Direkt zum Inhalt
Kein Kondom? Bewährungsstrafe!

Kein Kondom? Bewährungsstrafe! Immer mehr Länder setzen Richtlinien bei sexuellen Kontakten um

ms - 20.03.2023 - 11:00 Uhr
Loading audio player...

In den Niederlanden ist jetzt erstmals ein Mann verurteilt worden, weil er beim Sex heimlich das Kondom von seinem Penis entfernt hatte. Bei diesem ersten, sogenannten „Stealthing“-Urteil wurde der 28-jährige junge Mann zu einer Bewährungsstrafe von drei Monaten sowie einer Geldstrafe von 1.000 Euro verurteilt.

Immer mehr Länder setzen Richtlinien um

Die Niederlande gehen damit neue Schritte in puncto Rechtssicherheit bei sexuellen Kontakten; in Deutschland kam es aufgrund von „Stealthing“ (vom englischen Wort „stealth“ kommend, bedeutet so viel wie Heimlichtuerei) bereits 2018 zu einer ersten Verurteilung – damals wurde ein Mann zu acht Monaten Bewährung und einer Geldstrafe von 3.000 Euro verurteilt. Die Gesetze gegen das „Stealthing“ finden in immer mehr Ländern schrittweise Anwendung, zuletzt im US-Bundesstaat Kalifornien, zuvor bereits neben der Bundesrepublik auch in der Schweiz und in Neuseeland. Die Richtlinien gelten unabhängig von der Sexualität – sowohl heterosexuelle wie auch homosexuelle Menschen können diesbezüglich verurteilt werden.

Kondomnutzung unter schwulen Männern

In der Gay-Community ist die Frage nach der Nutzung des Kondoms spätestens seit der Einführung der PrEP eine besondere; einige Männer bestehen darauf, Sex nur noch ohne Kondom zu haben, obwohl die PrEP selbst nur gegen HIV, nicht aber vor anderen Geschlechtskrankheiten (STI) schützt. Immer wieder wird so beim Geschlechtsverkehr auf Kondome verzichtet, auch wenn vorab ein anderes Vorgehen vereinbart worden war – eine inzwischen grundsätzlich strafbare Handlung.

Genau um das Thema STI ging es auch jetzt beim Urteil in Rotterdam. Die Richter erklärten, der 28-Jährige hätte seine Partnerin damit auch dem Risiko von Geschlechtskrankheiten ausgesetzt. Die heimliche Entfernung eines Kondoms beim Sex wurde ihm als Nötigung ausgelegt, in anderen Fällen könnte ein ähnliches Vorgehen juristisch auch als Vergewaltigung interpretiert werden. Vereine wie die Deutsche Aidshilfe gehen derweil davon aus, dass der Anstieg von Geschlechtskrankheiten in der Gay-Community unter anderem auch mit einem Rückgang der Nutzung von Kondomen zu tun haben könnte.    

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Neue Richtlinien beim Dating

Großbritannien verschärft Regeln

Wer ab heute in Großbritannien eine schwule Dating-App öffnen will, braucht eine Altersverifikation - auch als Tourist. Ein Vorbild für Deutschland?
Ende der Antidiskriminierung

Queere Petition als letzte Rettung?

Die EU hat das geplante Antidiskriminierungsgesetz ad acta gelegt, Kritiker befürchten massive Einschnitte, queere Vereine fordern nun ein Umdenken.
Ermittlung gegen Bürgermeister

Vorgehen nach Budapest Pride

Ungarn macht ernst: Budapests Bürgermeister Gergely Karacsony muss kommende Woche zum Polizeiverhör erscheinen, weil er den CSD möglich machte.
Regenbogen über dem Bundesrat

Pride-Flagge wird zum CSD gehisst

Der Streit geht weiter: Der Bundesrat wird zum Berliner CSD die Regenbogenfahne hissen - anders als am Bundestag.
Freiheit für Hernández Romero

125 Tage im Foltergefängnis

Der schwule Maskenbildner Andry Hernández Romero ist frei! Die USA hatte ihn zuvor ohne Prozess in ein Foltergefängnis nach El Salvador abgeschoben.
Peter Schmidt ist tot

Hamburger Designer von Weltruf

Das lila Design von Milka oder ikonische Parfümflakons: In seiner Wahlheimat Hamburg verstarb der schwule Star-Designer Peter Schmidt mit 87 Jahren.
Besserer Schutz im Club

Awareness-Konzept in Wien

40 % der Wiener fühlen sich unsicher beim Clubbing, gerade auch queere Menschen. Ab 2026 wird ein Awareness-Konzept bei Events deswegen zur Pflicht.
Urteil mit großer Bedeutung

Präzedenzfall für US-Queers?

Ein Gericht in Kanada setzte vorerst die Ausweisung eines queeren US-Bürgers aus. Begründung: In den USA könnte es nicht mehr sicher für LGBTIQ* sein.
Hass-Kampagne in der Türkei

Perfide Umfrage in der Bevölkerung

Die Türkei geht mit immer extremeren Mitteln gegen die Community vor, jetzt soll eine perfide Befragung der Bevölkerung den Hass auf LGBTIQ+ befeuern.