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Sehnsucht nach schwulen Storys

Lust auf schwule Storys? Umdenken bei Film und Fernsehen

ms - 14.03.2023 - 13:00 Uhr
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Die Nachfrage nach schwulen und queeren Geschichten bei Buch, Film,  Streaming-Diensten und Computerspielen steigt – so die jüngsten Daten einer Studie von Unite WPP. In Großbritannien, den USA und Kanada suchen inzwischen neun von zehn LGBTI*-Menschen aktiv nach Medien, die auch LGBTI*-Personen porträtieren. Überraschend dabei allerdings: Auch mehr als die Hälfte (knapp 60 %) der heterosexuellen Menschen suchen inzwischen nach LGBTI*-Themen. Am höchsten sind die Werte wenig überraschend in der jüngsten Generation Z, die sich selbst zu über 20 Prozent als LGBTI* definiert. Hier schauen sich ganze 85 Prozent nach LGBTI*-Büchern, Filmen und Serien um.

Wunsch nach mehr Sichtbarkeit wächst

Das Fazit vieler Medienexperten aus Literatur, Film und Gaming ist klar: LGBTI*-Medien sind inzwischen kein Nischengenre mehr, sondern mausern sich immer mehr zu Produkten mit einer universellen Anziehungskraft. Zu den Gründen gaben Umfrageteilnehmer an, dass sie sich nicht nur selbst widergespiegelt sehen wollen, sondern schlicht auch Interesse daran haben, wie andere LGBTI*-Menschen mit positiven wie auch negativen Erfahrungen umgegangen sind. Den letzten großen Hype dieser Art erfuhr die Britin Alice Oseman, die mit ihren „Heartstopper“-Geschichten rund um ein schwules Liebespaar an einer britischen Schule zunächst Fans als Webcomic und Graphic Novel begeisterte, bevor Netflix die Story als Serie verfilmte und für einen weltweiten Bekanntheitsgrad sorgte. Inzwischen sind zweit weitere Staffeln in Planung.

Deutschland hinkt Entwicklung hinterher

„Sendungen wie Heartstopper sind ein Briefkasten, durch den man hindurchschauen kann, um die Lebenswirklichkeit von queeren Menschen zu verstehen. Die Komplexität unseres Lebens zu verstehen und zu fühlen, wird Mitgefühl in den Menschen wecken, und das ist für mich der erste Schritt zu einer positiven Veränderung in der Welt“, so Drehbuchautor und Regisseur Sam Arbor. Während immer öfter LGBTI*-Figuren Einzug international in Medien finden, scheinen es reine Filmstoffe rund um LGBTI* mancherorts noch schwierig zu haben: Während in den Nachbarländern Österreich und der Schweiz queere Filmstoffe oftmals aktiv gefördert werden, gehen deutsche Regisseure bei der Filmförderung beinahe immer leer aus, wie zuletzt Björn Koll, Vorstand der Queeren Kulturstiftung, kritisierte.

LGBTI*-Themen? Völlig normal!

Spannend an der Studie ist auch die Wirkung auf die LGBTI*-Community selbst: Während alle Menschen jenseits des 25. Lebensjahres sich sehr gut an Zeiten erinnern können, in denen schwule, lesbische oder queere Charaktere noch Mangelware waren und ein Kuss in der Lindenstraße noch für Aufregung sorgte, erlebt die Generation Z seit Anbeginn ihrer Mediennutzung ein immer größer werdendes Angebot an LGBTI*-Themen – für sie eine absolute Normalität. Für jene jungen Menschen ist es beinahe alltäglich, dass Homosexualität oder Queer-Sein normalisiert dargestellt wird.

LGBTI*-Kaufkraft sorgt für Umdenken

So ist es für drei von vier (77 %) der 18- bis 24-jährigen LGBTI*-Personen auch völlig normal, in den sozialen Medien offen über ihre Sexualität oder Geschlechtsidentität zu sprechen. Darauf wiederum reagieren Kreative aus dem Bereich Film, Buch oder auch bei Computerspielen und bauen bewusst LGBTI*-Charaktere ein. Ein sinnvolles Unterfangen, beläuft sich die weltweite Kaufkraft von LGBTI*-Personen laut WPP Unite auf rund 3900 Milliarden US-Dollar geschätzt – ein Anstieg von rund 11 Prozent binnen der letzten vier Jahre.

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