Rücktritt von Joe Biden? Die Sorge in der LGBTI*-Community über Bidens Wahlkampf wächst
Die lesbische US-Abgeordnete der Demokraten, Angie Craig aus Minnesota, forderte jetzt Präsident Joe Biden auf, das Rennen um eine Wiederwahl nach dem Debakel in der CNN-Livesendung aufzugeben – Biden wirkte in weiten Teilen der Sendung leicht desorientiert, verlor immer wieder den Gesprächsfaden und stockte während seinen Antworten oftmals mitten im Satz. Tage später erklärte das Weiße Haus den desaströsen Aufritt mit einer „wirklich schlimmen Erkältung“, die Biden gehabt haben soll.
Wahlkampf ohne Biden
Craig gilt als eine der bekanntesten Stimmen der amerikanischen LGBTI*-Community und als Spitzenkandidatin der Demokratischen Partei, weswegen ihre Forderung durchaus Gewicht haben dürfte – sie reiht sich dabei ein in die wachsende Liste demokratischer Politiker, die Präsident Biden öffentlich auffordern, zurückzutreten und einem neuen Kandidaten die Führung der Partei im Präsidentschaftswahlkampf zu überlassen. Craig ist das erste homosexuelle Mitglied im Kongress, das diese Forderung erhebt.
Ähnlich wie andere Kritiker aus der eigenen Partei zweifelt auch sie daran, dass Biden fit genug für einen effektiven Wahlkampf ist. „In Anbetracht dessen, was ich vom Präsidenten während der Debatte in Atlanta letzte Woche gesehen und gehört habe, und angesichts des Fehlens einer energischen Antwort des Präsidenten selbst nach dieser Debatte, glaube ich nicht, dass der Präsident einen effektiven Wahlkampf führen und gegen Donald Trump gewinnen kann.“
Sorge um LGBTI*-Rechte
Craig lobte die bisherige Arbeit des Präsidenten, hat aber auch die Sorge, dass bei einem Wahlsieg für Trump die Rechte von LGBTI*-Menschen möglicherweise wieder eingeschränkt werden könnten. Die Republikanische Partei ringt gerade um ein neues Parteiprogramm, Hardliner fordern unter anderem die Abschaffung der gleichgeschlechtlichen Ehe.
„Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht, aber es steht einfach zu viel auf dem Spiel, um eine zweite Präsidentschaft von Donald Trump zu riskieren. Deshalb fordere ich Präsident Biden respektvoll auf, als Kandidat der Demokraten für eine zweite Amtszeit als Präsident zurückzutreten und einer neuen Generation von Führungspersönlichkeiten den Vortritt zu lassen“, so Craig weiter.
Immer mehr demokratische Abgeordnete schließen sich in diesen Tagen den Forderungen an, das Kongressmitglied Mike Quigley aus Illinois erklärte so beispielsweise zuletzt: „Um eine totale Katastrophe zu verhindern, sollten Sie zurücktreten und jemand anderes diese Aufgabe übernehmen lassen.“ Bidens Wahlkampfteam beharrt bisher jedoch darauf, dass der 81-Jährige seine Kampagne fortsetzen wird. Auch in einem Interview betonte Biden unlängst, dass das Rennen noch offen sei, und wies die Vorstellung zurück, dass der Druck des Kongresses ihn zum Rücktritt veranlassen würde. „Das wird nicht passieren“, so Biden. Sein Wahlkampfteam setzt dabei in diesem Jahr auch verstärkt auf die Stimmen aus der LGBTI*-Community.