Kehrtwende in Schweden Keine medizinischen Behandlungen mehr bei Minderjährigen mit Transitions-Wunsch
Schweden hat jetzt angekündigt, die Zusammenarbeit mit dem Weltverband für Transgender-Gesundheit (WPATH) zu beenden. Bereits im September letzten Jahres hatten die neuen Richtlinien der WPATH für Kritik von Ärzten und Fachverbänden gesorgt. In der neu vorgestellten, achten Version der Richtlinien hatte der Weltverband unter anderem Eunuchen als eigene Geschlechtsidentität eingeführt und die bisherigen Altersempfehlungen für die Behandlung von Kindern ganz gestrichen.
Keine “experimentellen“ Geschlechtsumwandlungen
Die schwedischen Gesundheitsbehörden haben daraufhin jetzt offiziell erklärt, dass die Gender-Kliniken des Landes keine “experimentellen“ Geschlechtsumwandlungen bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren mehr durchführen werden. Stattdessen sei es wichtig, "psychologische Unterstützung anzubieten, um Jugendlichen zu helfen, mit dem gesunden Körper zu leben, mit dem sie geboren wurden." Die neuen Leitlinien raten nach Informationen der medizinischen Fachzeitschrift Läkartidningen auch von Pubertätsblockern, geschlechtsübergreifenden Hormonen und Operationen bei unter 18-Jährigen ab. Die Entscheidung steht im direkten Gegensatz zu den neuen Vorgaben der WPATH, die eine medizinische Intervention als erste Behandlungslinie für Minderjährige mit dem Wunsch einer Transition empfehlen.
Trans-Weltverband - keine wissenschaftliche Organisation mehr?
Zuvor hatte sich Schweden jahrelang an den Leitlinien des Weltverbandes orientiert, seit der Veröffentlichung der neuen Richtlinien entbrannte aber auch unter den schwedischen Ärzten eine heftige Debatte darüber, gerade mit Blick auf die Aufhebung jedweder Altersgrenzen bei der Behandlung von Trans-Personen. Einer der führenden schwedischen Kinderärzte Mats Reimer erklärte zu den neuen Richtlinien der WPATH, dass der Verband damit keine wissenschaftliche Organisation mehr sei, sondern eine Aktivistengruppe: „"Wäre dies irgendwo anders als in einem vermeintlich wissenschaftlichen Artikel veröffentlicht worden, hätte man es für Satire gehalten", so Reimer, der mit Blick auf die Abkehr Schwedens von dem Weltverband zudem bekräftigt: "Dass die aktualisierten Richtlinien des National Board of Health and Welfare sich nicht mehr auf eine so offensichtlich aktivistische Organisation wie die WPATH stützen, ist natürlich zu begrüßen. Insgesamt werden die neuen Leitlinien vernünftiger sein als die bisherigen und zu großer Vorsicht bei irreversiblen Eingriffen in den gesunden Körper raten, da wir wissen, dass einige es bereuen werden."
Nein zu Pubertätsblockern
Reimer bezieht sich dabei auch auf Pubertätsblocker und geschlechtsübergreifende Hormone, die künftig nur noch in Einzelfällen im Rahmen strenger klinischer Studien vergeben werden sollen. "Im schwedischen Gesundheitswesen wird die Kinderpsychiatrie weiterhin für die Behandlung von Menschen unter 18 Jahren zuständig sein, die eine Geschlechtsinkongruenz erleben und darunter leiden. Die Betreuung wird nun aber in erster Linie aus psychologischer Unterstützung bestehen, um den Jugendlichen zu helfen, mit dem gesunden Körper zu leben, mit dem sie geboren wurden", so Reimer abschließend.
Immer mehr Länder üben Kritik
Schweden ist nicht das einzige Land, das einen Kurswechsel bei der Behandlung von Kindern mit geschlechtsspezifischen Problemen vornimmt. Finnland war das erste Land, das im Jahr 2020 das sogenannte affirmative Behandlungsmodell aufgab, nachdem eine unabhängige Überprüfung des pädiatrischen Geschlechtsdienstes ergab, dass die Informationslage über Pubertätsblocker sehr dünn ist und zu befürchten steht, dass die Medikamente massive lebenslange Nebenwirkungen haben könnten.
Großbritannien folgte diesem Beispiel 2022; im Frühjahr dieses Jahres soll die Gender-Abteilung der Tavistock-Klinik in London schließen, die unreflektiert Hormone und Medikamente vergeben haben soll. Anstatt dessen sollen mehrere Klinken landesweit sich auf die psychologische Beratung von möglichen Trans-Jugendlichen konzentrieren. Frankreich, Neuseeland und einige amerikanische Bundesstaaten verfolgen derzeit ähnliche Ansätze.
Stellungnahme des Weltverbandes
Eine offizielle Stellungnahme der WPATH zur Ablehnung der schwedischen Richtlinien gibt es noch nicht, Ende 2022 veröffentlichte die WPATH aber eine Erklärung, in der sie die vom britischen Gesundheitsamt, dem National Health Service (NHS), vorgeschlagenen Richtlinien verurteilte, die vorsehen, Kindern und Jugendlichen mit dem Wunsch einer Geschlechtsanpassung zunächst primär psychologische Unterstützung anzubieten. Der Weltverband für Transgender-Gesundheit bezeichnete dies als "alarmierend" und "überholtes Gatekeeping".