Direkt zum Inhalt
Schwuler Politiker David Miranda verstorben

Kämpfte für Edward Snowden Schwuler Politiker David Miranda verstorben

co - 11.05.2023 - 17:00 Uhr
Loading audio player...

Vor zehn Jahren wurde David Miranda im Rahmen der Snowden-Affäre international bekannt. Später wurde er Teil des brasilianischen Parlaments. Am Dienstag schrieb der US-amerikanische Journalist Glenn Greenwald (56): „Mit großer Betroffenheit teile ich den Tod meines Ehemanns David Miranda mit.“ 

Miranda sei am frühen Morgen nach einem neun Monate währenden Kampf auf der Intensivstation in einem Krankenhaus in Rio de Janeiro verstorben. „Er ist friedlich eingeschlafen“, fügte Greenwald hinzu. „Umgeben von unseren Kindern, der Familie und befreundeten Personen.“

Fast 20 gemeinsame Jahre

Mirandas Mutter starb, als er fünf Jahre alt war. Danach wuchs er als Waisenkind in einem Armenviertel auf. Miranda und Greenwald lernten sich 2005 am brasilianischen Traumstrand Ipanema kennen: Der spätere Politiker spielte dort Volleyball und stieß dabei versehentlich Greenwalds Drink um. Die beiden verstanden sich auf Anhieb so gut, dass sie nur fünf Tage zusammenzogen. Noch im selben Jahr läuteten die Hochzeitsglocken. 

Das Paar zog zwei Adoptivkinder groß, die inzwischen beide im jugendlichen Alter sind. Laut Greenwald war das Vatersein Mirandas „mit Abstand größter Traum“. Er sei ein „engagiertes und liebevolles“ Elternteil gewesen und habe Greenwald gezeigt, „was es heißt, ein Vater zu sein“. Ihre beiden Söhne seien Mirandas „größtes Vermächtnis“. 

Snowden-Affäre

Als Edward Snowden Greenwald, der damals für den britischen Guardian schrieb, im Jahr 2013 gestohlene Geheim-Dokumente zuspielte, wurde das Paar international bekannt. Wegen seiner Ehe zu Greenwald wurde Miranda im selben Jahr im Londoner Flughafen festgehalten, als er von Berlin nach Rio de Janeiro reisen wollte. Die Polizei beschlagnahmte damals unter anderem sein Handy und seinen Laptop.

Politische Laufbahn

Später trat Miranda in eine sozialistische Partei ein. 2016 wurde er als erste offen homosexuelle Person in den Stadtrat Rio de Janeiros gewählt und 2019 ins Parlament. Besonders setzte er sich für die Rechte der LGBTI*-Community ein. 2022 wurde Miranda wegen einer Magen-Darm-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert. Einige Wochen später kündigte der Politiker laut CNN an, dass er sich aufgrund seiner Erkrankung doch nicht erneut um ein Mandat im Parlament bewerben wolle. Er starb kurz vor seinem 38. Geburtstag.

Inzwischen taten zahlreiche brasilianische Politikerinnen und Politiker ihre Anteilnahme kund. So zum Beispiel Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, der schrieb: „Ein junger Mann mit einer außergewöhnlichen Laufbahn ist zu früh von uns gegangen.“ Auch Snowden äußerte sich zum Tod seines „geschätzten Freundes“. 

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Neue Richtlinien beim Dating

Großbritannien verschärft Regeln

Wer ab heute in Großbritannien eine schwule Dating-App öffnen will, braucht eine Altersverifikation - auch als Tourist. Ein Vorbild für Deutschland?
Ende der Antidiskriminierung

Queere Petition als letzte Rettung?

Die EU hat das geplante Antidiskriminierungsgesetz ad acta gelegt, Kritiker befürchten massive Einschnitte, queere Vereine fordern nun ein Umdenken.
Ermittlung gegen Bürgermeister

Vorgehen nach Budapest Pride

Ungarn macht ernst: Budapests Bürgermeister Gergely Karacsony muss kommende Woche zum Polizeiverhör erscheinen, weil er den CSD möglich machte.
Regenbogen über dem Bundesrat

Pride-Flagge wird zum CSD gehisst

Der Streit geht weiter: Der Bundesrat wird zum Berliner CSD die Regenbogenfahne hissen - anders als am Bundestag.
Freiheit für Hernández Romero

125 Tage im Foltergefängnis

Der schwule Maskenbildner Andry Hernández Romero ist frei! Die USA hatte ihn zuvor ohne Prozess in ein Foltergefängnis nach El Salvador abgeschoben.
Peter Schmidt ist tot

Hamburger Designer von Weltruf

Das lila Design von Milka oder ikonische Parfümflakons: In seiner Wahlheimat Hamburg verstarb der schwule Star-Designer Peter Schmidt mit 87 Jahren.
Besserer Schutz im Club

Awareness-Konzept in Wien

40 % der Wiener fühlen sich unsicher beim Clubbing, gerade auch queere Menschen. Ab 2026 wird ein Awareness-Konzept bei Events deswegen zur Pflicht.
Urteil mit großer Bedeutung

Präzedenzfall für US-Queers?

Ein Gericht in Kanada setzte vorerst die Ausweisung eines queeren US-Bürgers aus. Begründung: In den USA könnte es nicht mehr sicher für LGBTIQ* sein.
Hass-Kampagne in der Türkei

Perfide Umfrage in der Bevölkerung

Die Türkei geht mit immer extremeren Mitteln gegen die Community vor, jetzt soll eine perfide Befragung der Bevölkerung den Hass auf LGBTIQ+ befeuern.