Direkt zum Inhalt
Kritik an Berlins Queer-Beauftragten

Kritik an Queer-Beauftragten Pantisano agiere mit der Strafanzeige gegen Journalisten nicht im Namen des Landes Berlin oder des Regierenden Bürgermeisters, so die Berliner CDU.

ms - 19.07.2023 - 09:00 Uhr
Loading audio player...

Die Berliner CDU-Fraktion distanziert sich vom neuen Queer-Beauftragten der Regenbogenhauptstadt, Alfonso Pantisano. Dieser hatte zu Beginn der Woche Strafanzeige beim Landeskriminalamt wegen Volksverhetzung gegen Ex-Bild-Chef Julian Reichelt sowie zwei Medienunternehmen und gegen eine weitere Journalistin eingereicht, weil diese kritisch in einer Dokumentation über das Selbstbestimmungsgesetz berichtet hatte.

Der Fraktionsvorsitzende der Berliner CDU, Dirk Stettner, erklärte dazu jetzt via Twitter: „Herr Pantisano agiert mit diesem Vorgehen nicht im Namen des Landes Berlin oder des Regierenden Bürgermeisters.“ Begründet wird dies von Stettner mit der freien Meinung anderer Menschen sowie der Pressefreiheit, die zu akzeptieren seien, selbst wenn diese nicht der eigenen Haltung entsprechen würden.

„Volksverhetzende“ Inhalte in einer Dokumentation?

Im Fall der betroffenen Journalistin und Autorin Judith Sevinç Basad geht es um die Dokumentation „Trans ist Trend: Wie eine Ideologie unser Land verändert“,  die online abrufbar ist. In der Dokumentation kommen unter anderem Trans-Menschen, De-Transitionierer, Eltern von betroffenen Jugendlichen sowie psychologische und juristische Experten zu Wort, die Kritik rund um das geplante Selbstbestimmungsgesetz äußern. Auch wird der Verlauf von möglichen Operationen geschildet. Pantisano erklärte dazu, dass die Dokumentation „unzählige volksverhetzende Falsch- und Desinformationen gegen die queere Community, vor allem gegen trans* Männer und trans* Frauen“ enthalten würde – konkret ging er auf Inhalte und Aussagen der Dokumentation allerdings nicht ein.

Kritik an Ex-Bild-Chef Reichelt

Im Fall von Julian Reichelt kritisierte der neue Berliner Queer-Beauftragte, dass Reichelt das Hissen der Regenbogenflagge vor dem Berliner Polizeipräsidium abgelehnt hatte: „Jeder vernünftige Mensch in diesem Land würde sich wünschen, dass vor der Polizei und vor den düstersten Fassaden unserer Geschichte nie wieder die Flaggen einer politischen Bewegung gehisst würden. Jede totalitäre Ideologie hat schon immer die ´Solidarität´ beschworen“, so Reichelt auf Twitter.

Handelte Pantisano im Alleingang?

Zu seiner Motivation erklärte Pantisano weiter, es sei „unsere Aufgabe, solche Vorfälle zu ahnden“. Ob Pantisano im Alleingang gehandelt oder nach Rücksprache agiert hat, ist noch unklar. Die SPD-geführte Senatsverwaltung für Arbeit und Soziales hatte auf Rückfrage des Nachrichtenportals Apollo News erklärt, Pantisano handele „in Abstimmung und im Auftrag des Landes Berlin und des Berliner Senats“. Die regierende Berliner CDU bestreitet das und spricht von einer „Falschmeldung“.

CDU pocht auf Pressefreiheit

Fraktionschef Stettner erklärte weiter gegenüber dem Online-Portal: „Die CDU Fraktion Berlin zeigt keine Journalisten oder Journalistinnen wegen Meinungsäußerungen an, die von ihrer eigenen Meinung abweichen. Sicher teilen wir oft manche Meinung nicht, haben aber die konstruktive Gelassenheit, mit diesen umzugehen, und die feste Überzeugung, dass das Recht der freien Meinungsäußerung und der Pressefreiheit Vorrang haben. Das sollte Grundlage des politischen Handels des Landes Berlin sein.“ Pantisano selbst hat darauf bisher nicht offiziell reagiert, allerdings hat er kurzfristig offenbar bereits gestern alle Kurznachrichten auf seinem Twitter-Account gelöscht. Julian Reichelt indes forderte die Entlassung von Pantisano.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Große Trauer in Italien

Schwules Promipaar verunglückt

Das schwule italienische Star-Designerpaar Paglino und Grossi stirbt bei Frontalzusammenstoß auf der Autobahn durch einen 82-jährigen Geisterfahrer.
Statement gegen Hassgewalt

Hamburger Polizei zur Pride Week

Zur aktuellen Pride Week setzt die Hamburger Polizei ein klares Zeichen gegen Hassgewalt - unterstützt von RTL-Star-Choreograf Jorge González.
Bye Bye George

Haftantritt von George Santos

Schwuler Politstar der Republikaner, dann die Verurteilung wegen Betrug, Fälschung, Identitätsdiebstahl. Ab dieser Woche sitzt George Santos in Haft.
Mord aus Habgier

Prozess um Grindr-Date

In Schleswig-Holstein steht ein 21-Jähriger vor Gericht, weil er geplant bei einem Sexdate einen 56-Jährigen mit einem Küchenmesser emordet haben soll
PrEP für alle

England geht neue Wege

Die PrEP ist für „Risikogruppen“ wie sexpositive schwule Männer gedacht - bisher! Großbritannien will die PrEP für alle leichter zugänglich machen.
CSD-Wochenende mit Rekorden

Stuttgart und Berlin feiern Pride

Hunderttausende Menschen feierten am Wochenende in mehreren Städten den Pride. In Stuttgart blieb es friedlich, in Berlin kam es zu Gewalt.
Neue Richtlinien beim Dating

Großbritannien verschärft Regeln

Wer ab heute in Großbritannien eine schwule Dating-App öffnen will, braucht eine Altersverifikation - auch als Tourist. Ein Vorbild für Deutschland?
Ende der Antidiskriminierung

Queere Petition als letzte Rettung?

Die EU hat das geplante Antidiskriminierungsgesetz ad acta gelegt, Kritiker befürchten massive Einschnitte, queere Vereine fordern nun ein Umdenken.
Ermittlung gegen Bürgermeister

Vorgehen nach Budapest Pride

Ungarn macht ernst: Budapests Bürgermeister Gergely Karacsony muss kommende Woche zum Polizeiverhör erscheinen, weil er den CSD möglich machte.