Schwulenfeindliche Parolen? Wie liberal ist die muslimische Glaubensgemeinschaft mit Blick auf Homosexuelle?
Die BILD-Zeitung kritisiert aktuell die Doppelmoral der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinschaft in Deutschland. Die Glaubensgruppe gibt sich medial liberal reformiert und verurteilte dabei auch die Kalifat-Demonstrationen in Hamburg. Ihr weltweites Oberhaupt indes, der in London lebende Kalif Mirza Masroor Ahmad (73), erklärte indes: „Homosexualität etablierte sich dort, wo Menschen Schweinefleisch essen.“
Distanzierung – ja oder nein?
Des Weiteren erklärte Mirza Masroor Ahmed, „Homosexualität ist nicht natürlich“. Bereits vor 21 Jahren wurde der geistliche Führer zum weltweiten Kalifen ernannt. Die Boulevard-Zeitung fragte daraufhin jetzt bei Scharjil Khalid (29) nach, er leitet als Imam die Ahmadiyya-Moschee in Berlin-Pankow. Khalid erklärte gegenüber der BILD-Zeitung die Einstellung des geistlichen Oberhauptes, wollte sich dann aber nur mit einem Satz zitieren lassen: „Ich und die Gemeinde stehen hinter allen Aussagen des Kalifen.“
Die Ahmadiyya-Gemeinschaft hat in Deutschland rund 50.000 Anhänger und definiert sich selbst als „Deutschlands älteste muslimische Gemeinschaft.“ An anderer Stelle betont Khalid allerdings auch: „Die Scharia gebietet es, dass sich die Muslime in Deutschland an das Grundgesetz halten.“ Zudem unterscheide er zwischen einem religiösen und einem politischen Kalifat – letzteres sei in Hamburg bei der viel kritisierten Demonstration gefordert worden.
Endsieg des Islams?
Die muslimische Glaubensgemeinschaft geriet zuletzt erst zu Beginn dieses Monats in die Schlagzeilen, als die muslimische Rundfunkrätin und Ahmadiyya-Anhängerin Khola Maryam Hübsch (43) in der Sendung „Hart aber fair“ für einen Eklat sorgte, als sie sich in der TV-Sendung nicht klar von den Islamisten der Kalifat-Demos distanzierte und zudem die Scharia verteidigte. „Scharia und Kalifat, das sind Kampfbegriffe geworden. In der islamischen Welt ist das ganz normale Terminologie“, so die Rundfunkrätin des Hessischen Rundfunks. Nach der medialen Empörung ruderte sie zurück und bezeichnete die islamistischen Demonstranten als „Extremisten“. Zum Thema Homosexualität und Islam nahm Hübsch nicht Stellung.
Gegenüber dem Fokus erklärte der Islam-Experte der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Friedmann Eißler, dass die Grundlage der Glaubensgemeinschaft der Koran sei, der auch nicht interpretiert werden dürfe: „Es sollen nach 300 Jahren alle anderen Religionen überwunden sein. Es wird vom Endsieg des Islam gesprochen und es wird in militanten Bildern darauf hingewiesen, dass der Islam die einzige Religion ist, die überleben wird.“