Morddrohungen bei Josh Cavallo Der erste offen schwule Fußballprofi Australiens berichtet von täglichen Todesdrohungen und Hass
Der erste offen schwule Fußballspieler Australiens, Josh Cavallo (25), äußerte sich jetzt zur Homophobie in der Welt des Fußballs. Der Mittelfeldspieler von Adelaide United bekommt seit seinem Outing im Oktober 2021 „täglich mehrere Todesdrohungen“, der Spitzensport bleibe in diesem Bereich ein „sehr vergifteter Ort.“
Viele tägliche Todesdrohungen
Im Interview mit dem Podcast „Footballers Unfiltered“ erklärte der 25-Jährige jetzt: „Es gibt immer noch viele, viele, viele Todesdrohungen, die täglich auf mich einprasseln. Das ist sehr traurig zu sehen. In der Welt des Fußballs ist es sehr belastend, ein offen schwuler Spieler zu sein. Das ist etwas, das nicht jeder bewältigen und damit umgehen kann. Ich denke, wir sind noch sehr, sehr weit von der Akzeptanz in diesem Bereich entfernt.“
Cavallo betonte dabei ausdrücklich, dass er sowohl von seinem Verein, dem Team als auch von seinem Trainer stets unterstützt wird, trotzdem erlebt er von außerhalb nach wie vor viel Druck und Negativität nur aufgrund seiner Homosexualität. Inzwischen habe er ein Netzwerk von Freunden und Kollegen aufgebaut, er habe eine „Mauer errichtet“, um sich vor den fortwährenden Attacken zu schützen.
Wenig Chance für neue Outings
Aus diesem Grund halte er es auch für besonders schwierig, andere Fußballer zu ermutigen, sich zu outen: „Das sind alles negative Faktoren, die die Leute bei ihrem Coming-Out in Betracht ziehen werden, und vielleicht sind sie noch nicht geoutet, aber ein Coming-Out bringt all diese Aufmerksamkeit, all diesen Druck, all diese Negativität, die sich langfristig auch auf ihr Spiel auswirken wird. Es ist daher schwierig, den Leuten zu sagen: 'Auf jeden Fall, outet euch, seid ihr selbst'. Es bringt leider auch viele Nachteile mit sich, die sich die Leute, glaube ich, nicht immer bewusst machen.“

Outing mit 21 Jahren
Rückblickend sinnierte er zudem über sein eigenes Coming-Out und erklärte weiter, er wünschte sich, er hätte sich früher geoutet und nicht gewartet, bis er 21 Jahre alt war, bis das Gefühl, eine Lüge zu leben, übermächtig in ihm geworden war. Vielleicht wären dann auch die Angriffe heute nicht mehr so heftig wie sind noch immer sind.
„Als ich aufwuchs, hatte ich immer das Bedürfnis, mich zu verstecken, weil ich mich schämte – ich schämte mich, dass ich nie das tun konnte, was ich liebte, nämlich schwul zu sein. Schwul aufzuwachsen und Fußball zu spielen waren zwei Welten, die sich bis dahin nicht gekreuzt hatten. Irgendwann hatte ich es aber satt, mich zu verstecken und mich vor den Leuten zu verstecken und nicht mein wahres Ich zu leben. Und dann habe ich mich gefragt: Warum passiert sowas nicht im Fußball? Warum hat sich nie jemand geoutet, um er selbst zu sein, erfolgreich zu sein und zu spielen? Ich verstehe das jetzt, wenn ich zurückblicke, all die Negativität, all die Dinge, die auf dich zukommen“, so der Fußball-Profi abschließend. Im März 2024 hat Cavallo seinem Freund, dem Elektriker Leighton Morrell, auf dem Spielfeld des Coopers Stadium von Adelaide United einen Antrag gemacht – zeitnah sollen jetzt die Hochzeitsglocken läuten.