Neues Klima in Brasilien? Die Stimmung ändert sich seit der Wahl des neuen liberalen Präsidenten
Für all Karnevalsfreunde, die heute traurig auf das Ende der närrischen Zeit blicken, gibt es durchaus trotzdem gute Nachrichten – in Rio de Janeiro, der Heimat des größten und wohl farbenprächtigsten Karnevals der Welt, gibt es erstmals eine Sambaschule speziell für LGBTI*-Menschen geben, die künftig auch ganz vorne bei den Paraden mit dabei sein soll. Noch vor kurzem wäre dies angesichts der politischen Situation unmöglich gewesen, nun wertet die Community diesen Schritt als erstes Signal hin zu einer besseren Zukunft.
Aufatmen unterm Zuckerhut
Unter Brasiliens früherem Präsidenten Jair Bolsonaro wurden die Rechte von queeren und insbesondere schwulen Menschen weitestgehend unterdrückt. Immer wieder hatte der homophobe Hardliner versucht, auch die Stimmung gegenüber LGBTI*-Menschen negativ zu beeinflussen. Mit ein Grund wahrscheinlich, warum die Hassverbrechen und Morde an LGBTI*-Menschen nirgends so hoch wie in Brasilien sind. Mit dem Machtwechsel im Oktober letzten Jahres wurde dann der linksgerichtete Luiz Inácio Lula da Silva der neue Präsident des Landes – ein starker Befürworter der LGBTI*-Community.
Mehr LGBTI*, weniger Kirche
Nun soll künftig auch die erste LGBTI*-Samba-Tanzschule für mehr Regenbogenglanz beim berühmten Karneval sorgen. Zwar wurde die Tanzschule “Bangay“ bereits im Jahr 2016 gegründet, hatte aber im homophoben Klima bisher kaum Möglichkeiten, wirklich Einfluss zu nehmen oder gar für mehr Sichtbarkeit zu sorgen. Das soll sich jetzt in einem liberaleren Brasilien schnell ändern, so die große Hoffnung von Eigentümerin Sandra Andréa dos Santos.
Zwar sei es nach wie vor gefährlich, in Brasilien offen homosexuell oder queer zu sein, so Santos weiter gegenüber dem Spiegel, doch hoffe man nun eben auf neue Impulse. Die Tanzgruppe besteht so inzwischen aus mehreren Trans-Frauen, König ist ein schwuler Mann. Zudem sei die Hoffnung groß, dass der konservative Einfluss der katholischen Kirche weiter zurückgedrängt werden könne, sodass künftig auch mehr Sponsoren die queere Tanzschule unterstützen. Die Signalwirkung wäre ein mutiges Statement für alle LGBTI*-Menschen in Brasilien.