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Mythos Abraham Lincoln

Mythos Abraham Lincoln Eine neue Dokumentation präsentiert Briefe des US-Präsidenten und wirft ein Licht auf seine Sexualität

ms - 12.07.2024 - 15:00 Uhr
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Das Gerücht ist nicht gänzlich neu und wurde sogar bereits in der schwulen Hollywood-Romcom „Bros“ thematisiert, doch jetzt nimmt die Debatte um die Sexualität von Amerikas „größtem Präsidenten“ neue Fahrt auf – war Abraham Lincoln schwul oder bisexuell?

Geheime Briefe 

Eine neue Dokumentation mit dem Titel „Lover Of Men: The Untold History of Abraham Lincoln“ sorgt derzeit für hitzige Diskussionen in den USA und untermauert die Annahme um die Homosexualität von Lincoln mit bisher noch nie veröffentlichten Briefen. Darin wird das Privatleben des Präsidenten aus dem 19. Jahrhundert enthüllt, der die Emanzipationsproklamation unterzeichnete, mit der die Sklaverei in Amerika beendet wurde. 

Die Briefe und Fotos von Lincoln, der sowohl von Republikanern als auch von Demokraten als „heilige Gallionsfigur der US-Geschichte“ und als „der größte Präsident, den die Vereinigten Staaten je hatten“ bezeichnet wird, legen detailliert nahe, dass der Politiker sich auch zu anderen Männern hingezogen gefühlt haben soll. Zu seinem heutigen Heldenmythos passt dabei auch die Ermordung im Jahr 1865 – der erste Präsident, der einem Attentat zum Opfer fiel. 

Ein Lehrstück über Intoleranz 

Der Dokumentarfilm unter der Regie von Shaun Peterson enthält dabei außerdem Interviews mit Akademikern, Historikern und Experten für Lincolns Leben und beleuchtet weitreichend seine Beziehungen zu Männern, bevor er 1860 zum Präsidenten gewählt wurde.

„Der Film konzentriert sich auf die tiefgreifenden Unterschiede zwischen den sexuellen Sitten des neunzehnten Jahrhunderts und denen, die wir heute haben. Dabei füllt die Dokumentation eine wichtige Lücke in der amerikanischen Geschichte und fordert den Zuschauer auf, darüber nachzudenken, warum wir heute eine so eingeschränkte Sicht auf die menschliche Sexualität haben. Lover of Men ist nicht nur eine Erkundung der Geschlechterrollen und der sexuellen Identität, sondern dient auch als eine Untersuchung der amerikanischen Intoleranz“, so Peterson. 

Beziehung zu Mitbewohner 

Die Dokumentation zeichnet auch nach, wie Lincoln eine Beziehung zu einem Mitbewohner gehabt haben soll – mehr noch, er teilte mit ihm sein Bett. Dabei verweisen die Filmemacher auch darauf, dass im 19. Jahrhundert die „engsten Beziehungen vieler Männer andere Männer waren“, und dass Lincoln, bevor er verheiratet war, „wahrscheinlich häufiger mit Männern als mit Frauen im selben Bett schlief.“ 

Und weiter: „Wir haben die Vorstellung, dass, wenn man eine solche Anziehungskraft verspürt, dies die eigene Orientierung ist. Jahrhunderte lang war die Sexualität dabei allerdings viel fließender, aber für jemanden, der eine politische Karriere anstrebte, war es natürlich obligatorisch, eine Frau zu haben.“ Erst gegen Ende des Jahrhunderts erstarrten demnach die Rollenstereotype und Männer, die Männer liebten, wurden immer mehr als „unnatürlich“ angesehen.

Alle Menschen sind gleich 

„Wenn man einen queeren Lincoln akzeptieren kann, kann man auch queere Menschen im Allgemeinen in der Gegenwart akzeptieren. Diese Geschichte sollte uns inspirieren, eine wahre Demokratie für alle zu erreichen“, betont Peterson weiter. Nebst der Abschaffung der Sklaverei und dem Ende des Bürgerkrieges schuf Lincoln das Fundament für einen modernen Industriestaat. 

In seiner berühmten Gettysburg-Rede erklärte er, dass „alle Menschen gleich geschaffen sind“ – meinte er damit auch Homosexuelle? Die neue Dokumentation dürfte ein neues Licht auf dieses Kapitel werfen, ein Veröffentlichungsdatum gibt es noch nicht, doch konservative Hardliner aus den Reihen der Republikaner zeigen sich bereits verärgert, denn das Bild eines möglicherweise bisexuellen Lincoln passt nicht in den aktuellen Kulturkampf gegen die LGBTI*-Community. 

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