Direkt zum Inhalt
Pride in Bulgarien

Pride in Bulgarien Stimmung gegen Homosexuelle heizt sich immer weiter auf!

ms - 19.06.2023 - 13:00 Uhr
Loading audio player...

Wie befürchtet kam es am vergangenen Samstag bei der Pride-Parade in Sofia zu Angriffen auf die schwul-lesbische Community vor Ort; die große Eskalation nach den massiven Übergriffen auf Homosexuelle in den letzten Wochen in Bulgarien blieb allerdings glücklicherweise aus. Allerdings hatten die Attacken in letzter Zeit trotzdem offenbar dazu geführt, dass beim diesjährigen Pride jetzt nur noch rund 7.000 Teilnehmer vor Ort waren, beim letzten CSD im vergangenen Jahr waren es fast doppelt so viele, so Radoslav Stoyanov, Mitorganisator des Sofia Pride, gegenüber SCHWULISSIMO. Unterstützt worden war das Pride-Team von der LGBTI*-Organisation All-Out.  

Steinwürfe und Gegendemonstrationen

Zu den Angriffen am Wochenende erklärt Stoyanov weiter: „Eine Gruppe von Frauen wurde nach der Pride angegriffen, einige Jugendliche haben Steine auf sie geworfen. Glücklicherweise ist niemand ernsthaft verletzt worden. Es gab jedoch eine sehr große Gegendemonstration, die von parteiunabhängigen konservativen Kräften organisiert wurde. Eine der Hauptbotschaften ihrer Kampagne war, dass Homosexuelle eine Gefahr für Kinder darstellen und mit Pädophilie in Verbindung gebracht werden.“

Attacken bei Pride Film Festival

Die Stimmung in Bulgariens Hauptstadt ist seit Wochen angespannt, immer wieder war es zu Angriffen auf die schwul-lesbische Community gekommen. Zum Eklat war es auch beim Sofia Pride Film Festival gekommen, konservative und rechtsextreme Demonstranten hatten den Kinosaal gestürmt und Besucher attackiert. Mehrfach wurde Homosexualität dabei auch erneut mit Pädophilie gleichgesetzt und lautstark skandiert: „Wir wollen keine Schwulenparade in der Stadt!“. Polizisten vor Ort griffen nicht ein, sondern ließen die gewalttätigen Hooligans gewähren. Schlussendlich musste aufgrund von Sicherheitsbedenken die gesamte Veranstaltungsreihe abgesagt werden.

Kirche befeuert Hass auf Schwule

Die Gay-Community in Bulgarien befürchtet dabei, dass die Rechte von Homosexuellen immer mehr unter die Räder geraten, nachdem inzwischen eine neue Regierungskoalition mit sehr unterschiedlichen Grundwerten dem Land vorsteht. Sowohl die verbalen wie auch die physischen Angriffe auf Schwule und Lesben nehmen an Radikalität und Häufigkeit weiter zu, angeheizt immer wieder auch durch die katholische Kirche, so  Stoyanov.

Bulgarien sei dabei bis heute sehr anfällig für jede Form von Verschwörungstheorie gegen die Community. „Wir brauchen internationale Unterstützung. Bulgarien ist Teil der Europäischen Union und des Europarates. Wir müssen wissen, dass wir durch die gemeinsamen Werte und Menschenrechtsverpflichtungen, die wir nach dem Beitritt eingegangen sind, geschützt sind“, so der Pride-Mitorganisator Stoyanov abschließend.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Neue Richtlinien beim Dating

Großbritannien verschärft Regeln

Wer ab heute in Großbritannien eine schwule Dating-App öffnen will, braucht eine Altersverifikation - auch als Tourist. Ein Vorbild für Deutschland?
Ende der Antidiskriminierung

Queere Petition als letzte Rettung?

Die EU hat das geplante Antidiskriminierungsgesetz ad acta gelegt, Kritiker befürchten massive Einschnitte, queere Vereine fordern nun ein Umdenken.
Ermittlung gegen Bürgermeister

Vorgehen nach Budapest Pride

Ungarn macht ernst: Budapests Bürgermeister Gergely Karacsony muss kommende Woche zum Polizeiverhör erscheinen, weil er den CSD möglich machte.
Regenbogen über dem Bundesrat

Pride-Flagge wird zum CSD gehisst

Der Streit geht weiter: Der Bundesrat wird zum Berliner CSD die Regenbogenfahne hissen - anders als am Bundestag.
Freiheit für Hernández Romero

125 Tage im Foltergefängnis

Der schwule Maskenbildner Andry Hernández Romero ist frei! Die USA hatte ihn zuvor ohne Prozess in ein Foltergefängnis nach El Salvador abgeschoben.
Peter Schmidt ist tot

Hamburger Designer von Weltruf

Das lila Design von Milka oder ikonische Parfümflakons: In seiner Wahlheimat Hamburg verstarb der schwule Star-Designer Peter Schmidt mit 87 Jahren.
Besserer Schutz im Club

Awareness-Konzept in Wien

40 % der Wiener fühlen sich unsicher beim Clubbing, gerade auch queere Menschen. Ab 2026 wird ein Awareness-Konzept bei Events deswegen zur Pflicht.
Urteil mit großer Bedeutung

Präzedenzfall für US-Queers?

Ein Gericht in Kanada setzte vorerst die Ausweisung eines queeren US-Bürgers aus. Begründung: In den USA könnte es nicht mehr sicher für LGBTIQ* sein.
Hass-Kampagne in der Türkei

Perfide Umfrage in der Bevölkerung

Die Türkei geht mit immer extremeren Mitteln gegen die Community vor, jetzt soll eine perfide Befragung der Bevölkerung den Hass auf LGBTIQ+ befeuern.