Direkt zum Inhalt
Kein Schutz vor Mobbing

Kein Schutz vor Mobbing Gesetze für LGBTIQ+-Jugendliche sind bis heute selten!

ms - 05.11.2025 - 10:00 Uhr
Loading audio player...

Die queere Organisation ILGA World schlägt Alarm: Bis heute gibt es in vier von fünf Ländern weltweit keine umfassenden Gesetze zum Schutz von LGBTIQ+-Jugendlichen, Mobbing bleibt bitterer Alltag für viele minderjährige Betroffene.

Mobbing bleibt Alltag für viele 

„Ein großer Teil der Welt hat noch keine ausdrücklichen Gesetze zum Schutz von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen und intersexuellen Jugendlichen in Schulen vor Mobbing verabschiedet“, so das bittere Fazit der ILGA World. Gerade einmal sechs Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen können so umfassende Anti-Mobbing-Gesetze aufweisen, die Minderjährige in allen Bereichen von der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität bis hin zum Geschlechtsausdruck und den Geschlechtsmerkmalen (SOGIESC) schützen. Diese sind: Andorra, Finnland, Griechenland, die Niederlande, Portugal und Spanien. Immerhin vierzig UN-Mitgliedsstaaten weisen Schutzmechanismen für einzelne Aspekte im Bereich SOGIESC auf, der Großteil von ihnen (38) bei der sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentität (30).  

„Unabhängig davon, wo wir unsere Reise beginnen, welche Überzeugungen uns leiten oder welches Leben wir für unsere Familien aufbauen können, möchten die meisten Menschen, dass junge Menschen sicher durch eine Ausbildung gehen, die ihnen eine Zukunft ermöglicht. Aber für viel zu viele wird Mobbing zu einem großen Hindernis auf diesem Weg. Und wenn Regierungen sich weigern, Maßnahmen zu ergreifen, lassen sie diese Hindernisse bestehen – oder schlimmer noch, sie lassen zu, dass die Trümmer herunterfallen und einen schwierigen Weg in einen Erdrutsch verwandeln“, so ILGA-Direktor Gurchaten Sandhu.

Klare Kante gegen Hass

Die meisten Länder nutzen allgemeine Gesetze im Bereich Bildung oder Gleichbehandlung, um irgendwie auch vor Mobbing zu schützen. Das hilft zwar, ist aber nicht umfassend oder ausreichend. Ziel wäre es, Gesetze zu formulieren, die tatsächlich explizit Kinder und Jugendliche schützen, wenn sie Mobbing beispielsweise aufgrund der sexuellen Orientierung erleben. Frankreich ist eines der wenigen Länder, die hier klare Kante zeigen – hier kann Mobbing mit Freiheitsstrafen geahndet werden. 

„Diese Gesetze deuten darauf hin, dass Staaten Mobbing in der Schule als eine ganz besondere Form von Gewalt verstehen könnten, deren Hauptopfer nicht nur Jugendliche sind, sondern deren Haupttäter ebenfalls Jugendliche sind. Aus diesem Grund setzen die Gerichtsbarkeiten häufig auf pädagogische Ansätze, um die Mobber zu erziehen und den Opfern innerhalb des Schulsystems Wiedergutmachung zu leisten, anstatt strafrechtliche Sanktionen zu verhängen“, so Curro Peña Diaz, Forschungsberater bei ILGA World. Positive Entwicklungen in dieser Richtung verzeichnet die ILGA World unter anderem in Chile, Estland, der Ukraine oder auch Brasilien. 

Appell an Staaten weltweit 

„Wir ermutigen weitere Staaten, diesen vielversprechenden Weg einzuschlagen. Die meisten von uns arbeiten hart für ihre Familien, ganz gleich, wie diese aussehen“, beteuern Kimberly Frost und Yuri Guaiana, Co-Generalsekretäre von ILGA World und betonten überdies: „Aber heute schüren einige wenige Mächtige Spaltungen unter uns und blockieren unsere Bemühungen um sichere und offene Schulen. Wir müssen uns zusammenschließen und uns für Gesetze einsetzen, die sicherstellen, dass alle Jugendlichen eine hochwertige Bildung genießen können, die es ihnen ermöglicht, ihre Träume zu verwirklichen – ohne Ausnahmen oder Hindernisse.“

ILGA-Direktor Sandhu ergänzt abschließend: „Mobbing schadet der psychischen Gesundheit von LGBTIQ+-Schülern und verschlechtert ihre akademischen und beruflichen Aussichten. Die Folgen davon treiben die Kosten für Gesundheitsversorgung und soziale Unterstützung in die Höhe. Wenn Staaten ernsthaft eine wirtschaftlich prosperierende Zukunft für alle schaffen wollen, sollten sie sich bewusst sein, dass ihre Untätigkeit nicht nur für LGBTIQ+-Personen, sondern für die Gesellschaft als Ganzes schlecht ist.“

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Nach Hakenkreuz-Skandal

AfD scheitert erneut

Der parteilose Daniel Born durfte nach dem Hakenkreuz-Eklat vor vier Monaten erneut über die Wahl von AfD-Vertreterinnen und -Vertretern abstimmen.
Rückschritt für Paare

Bruch mit Gleichbehandlungsregel

Der Gesetzesentwurf von Claudio Borghi, die Hinterbliebenenrente in zivilen Lebensgemeinschaften abzuschaffen, sorgt in Italien für große Debatten.
Kostenabwägung in der Medizin

Debatte zu Versorgungsethik

Die Frage, ob sehr alte Menschen weiterhin kostspielige Medikamente erhalten sollten, führte zu breitem Protest aus Kreisen des Patientenschutzes.
Trotz Fahndung unauffindbar

Debatte um Selbstbestimmungsgesetz

Nach zweieinhalb Monaten Fahndung bleibt Marla Svenja Liebich, die zuvor als Sven Liebich wegen Volksverhetzung verurteilt worden war, verschwunden.
Menschenrechtslage in Malawi

UN überprüft Schwulen-Verbot

Malawi in Ostafrika muss sich vor den Vereinten Nationen jetzt für die Schwulen-Verbote verantworten, die bis heute Haftstrafen von 14 Jahren vorsehen
Homo-Ehe in den USA

Der Kampf ist nicht vorbei

Der US-Supreme Court stärkte die Homo-Ehe in dieser Woche, doch christliche Hardliner betonten jetzt: Der Kampf ist noch lange nicht vorbei.
Flucht nach Argentinien

Genug von Putins Hass auf LGBTIQ+

Mehrere tausend homosexuelle und queere Russen sind 2025 nach Argentinien emigriert – ein Leben in ihrer Heimat scheint immer mehr unmöglich zu sein.