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Queeres Leben auf dem Land
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Queeres Leben auf dem Land Der Verein Allgäu Pride arbeitet ganzjährig an einer bunten Community

ms - 04.07.2024 - 16:00 Uhr

Gegründet im Jahr 2021, hat sich der Verein Allgäu Pride in den letzten knapp drei Jahren zu einer festen Institution in der Region gemausert – nebst der Veranstaltung des Prides bietet das Team auch immer wieder Stammtische und Treffpunkte für Homosexuelle und queere Menschen in Bayern und Baden-Württemberg an. Das Ziel ist klar: Mehr queeres Leben auf dem Land. 

Diskriminierung auf dem Land

„Es geht uns mit den Stammtischen vor allem um das Miteinander", erklärt Silke Dittmer gegenüber der Augsburger Allgemeinen Zeitung. Zusammen mit Lisa Frank organisiert sie jeden Stammtisch und zumeist wechselt der anfängliche Smalltalk dabei sehr schnell zu Gesprächen über erlebte Diskriminierung aufgrund der eigenen sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität. Für viele LGBTI*-Menschen ist der Verein inzwischen ganzjährig zu einer festen Anlaufstelle geworden, rund 100 Mitglieder sind aktuell mit dabei, 30 davon sind besonders aktiv. 

Wie wichtig gerade auch im ländlichen Raum Süddeutschlands solche Anlaufmöglichkeiten sind, verdeutlichen Studien der letzten Monate – so hat sich allein in Bayern binnen eines Jahres die Fälle von Hasskriminalität gegen LGBTI*-Menschen verdoppelt, wobei gerade einmal zehn Prozent überhaupt publik werden. Eine Umfrage des Bayerischen Jugendrings ergab zudem, dass 94 Prozent der LGBTI*-Menschen im Freistaat bereits mindestens einmal Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht haben – besonders groß sind diese Probleme im Job, in der Schule so wie in den Familien. 

LGBTI*-Leben auf dem Land

Viele flüchten daher nach wie vor in die Großstädte, wo es eine breiter aufgestellte Community gibt – die, die bleiben, setzen sich dafür umso mehr für LGBTI*-Netzwerke in der Region ein wie beispielsweise Marco Schürmann, der aus einer 1.000-Einwohner-Gemeinde im Allgäu kommt. Seit 2022 organisiert er zusammen mit dem Verein auch Pride-Partys und denkt gar nicht daran, umzuziehen. „Ich bin einfach ein Landmensch. Ich liebe das Radfahren, die Berge und die Ruhe“, so der 27-jährige schwule Mann gegenüber der Zeitung. Seit über acht Jahren lebt er in einer festen Beziehung, inzwischen ist das Paar auch verheiratet. Er betont, dass es auch auf dem Land LGBTI*-Menschen gibt – viele lernt man vor allem dann gut kennen, wenn man selbst offen mit seiner Sexualität umgeht.   

Wichtige Jugendarbeit 

Der Verein arbeitet daran, weitere Treffpunkte im gesamten Allgäu aufzubauen, vorrangig in jenen Städten, die auch mit dem Zug erreichbar sind. „Gerade junge Menschen können vielleicht noch nicht Auto fahren, wollen aber auch nicht unbedingt ihre Eltern fragen, ob sie sie zu einem queeren Stammtisch bringen können“, so Schürmann. 

Zunächst wird jetzt aber einmal der Schwerpunkt auf die anstehende Pride Week Ende August gelegt, zum dritten Mal findet das LGBTI*-Event im Allgäu statt. Es gehe dabei auch, so betont das Team weiter, um den Austausch mit der gesamten Bevölkerung – und helfende Hände werden immer gesucht, gerne auch heterosexuelle. „Dadurch bleibt man offen und kreist nicht nur um seine eigenen Leute“, so Dittmer abschließend.  

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