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Kampf gegen das Stigma
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Kampf gegen das Stigma Ein 20-jähriger US-Influencer hilft jungen Schwulen im Umgang mit HIV

ms - 06.08.2024 - 14:00 Uhr

Der amerikanische Influencer Zachary Willmore wird in den USA immer mehr zum Kämpfer gegen das Stigma HIV – bis heute machen Vorurteile den meisten Menschen mit HIV in besonderer Weise zu schaffen, oftmals mehr noch, als die Krankheit selbst. Der heute 20-Jährige hingegen will als schwuler junger Mann den negativen Klischees entgegenwirken. 

Die Internationale Aidsgesellschaft (IAS) hatte den erfolgreichen Online-Creator deswegen auch zur Weltaidskonferenz dieses Jahr eingeladen – mit seiner Positivität und seinem offenen Umgang seiner eigenen HIV-Diagnose könne er dabei die Denkmuster vieler Menschen ändern. Allein auf TikTok hat der junge Amerikaner über 2,2 Millionen Follower. 

HIV-Outing mit 19 Jahren 

Bekannt geworden ist der schwule Jüngling, der gerne auch als Drag Queen unterwegs ist, zumeist durch witzige Videos und seiner Fähigkeit, Rückwärtssaltos in Stöckelschuhen zu machen. Damit wurde er schnell zum Liebling in den sozialen Medien. Inzwischen hat er sein Potpourri an Darbietungen um Kultur- und Make-Up-Tipps erweitert. Weltweit Aufmerksamkeit erreichte er allerdings, als er sich mit 19 Jahren als HIV-positiver Mann öffentlich outete – damals war er noch Wirtschaftsstudent an der San Diego State University.

Zu Beginn war die Diagnose für ihn dabei ein absoluter Schock, auch deswegen, wie er heute sagt, weil er in seiner Schulzeit nicht über HIV und den aktuellen Stand der Forschung aufgeklärt worden war: „Ich fühlte mich damals ehrlich gesagt so ekelhaft. Ich wünschte mir, ich könnte eine große Nadel nehmen und das ganze Blut aus meinem Körper ablassen. Das fühlte sich für mich wirklich wie das Ende der Welt an. Alles, woran ich denken konnte, war, dass diese Krankheit für immer ist. Ich werde sie nie wieder loswerden können.“ 

Kämpfer gegen die Angst

In die Rolle des HIV-Botschafters ist der Influencer, der Ende August seinen 21. Geburtstag feiert, schrittweise hineingewachsen und gilt inzwischen vor allem vielen jungen homosexuellen und queeren Menschen in den USA als wichtige Stütze in ihrem eigenen Leben. Willmore wirbt dabei nicht nur offen für mehr HIV-Aufklärung und Prävention, sondern nimmt vielen Betroffenen durch seine lebensnahen Berichte auch Ängste. 

„Viele Leute fragen mich, wie es ist, mit jemandem auszugehen, der HIV-negativ ist, während ich HIV-positiv bin. Am Ende dieser Beziehung, ob es nun der Tod oder eine Trennung ist, werde ich immer noch HIV-positiv sein und er wird immer noch HIV-negativ sein. Weil ich meine Medikamente genommen habe“, so der 20-Jährige, der gerade auch unter dem Motto U=U (Undetectable = Untransmittable, zu Deutsch: Nicht nachweisbar gleich nicht übertragbar) das Wissen weitertragen möchte, dass Menschen mit HIV unter der Nachweisbarkeitsgrenze nicht mehr ansteckend sind.  

Kein Anrecht auf eine Beziehung?

Rund um diesen Fakt gibt es aber gerade für viele junge Schwule noch zahlreiche weitere offene Fragen, zum Beispiel, wie so eine Beziehung mit einem HIV-positiven Menschen tatsächlich ist: „Sobald man in einer Beziehung ist, ist es so ziemlich das Gleiche wie bei allen anderen. Das Schwierigste an einer Beziehung mit HIV war, meine eigene Denkweise zu überwinden. Zu Beginn meiner Diagnose habe ich mich selbst davon abgehalten, eine Beziehung einzugehen, weil ich das Gefühl hatte, dass ich es nicht verdient habe.“ 

Längere Zeit verbot er sich auch intime Kontakte mit anderen schwulen Männern, so Willmore weiter: „Selbst, wenn sie mir sagten, dass sie mit der Diagnose kein Problem haben, wollte ich ihnen nicht glauben. Denn wer würde schon mit jemandem ausgehen, der so ekelhaft ist wie ich? Wie lange wird das dauern, bis sie merken, was für einen Fehler sie gemacht haben und mich verlassen?“ 

Es dauerte eine Weile, bis der 20-Jährige seine eigene Einstellung zu HIV änderte: „Erst als ich anfing, ihnen wirklich zu glauben und mir tatsächlich erlaubte, in einer Beziehung zu sein, ging ich tatsächlich auch eine ein. Denn wenn jemand nicht damit einverstanden ist, dass du diese Diagnose hast, dann wird er nicht mit dir zusammen sein. Aber: Du verdienst es immer noch, geliebt zu werden. Daran ändert auch eine Diagnose nichts. Vor allem, wenn sie behandelbar ist. Du musst dir selbst erlauben, geliebt zu werden."

Hilfe für junge Schwule 

Online danken ihm tausende junge Schwule für sein Selbstverständnis und seinen Mut, denn auch für die junge Generation homosexueller Männer ist die Diagnose HIV erst einmal ein Schock – das bestätigten auch Umfragen aus Deutschland. Einer von Willmores Followern bringt das so auf den Punkt: „Es ist immer noch ein Stigma bei den Leuten, die den medizinischen Hintergrund oder Informationen über Menschen, die mit HIV leben, nicht verstehen. Sie werden dich wie jemanden mit Lepra behandeln, weil sie es nicht verstehen. Meine eigene Familie hat mir gesagt, dass ich meine Nichte oder meinen Neffen nicht sehen darf, weil ich mit jemandem zusammen bin, der positiv ist, obwohl ich selbst nicht einmal positiv bin. Das ist einfach Ignoranz, die aufgeklärt werden muss.“

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