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Kölner Orga-Verband reagiert auf Kritik von lesbischen Demonstranten

Reaktion nach Eskalation beim Dyke March Lesbische Demo-Teilnehmerinnen hätten transfeindlich verbal provoziert

ms - 11.07.2022 - 10:30 Uhr
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Das Organisationsteam des lesbischen Dyke March Köln hat jetzt Stellung genommen zu den Ausschreitungen, die am Rande der lesbischen Pride-Veranstaltung Anfang Juli stattgefunden hat. Auf mehreren Videos und Fotos wurde dabei festgehalten, wie mehrere weibliche queere Aktivisten Lesben attackiert haben, die mit Transparenten und Plakaten über einer Unterführung in der Nähe des Kölner Doms demonstriert hatten. Auf den Schildern waren Aussagen zu lesen wie: “Lesbe, homosexuell, nicht queer“ sowie die Definition des Dudens: “Lesbe: Homosexuelle Person weiblichen Geschlechts“. Des Weiteren wurde eine Regenbogenflagge mit der Aufschrift “LGB“ und die Lesbenflagge (Labrys Flagge) geschwenkt. Nach Zeugenaussagen sowie nach Sichtung des Videomaterials wurden mehrere lesbische Frauen von rund fünf queeren Aktivistinnen angegriffen. Schlussendlich schritten weibliche Ordner des Organisationsteams ein und entrissen den demonstrierenden Lesben ihre Transparente und Flaggen. Eine lesbische Frau wurde dabei am Handgelenk verletzt.

Das Organisationsteam des achten Dyke March Köln, an dem rund 2.000 Personen teilgenommen haben, bewertet das Schwenken und Zeigen der Fahnen als „hartnäckige Spaltungsversuche seitens Akteur*innen, die – Hand in Hand mit Rechtspopulist*innen und christlichen Fundamentalist*innen – versuchen den Einsatz für die Rechte von Frauen gegen den Einsatz für die Rechte von Trans*menschen zu instrumentalisieren“. Dazu zählt das Dyke-Team Organisationen wie die Frauenrechtskampagne WDI Deutschland oder die LGB Alliance, die sich als Interessenvertretung für Lesben, Schwule und Bisexuelle definiert. Das Organisationsteam gegenüber SCHWULISSIMO: „Als Veranstalter*innen des Dyke* Marches haben wir das Konzept, alle menschenfeindlichen Botschaften innerhalb unserer Demo sowie am Rand der Demo deeskalierend zu unterbinden oder abzuschirmen. In diesem Sinne haben Ordner*innen a) unser Transparent “Dykes* against Transphobia: Selbstbestimmung jetzt!“ vor die Botschaften der Provokateur*innen gehalten und b) die Akteur*innen von WDI Deutschland und der LGB Alliance aufgefordert mit ihren Plakaten und Flaggen aus dem Sichtfeld der Demo-Teilnehmer*innen zu gehen oder die Botschaften wegzupacken. Es folgten massiv trans*feindliche verbale Provokationen der Akteur*innen von WDI Deutschland und der LGB Alliance und Streitgespräche mit einigen Teilnehmer*innen unserer Demo, die sich solidarisch gegen diese Provokationen stellten. Zwei der Provokateur*innen gingen dann zu körperlichen Übergriffen gegenüber zwei Demoteilnehmer*innen über. Ja, es gibt viele Videoaufnahmen des Ganzen – aus schon im Vorfeld auf die Aktion ausgerichteter Kameraperspektive seitens der Störer*innen. Diese Videoaufnahmen zeigen, wie unsere Ordner*innen unter Einsatz ihrer eigenen körperlichen Unversehrtheit die körperliche Gewalt deeskalieren und um Hilfe von Sicherheitskräften rufen.“

Lesbische Demo-Teilnehmerinnen hätten transfeindlich verbal provoziert

Das Organisationsteam bezeichnet im weiteren Verlauf ihr Einschreiten abermals als „deeskalierend“ und stellt zudem klar: „Die Provokationen machen uns wütend und traurig.“ Augenzeugen beschrieben indes kurz nach der Tat die Stimmung als “hoch aggressiv“ von Seiten der queeren Aktivisten sowie auch des Organisationsteams. Die lesbischen Opfer erstatteten inzwischen Anzeige wegen Körperverletzung, Diebstahl, versuchter Diebstahl und Beleidigung bei der Kölner Polizei. Während das Organisationsteam die Aggression auf Seiten der demonstrierenden Lesben sieht, bewerten die protestierenden Frauen den Sachverhalt genau gegenteilig. Eine der angegriffenen Frauen erklärte gegenüber SCHWULISSIMO: „Der Angriff zeigt, dass die ´Community´ ziemlich intolerant gegenüber anderen Meinungen geworden ist. Zu sagen, dass Lesben keinen Penis haben, gilt als ´unsolidarisch´ und ´menschenfeindlich´. Dabei wird sich ohne Bedenken über die persönlichen Grenzen von einigen Lesben und Frauen hinweggesetzt. Wenn eine Lesbe in der LGBTIQ*-Community nicht mehr sagen kann, dass Männer keine Lesben sind, wo kann sie es sonst sagen?“

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