Direkt zum Inhalt
Kampf um die Macht

Kampf um die Macht Mehrheit der Australier will keine homophobe Sonderstellung der Kirche in Bildungsfragen mehr

ms - 11.06.2024 - 12:00 Uhr
Loading audio player...

Religion an Schulen und weiterführenden Bildungseinrichtungen ist in Australien bis heute ein heißes Eisen – immer wieder kommt es je nach Bundesstaat zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen religiösen Instituten, der LGBTI*-Community und der Regierung. Die Kernfrage bleibt: Dürfen Schulen Homosexualität bei Schülern, Lehrkräften und im Unterricht verdammen oder nicht?

Religion oder Grundrechte

Die Frage scheint von zeitloser Brisanz zu sein, auch in den USA kommt es darüber immer wieder zum Streit. In Australien wurden bereits Schüler wie Lehrer aus Einrichtungen rausgeworfen oder gar nicht erst angenommen, weil sie schwul oder lesbisch waren. Welches Grundrecht stich hier also höher, die Religionsfreiheit oder doch die grundsätzlichen Menschenrechte in puncto Gleichberechtigung? 

Streitfall mit Brisanz

Im März dieses Jahres stellte die australische Rechtsreform-Kommission klar, dass Sonderrechte für religiöse Schulen nicht mehr akzeptabel sind. Bereits im Jahr zuvor versprach auch Australiens Premierminister Anthony Albanese ein neues Gesetz, das dem ein Ende bereiten soll. Doch leider steckt auch hier der Teufel noch immer im Detail, so richtig kommt das Vorhaben bisher nicht voran, unter anderem deswegen, weil es für eine erfolgreiche Abstimmung auch Zuspruch von der politischen Opposition braucht. 

Außerdem versucht die Regierung nach wie vor, eine friedliche Lösung mit den Kirchenträgern zu finden – das allerdings scheint immer mehr ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. In dieser Woche platzte Generalstaatsanwalt Mark Dreyfus wohl der Kragen und er polterte in Richtung der Kirchenvertreter: „Kein Australier sollte diskriminiert werden aufgrund dessen, wer er ist oder was er glaubt!“

Nein zu Sonderrechten

Während also Universitäten, Akademien, Schulen, LGBTI*-Aktivisten sowie auch zahlreiche Politiker nach wie vor heftig streiten, haben die Australier selbst jetzt eine ziemlich klare Antwort gegeben: Eine Mehrheit von 52 Prozent sprechen sich klar gegen Ausnahmeregeln für religiöse Einrichtungen aus. Nur noch jeder dritte Australier (35%) hält indes die Sonderrechte für richtig, so die Studie von Just Equal Australia. 

Eine Frage des Geldes?

Bedenkt man die stark religiöse Prägung im Land, deuten die Daten der repräsentativen Umfrage unter 1.600 Einwohnern von Down Under doch in eine sehr deutliche Richtung. Auch die Anhänger der meisten Parteien im Land halten die homophoben Regelungen an kirchlichen Schulen für falsch. 

Besonders pikant: Die Australier sind auch mit noch deutlicher Mehrheit (59%) dafür, dass religiöse Schulen keine staatliche Finanzierung mehr erhalten sollten, wenn sie Lehrer oder Schüler aufgrund ihrer Sexualität diskriminieren. Vielleicht zeigt sich hier also erneut: Die katholische Kirche ist immer nur dann zu Kompromissen bereit, wenn es ums Geld geht. 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Queere Jugendliche in Flandern

Suche nach sicheren Räumen

Im ländlichen Belgien ist es für viele queere Jugendliche schwer, Gleichgesinnte zu treffen. Immer mehr Betroffene gründen daher eigene Gruppen.
Queerer Rugbyclub

Besonderes Jubiläum in England

In England feiert ein LGBTIQ+-Rugbyclub zehnjähriges Bestehen und setzt damit ein besonderes Zeichen für mehr queere Sichtbarkeit im „Männersport“.
Gefährliche Jugendzeit

Kindeswohlgefährdungen nehmen zu

Kindeswohlgefährdungen haben in Deutschland erneut stark zugenommen, insbesondere davon betroffen sind LGBTIQ+-Jugendliche.
Mord in Hollywood

Harry und Sally-Regisseur und Frau

Regisseur Rob Reiner und seine Ehefrau Michele Singer wurden ermordet – beide unterstützten tatkräftig Schwule und Lesben. Tatverdächtig ist ihr Sohn.
Aktion „I Am Not Propaganda“

Weltweit Proteste gegen Hass-Gesetz

Am vergangenen Wochenende demonstrierten vor zahlreichen Botschaften aus Kasachstan Menschen gegen das geplante Anti-LGBTIQ+-Gesetz im Land.
Proteste in Budapest

Kritik an Ministerpräsident Orbán

Ein Skandal erschüttert Ungarn: Über 50.000 Menschen forderten am Wochenende den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orbán.
Nouripour kritisiert FIFA

Debatte um Pride-Spiel 2026

Bundestags-Vizepräsident Nouripour kritisierte die FIFA und sagte zum Pride-Spiel 2026 zwischen Iran und Ägypten: Die „Mullahs“ müssten das aushalten.
Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.