Kein schmutziges Geheimnis Großbritannien arbeitet die Homophobie in den Streitkräften auf
Es ist ein starkes Signal für die ganze Gay-Community in Großbritannien: Die erste Gedenkstätte des Landes für lesbische, schwule und bisexuelle Angehörige der Streitkräfte soll im National Arboretum errichtet werden. Die Regierung hat jetzt grünes Licht dafür gegeben und die dazu benötigten 350.000 britische Pfund für das Projekt zur Verfügung gestellt.
Entschuldigung der Regierung
Dem vorausgegangen war eine breit angelegte Untersuchung mit Interviews von rund 1.200 Schwulen und Lesben, an dessen Ende Vorschläge unterbreitet worden waren, wie historisch aufgearbeitet werden könnte, dass in der Vergangenheit Personen nur aufgrund ihrer Homosexualität entlassen oder aus dem Militär gedrängt worden waren. Noch bis ins Jahr 2000 hinein war es bei den britischen Streitkräften illegal, homosexuell zu sein.
Bereits im letzten Jahr hatte sich Premierminister Rishi Sunak offiziell entschuldigt und erklärt: „Viele von ihnen mussten schrecklichen sexuellen Missbrauch und Gewalt, homophobe Schikanen und Belästigungen erdulden, während sie diesem Land tapfer gedient haben. Heute möchte ich mich im Namen des britischen Staates entschuldigen“, so Sunak wörtlich bei einer Rede im britischen Unterhaus.
Kein schmutziges Geheimnis mehr
Der nächste Schritt zur Wiedergutmachung ist nun die Gedenkstätte, die auf einem 150 Hektar großen Gelände in Staffordshire errichtet werden wird. Gegenüber der BBC erklärte eine der Veteraninnen, Carol Morgan, ihre Gefühle: „Wir hatten immer das Gefühl, dass wir unter den Teppich gekehrt wurden, als sie uns rausgeschmissen haben. Aber diese Gedenkstätte wird dieses Gefühl hoffentlich ändern. Wir werden nicht mehr das Gefühl haben, ein schmutziges Geheimnis zu sein.“
Im Jahr 1978 hatte sich Morgan für 22 Jahre bei der Armee als Ausbilderin verpflichtet. Nachdem ihre Liebe zu einer anderen Soldatin publik wurde, unterzog man sie einer viertägigen Untersuchung und psychiatrischen und sehr intimen Befragungen, bevor man sie kurzfristig aus dem Militär entließ.
Nicht anders als alle anderen
Dass die Gedenkstätte nun im National Arboretum errichtet wird, hat für viele schwule und lesbische Veteranen dabei eine besondere Bedeutung: Die britische Stätte ist ein Ort des nationalen Gedenkens, um die Gefallenen zu ehren und den Dienst und die Opfer der britischen Streitkräfte anzuerkennen. Mit diesem Schritt werden nun auch die homosexuellen Militärangestellten vergangener Tage anerkannt. „Wir sind nicht anders als alle anderen – aber wir wurden so lange anders behandelt“, so Morgan.
Craig Jones, der Vorsitzende von Fighting With Pride, bekräftige indes, dass noch viel zu tun sei. Man wolle die vom damaligen Verbot am „stärksten betroffenen Veteranen aus der Armut befreien, in die sie nach dem Verlust ihrer Karrieren geraten sind. Zu viele sind mit lähmender Verschuldung, schlechten Wohnverhältnissen und sozialer Isolation konfrontiert und leben mit schlechter Gesundheit und schlechtem Wohlbefinden.“ 2024 müsse das Jahr sein, in dem alle Empfehlungen zur Wiedergutmachung umgesetzt werden.