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Kritik an Drag-Queens an Grundschulen

Kritik an Drag-Queens an Grundschulen Streit um die Frage, was man US-Grundschulkindern zumuten darf, spaltet immer mehr auch liberale Eltern

ms - 14.06.2022 - 11:00 Uhr
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In den USA weitet sich der Kulturkampf zwischen Republikanern und Demokraten auf dem Rücken der LGBTI*-Community weiter aus – im Fokus der neusten Aufregung sind Drag Queens. Dabei haben die Republikaner ein Thema gefunden, dass durchaus auch liberale Menschen und sogar Mitglieder der LGBTI*-Community spaltet. Die Frage ist: Sollen Drag-Queens an Grundschulen Kinder über LGBTI* und Pride aufklären?

Was anfangs wie eine Idee zur Inklusion gefeiert wurde, löst inzwischen auch abseits der Hardliner und Homophoben in den USA Diskussionen aus. Diverse Videos von Drag-Queens machten zuletzt viral die Runde, die die Künstler mit sehr sexy und kurz geschnittenen Outfits bei einer Performance ähnlich eines Lap-Dances vor Schulkindern zeigen. Auch die Namen der Drags sorgten mancherorts für Aufregung, beispielsweise die der Drag-Queen “Flowjob“, ein bewusstes Wortspiel mit dem Begriff Blowjob, wobei sich der Künstler auf seinen Social-Media-Kanälen auch in sehr erotischen Dessous präsentiert. Vielen Eltern, auch liberalen, geht das inzwischen bei aller Akzeptanz für LGBTI* zu weit – und die republikanischen Hardliner scheinen so inzwischen deutlich leichter auf Stimmenfang auch in den Reihen von queeren Unterstützern gehen zu können.

Im Pride-Monat Juni kam es in vielen Bundesstaaten zu Veranstaltungen von Drag Queens an Grundschulen, darunter auch die “Drag Queen Story Hour“ oder die “Drag The Kids To Pride“. Die “Drag Queen Story Hour“ ist eine Initiative, die in den gesamten USA umgesetzt wird und Drag Queens in Bibliotheken, Schulen und Buchläden bringt, um Kindern Geschichten vorzulesen. “Drag The Kids To Pride“ ist eine Drag-Show-Veranstaltungsreihe, die versuchen möchte, Kindern die Geschichte des Pride und die LGBTI*-Community näherzubringen. Republikaner wollen solche Veranstaltungen generell verbieten und der LGBTI*-feindliche Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, kündigte jüngst sogar an, dass derzeit überlegt werde, Eltern gesetzlich zu untersagen, ihre Kinder auf eine solche Veranstaltung mitzunehmen.

Die Frage, wann und wie die Aufklärung von Grundschulkindern zu weit gehen könnte, sorgt zudem derzeit auch für einen erhöhten Gewaltlevel unter den Amerikanern. Erst am vergangenen Wochenende stürmten Mitglieder der rechtsextremen “Proud Boys“ eine "Drag Queen Story Hour" für Vorschulkinder in der Bibliothek von San Lorenzo, Kalifornien. Die fünf Männer wurden schlussendlich von der Polizei festgenommen. Die Organisation hinter der "Drag Queen Story Hour" erklärte: „Unser Ziel ist es, die Vielfalt zu feiern, die Fantasie und das Spiel mit der Geschlechterfluidität der Kindheit einzufangen und Kindern glamouröse, positive und unverblümte queere Vorbilder zu vermitteln." Für Hardliner wie den texanischen Abgeordnete Bryan Slaton handelt es sich dabei um „perverse Sex-Shows“, die verboten werden sollten. Die Frage, welche Bewertung über die Drag-Angebote mehr der Wahrheit entsprechen könnte, führt nun dazu, dass auch zwischen US-Eltern der Kulturkampf verstärkt an Gewichtung gewinnt und könnte bei den US-Zwischenwahlen im November zusätzlich eine besondere Rolle spielen.

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