Schwuler Premierminister Friedlicher Machtwechsel zur Freude der LGBTI*-Community

ms - 19.12.2022 - 10:00 Uhr
Loading audio player...

So kann es also auch gehen! Kein Skandal oder mediale Schlammschlacht war dafür nötig: Friedlich erfolgte am Wochenende der geplante Postenwechsel innerhalb der irischen Regierung – ab sofort hat das katholische Land jetzt abermals einen schwulen Mann als Premierminister.

Demut und Entschlossenheit

Wie zuvor vereinbart hat der bisherige Regierungschef Micheál Martin zur Halbzeit seiner Amtszeit seinen Posten mit seinem schwulen Stellvertreter Leo Varadkar getauscht. Mit 87 zu 62 Stimmen wurde Varadkar (43) dabei erfolgreich vom Parlament zum neuen Ministerpräsidenten des Landes gewählt. Zuvor hatte der scheidende Minister Martin erklärt, dass es ihm eine Ehre gewesen sei, Irland zu dienen. Ebenso demütig erklärte der neue erste Mann des Landes, Varadkar, dass er mit Demut und Entschlossenheit sein Amt antreten werde und hoffe, viel für die Bürger Irlands tun zu können. Der irische Präsident Michael D. Higgins ernannte Varadkar daraufhin offiziell zum neuen Regierungschef.

Irlands Blick auf Homosexualität

So friedlich verlaufen Regierungswechsel eher selten, die Bevölkerung Irlands zeigte sich in den Medien zufrieden mit dem Verlauf und nationale LGBTI*-Verbände bekundeten ihre Freude über Varadkar an der Spitze. Irland hat sich trotz seiner katholischen Prägung in puncto Homosexualität in den letzten Jahren schrittweise immer weiter zum Positiven entwickelt: Seit 2015 gibt es die Homo-Ehe, ein Anti-Diskriminierungsgesetz bereits seit 1998 und Homosexualität selbst ist schon seit 1993 legal.

Shootingstar als Hoffnungsträger

Der Wechsel an der Regierungsspitze erfolgte geplant nach den Koalitionsvereinbarungen der beiden Parteien Fine Gael und Fianna Fáil. Zudem wird auch das Kabinett selbst umgebildet. Der jetzt neue schwule Ministerpräsident Varadkar von der liberal-konservativen Fine Gael ist in Irland ein beliebter Politiker, seit 2011 arbeitete er zunächst als Verkehrsminister, später als Gesundheitsminister des Landes. Im Jahr 2015 outete er sich in einem Interview als homosexuell und war damit das erste offen schwule Kabinettsmitglied in Irland. 2017 trat er bereits nach einer Regierungskrise die Position des Regierungschefs an und war damit die jüngste Person in diesem Amt in der Geschichte Irlands.

Die Bildung der bürgerlich-grünen Koalitionsregierung in Irland vor zwei Jahren galt ebenso bereits als historisch, weil Fine Gael und Fianna Fáil zwar beide Parteien der Mitte sind, im irischen Bürgerkrieg vor einem Jahrhundert aber auf gegnerischen Seiten standen. Beide Parteien hatten zuvor noch nie gemeinsam eine Regierung gebildet. Die nächsten regulären Wahlen in Irland stehen 2025 an.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Neue Richtlinien beim Dating

Großbritannien verschärft Regeln

Wer ab heute in Großbritannien eine schwule Dating-App öffnen will, braucht eine Altersverifikation - auch als Tourist. Ein Vorbild für Deutschland?
Ende der Antidiskriminierung

Queere Petition als letzte Rettung?

Die EU hat das geplante Antidiskriminierungsgesetz ad acta gelegt, Kritiker befürchten massive Einschnitte, queere Vereine fordern nun ein Umdenken.
Ermittlung gegen Bürgermeister

Vorgehen nach Budapest Pride

Ungarn macht ernst: Budapests Bürgermeister Gergely Karacsony muss kommende Woche zum Polizeiverhör erscheinen, weil er den CSD möglich machte.
Regenbogen über dem Bundesrat

Pride-Flagge wird zum CSD gehisst

Der Streit geht weiter: Der Bundesrat wird zum Berliner CSD die Regenbogenfahne hissen - anders als am Bundestag.
Freiheit für Hernández Romero

125 Tage im Foltergefängnis

Der schwule Maskenbildner Andry Hernández Romero ist frei! Die USA hatte ihn zuvor ohne Prozess in ein Foltergefängnis nach El Salvador abgeschoben.
Peter Schmidt ist tot

Hamburger Designer von Weltruf

Das lila Design von Milka oder ikonische Parfümflakons: In seiner Wahlheimat Hamburg verstarb der schwule Star-Designer Peter Schmidt mit 87 Jahren.
Besserer Schutz im Club

Awareness-Konzept in Wien

40 % der Wiener fühlen sich unsicher beim Clubbing, gerade auch queere Menschen. Ab 2026 wird ein Awareness-Konzept bei Events deswegen zur Pflicht.
Urteil mit großer Bedeutung

Präzedenzfall für US-Queers?

Ein Gericht in Kanada setzte vorerst die Ausweisung eines queeren US-Bürgers aus. Begründung: In den USA könnte es nicht mehr sicher für LGBTIQ* sein.
Hass-Kampagne in der Türkei

Perfide Umfrage in der Bevölkerung

Die Türkei geht mit immer extremeren Mitteln gegen die Community vor, jetzt soll eine perfide Befragung der Bevölkerung den Hass auf LGBTIQ+ befeuern.