Direkt zum Inhalt
Kampf gegen Homosexuelle

Kampf gegen Homosexuelle Kinder von homosexuellen Paaren in Italien werden nicht mehr anerkannt

ms - 16.03.2023 - 14:00 Uhr
Loading audio player...

Lange Zeit war es ziemlich still um die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni gewesen – nach ihrem Wahlsieg im September 2022 hatten viele Homosexuelle und queere Menschen in Italien starke Bedenken geäußert, dass sich die rechtsnationale Politikerin in ihrer Amtszeit massiv gegen die Community wenden könnte. Immer wieder hatte Meloni vorab betont, dass sie beispielsweise die gleichgeschlechtliche Ehe für falsch halte. Bis heute bestreitet sie auch, dass Hassverbrechen gegenüber LGBTI*-Menschen überhaupt existieren. Monatelang blieb es nach der Wahl aber beinahe seltsam still, nun allerdings scheint die 46-jährige Italienerin ihren ersten Angriff zu starten – im Fokus sind Regenbogenfamilien.

Mehr Hass gegenüber Homosexuellen

So fordert die rechtsnationale Regierungschefin jetzt alle Gemeinden des Landes auf, die Registrierung von Kindern mit zwei Müttern oder zwei Vätern einzustellen. Ein offizielles Schreiben seitens des Innenministeriums wurde in dieser Woche landesweit verschickt. In Italien gibt es keine formellen Schutzbestimmungen für gleichgeschlechtliche Eltern. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften wurden zwar 2016 legalisiert, allerdings nicht der Ehe gleichgestellt – bis heute kämpfen homosexuelle Italiener dafür.

Doch bereits diese eingetragenen Partnerschaften stießen auf viel Widerstand seitens katholischer und konservativer Gruppen im ganzen Land und führten zu vermehrtem Hass in Teilen der Bevölkerung gegenüber Homosexuellen – angefeuert auch von Meloni und ihrer Partei Fratelli d’Italia. Explizit gewährt Italien bis heute auch keine gleichgestellten Adoptionsrechte. Nur unter gewissen Ausnahmeregeln können gleichgeschlechtliche Paare oder homosexuelle Einzelpersonen überhaupt Kinder adoptieren. Eine Stiefkindadoption wie aktuell in Deutschland möglich, wurde in Italien nur in Einzelfällen mit Hilfe von Gerichtsurteilen umgesetzt. Wie in anderen Ländern auch, greift auch in Italien einmal mehr die Mär von der geringen Qualität homosexueller Eltern, entgegen aller fundierten Studienergebnisse der letzten Jahre.

Rückschlag für die Community

Italienische LGBTI*-Gruppen sprachen von einem „enormen Rückschlag“ für die Gay-Community. Der Vorsitzende der Bürgerrechtsgruppe „Kreis der homosexuellen Kultur“, Mario Colamarino, erklärte: „Wir kämpfen weiterhin für die Anerkennung der gleichen Rechte für alle und zwar für alle ab dem Zeitpunkt der Geburt. Wenn die Zukunft in den Händen der neuen Generationen liegt, wie man sagt, dann müssen wir uns jetzt um die Regenbogenfamilien scharen und kämpfen, so wie einige Bürgermeister Italiens dies bereits tun! Niemand darf zurückbleiben, damit wir sicherstellen können, dass unsere Kinder in einer Welt aufwachsen, auf die wir stolz sein können.“

Einer dieser LGBTI*-freundlichen Bürgermeister ist Giuseppe Sala aus Mailand. Er drückte nach dem Erhalt der Anweisung des Innenministeriums sein großes Bedauern darüber aus; man müsse die neuen Richtlinien trotzdem respektieren, werde aber weiter dafür kämpfen, die Rechte von homosexuellen Paaren und ihren Kindern zu verbessern, so der Bürgermeister. 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.