Mobbing an Berliner Schule Schwules Lehrerehepaar wird von Schülern drangsaliert
Erneut ist es offenbar in Berlin zu homophoben Drohungen und Beleidigungen gegenüber einem Lehrer sowie auch gegen seinen Ehemann gekommen, wie der Berliner Tagesspiegel jetzt berichtet. Der jüngste Vorfall ereignete sich demnach an der Neuköllner Rütli-Schule.
Monatelange Angriffe
Schwerpunktmäßig über einen Zeitraum von fünf Monaten sollen bis Anfang 2025 Schüler gegen den Ehemann mit schwulenfeindlichen Hassbotschaften, beleidigenden E-Mails und Anrufen vorgegangen sein. Immer wieder soll der Mann dabei auch bedroht worden sein. Nach Angaben des Tagesspiegels ermittelt inzwischen der Staatsschutz des Landeskriminalamts für Hasskriminalität. Die Täter sollen dabei aktuelle sowie ehemalige Schüler der Gemeinschaftsschule sein.
Die Vorfälle begangen demnach im Juni 2024, zunächst kamen E-Mails, dann zumeist auch anonyme Handyanrufe mitten in der Nacht – in einem Fall konnte eine eingeblendete Telefonnummer zu einem Schüler zurückverfolgt werden. Anfangs war das schwule Paar noch von einem Dumme-Jungen-Streich ausgegangen, bis dann persönlich adressierte Drohschreiben im Briefkasten der beiden Männer landeten. Darin befand sich unter anderem ein Foto des Lehrers, bespritzt mit einer weißen Flüssigkeit.
In den Briefen wird der Lehrer unter anderem als „geile Sau“ beschimpft, an anderer Stelle schrieb der anonyme Verfasser, er wolle einen Dreier und habe einen „Riesen Ständer“. Und der Ehemann des Lehrers solle endlich an sein Handy gehen. Dann die Drohung: Demnächst werde man in den Briefkasten des Paares „pissen“. Die E-Mails sind unterzeichnet mit „Michi Abu-Chaker“. Parallel dazu wurde der Lehrer in dieser Zeit auch immer wieder an der Schule schwulenfeindlich beschimpft und diskriminiert.
Verlust des Sicherheitsgefühls
„Wir fühlen uns seit diesen Vorfällen zu Hause nicht mehr sicher. Unser Safe Space ist weg, auch wenn bisher keine weitere Post mehr eingeworfen wurde“, so der Ehemann gegenüber der Zeitung. Das Paar alarmierte daraufhin schlussendlich die Polizei. Derzeit wird wegen des Verdachts der Beleidigung und der Nachstellung gegen einen bekannten Jugendlichen sowie gegen mehrere Unbekannte ermittelt. „Nach dem bisherigen Ergebnis der Ermittlungen ist mit ganz überwiegender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass auch sämtliche bislang unbekannten Täter aus der Schülerschaft stammten“, so ein Polizeisprecher. Kritik übt das Ehepaar an der Einstellung der Schulleitung, die nur auf Druck hin schleppend geholfen habe.
Zweiter Fall von Lehrer-Mobbing
Die Angriffe sind dabei schon der zweite Fall von schwulenfeindlichen Attacken auf einen Lehrer in diesem Jahr in Berlin. Im Mai wurde ein ähnlich gelagerter Fall an der Carl-Bolle-Grundschule in Moabit bekannt. Der schwule Lehrer Oziel Inácio-Stech war dabei offenbar immer wieder von muslimischen Schülern verbal angegangen worden, unter anderem hatte man ihm erklärt, er solle als Schwuler von der Schule verschwinden, weil „der Islam ist hier der Chef.“
Der Fall schlug hohe Wellen, auch, weil laut dem Lehrer immer wieder von Seiten der Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch versucht worden sein soll, die „queerfeindlichen Vorfälle zu vertuschen“. Auch von der Linksfraktion kam Kritik auf, das Verhalten der Senatorin sei eine „einzige skandalöse Unverschämtheit und Ausdruck von massiver Ignoranz.“ Abgeordnete der Grünen und der SPD hatten nach Akteneinsicht überdies erklärt, es habe hier ein „strukturelles Versagen“ gegeben.