Mord in Brasilien 19-Jähriger gesteht Mord an trans* Frau – und kommt frei
Die queere Community im brasilianischen Bundesstaat Bahia trauert um Rihanna Alves, eine 18-jährige trans* Frau, die am vergangenen Samstagabend getötet wurde. Der mutmaßliche Täter, ein 19-jähriger App-Taxifahrer, gestand die Tat noch in derselben Nacht. Er fuhr mit dem Leichnam der jungen Frau im Kofferraum direkt zur örtlichen Polizeiwache – und wurde dennoch vorläufig auf freien Fuß gesetzt. Der Fall löst derzeit in ganz Brasilien Bestürzung und Empörung aus.
Mit Würgegriff ermordet
Nach Angaben des Verdächtigen ereignete sich der Vorfall während einer Fahrt von Barreiras nach Luís Eduardo Magalhães. Rihanna sei für ein „sexuelles Abenteuer“ engagiert worden. Im Laufe der Begegnung sei es dann aber zu einem Streit gekommen, der damit endete, dass der Fahrer einen speziellen Würgeriff anwendete, der zum Tod der 18-Jährigen führte. Dabei legt der Angreifer von hinten den Arm um den Hals des Opfers und unterbricht so die Atem- und Blutzufuhr. Der Würgegriff namens „Mata-Leão“ („Tötet den Löwen“) wird im brasilianischen Kampfsport gelehrt.
Anschließend suchte der junge Mann direkt die Territorialpolizei von Luís Eduardo Magalhães auf. Im Kofferraum seines Fahrzeugs lag der Körper der Getöteten. Dort legte er ein umfassendes Geständnis ab. Trotz des Eingeständnisses darf er den weiteren Verlauf des Verfahrens in Freiheit abwarten – eine Entscheidung, die für breite öffentliche Kritik gesorgt hat. Die Zivilpolizei von Bahia erklärte dazu: „Der 19-jährige Verdächtige wurde angehört und bleibt auf freiem Fuß, weil er sich freiwillig bei der Polizeidienststelle gestellt und die Tat gestanden hat.“ Die Ermittlungen laufen indes weiter, außerdem wird auf ein forensisches Gutachten gewartet.
Trauer und Entsetzen
Die Ermordung von Rihanna Alves hinterlässt tiefe Spuren – nicht nur in der LGBTIQ+-Community, sondern auch in ihrer Familie. Ihre 20-jährige Schwester Drycka Santana äußerte in sozialen Netzwerken ihre Fassungslosigkeit: „Man hat nicht einfach das Leben einer gewöhnlichen Person genommen, man hat das Leben eines Menschen voller Licht genommen; wer sie kannte, wusste um die Liebe und Fürsorge, die sie allen um sich herum schenkte.“ Zudem kritisierte sie die emotionale Kälte des Verdächtigen. Da die Familie die Beerdigungskosten nicht allein tragen kann, wurde eine Spendenkampagne organisiert. Ein Termin für die Trauerfeier steht bislang nicht fest.
Gewalt gegen LGBTIQ+-Menschen
Der Tod von Alves reiht sich ein in eine Reihe von Gewalttaten, die trans* Personen und Homosexuelle in Brasilien überproportional treffen. Für queere Aktivisten ist der Fall ein weiterer Hinweis darauf, wie dringend Schutzmaßnahmen gegen Transphobie, Homophobie und geschlechtsspezifische Gewalt ausgebaut werden müssen. Brasilien hat bis heute eine der höchsten Mordraten bei LGBTIQ+-Personen weltweit, im letzten Jahr wurden laut der queeren Organisation Grupo Gay da Bahia (GGB) insgesamt 273 Morde an homosexuellen und queeren Menschen begangen. Spitzenreiter bisher war das Jahr 2017 mit 387 Mordfällen in der Community.
Die vorläufige Freilassung des Geständigen verstärkt in der Community zudem das Gefühl, unzureichend geschützt zu sein. Viele fordern eine konsequentere Haltung der Justiz, nicht nur in Bezug auf die Aufklärung solcher Taten, sondern auch beim Schutz der Betroffenen.