Direkt zum Inhalt
Jens Spahn verteidigt Merz

Jens Spahn verteidigt Merz CDU-Politiker betont Angst von Schwulen und Lesben

ms - 22.10.2025 - 12:00 Uhr
Loading audio player...

Der schwule CDU-Politiker und Unions-Fraktionschef Jens Spahn hat jetzt zur „Stadtbild“-Debatte rund um Bundeskanzler Friedrich Merz Stellung bezogen und dabei die Angst von Schwulen und Lesben in der Öffentlichkeit betont. Merz selbst indes erfährt für seinen Kommentar sowohl Lob wie auch viel Kritik. 

Angst in der Öffentlichkeit

Gegenüber N-TV erklärte Spahn jetzt in der Morgensendung „Frühstart“ zum Eindruck vieler Bundesbürger in der Debatte: „Die sehen ja, was los ist auf den Straßen. Wir haben ganze Stadtteile, da sieht man nur noch Männer, kaum Frauen, wenn, dann mit Kopftuch oder verschleiert. Wir haben Straßenzüge, wo Juden sich nicht trauen, Kippa oder Davidstern zu zeigen. Das hat was verändert. Straßenviertel, in denen Schwule und Lesben sich nicht mehr zeigen, wie sie sind, wen sie lieben, aus Angst davor, angefeindet zu werden. Wir haben Bahnhöfe, Marktplätze, wo junge Männer, oft ausreisepflichtig, rumlungern, die Leute anmachen, Frauen ansprechen. All das beschäftigt alle vernünftigen Bürger in diesem Land, jeder Nationalität, jeder Hautfarbe – die erleben ja, was im Alltag los ist.“ 

Die grundsätzlichen Daten der letzten Studie der EU-Grundwerteagentur zeigen dabei für Deutschland auf: 59 Prozent der Schwulen und 29 Prozent der Lesben in Deutschland vermeiden es aus Angst vor Angriffen, in der Öffentlichkeit Händchen zu halten. 57 Prozent der Homosexuellen in der Bundesrepublik erlebten zuletzt hassmotivierte verbale Angriffe und Belästigungen, mehr als im EU-Durchschnitt. Auch die Hasskriminalität gegenüber LGBTIQ+-Menschen steigt seit Jahren an, zuletzt binnen eines Jahres um 24 Prozent. 

Merz verteidigt Aussage 

Merz hatte letzte Woche bei einer Pressekonferenz erklärt, die Regierung mache Fortschritte in der Migrationspolitik, allerdings: „Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.“ In dieser Woche verteidigte der Bundeskanzler auf Rückfrage erneut seine Aussage und empfahl den Kritikern, ihre Töchter zu fragen, was er damit gemeint haben könnte. „Ich vermute, Sie kriegen eine ziemlich klare und deutliche Antwort. Ich habe gar nichts zurückzunehmen.“

Kritik aus Politik und Gesellschaft

Kritik an der Aussage kommt von Seiten der Grünen, der Linken und auch in Teilen vom Koalitionspartner SPD. Am vergangenen Wochenende demonstrierten rund zweitausend Menschen in Berlin sowie etwa 200 Personen in München gegen das Statement. Merz wird dabei Rassismus und eine Spaltung der Gesellschaft vorgeworfen. Der ehemalige Kanzlerkandidat der Union, Armin Laschet, hatte überdies kritisiert, dass sich Merz zu ungenau, „zu nebulös“, ausgedrückt habe. Für heute und die kommenden Tage sind weitere Demonstrationen geplant, organisiert unter anderem von der Gruppe Fridays for Future. 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Opfer mit Böller angegriffen

Verdächtige 16 und 18 Jahre alt

Vor zwei Monaten kam es im Hamburger Stadtpark zu einem schwulenfeindlichen Angriff. Zwei Brüder wurden nun als Hauptverdächtige festgenommen.
Bilanz ESC 2025

Mehrwert für die Schweiz

Die Schweiz zieht ein positives Fazit über den ESC 2025 in Basel: Die Kassen klingelten und das Image hat sich deutlich verbessert.
Schwules Paar überfahren

Homophober Angriff in London

Mordprozess in London: Am Weihnachtsabend 2024 raste ein 30-Jähriger in eine Menschenmenge, darunter ein schwules Paar. Ein Mann starb dabei.
Lügen vor Millionenpublikum

Anti-LGBTIQ+-Rhetorik von rechts

In der „Tucker Carlson Show“ mit dem rechten Aktivisten Milo Yiannopoulos entlud sich wieder einmal eine Welle LGBTIQ+-feindlicher Rhetorik.
Lynchversuch an Universität

Student in Uganda angegriffen

Eine Gruppe homophober Studenten versuchte an der größten Universität in Uganda einen Kommilitonen zu ermorden. Jetzt hat der Fall erste Konsequenzen.
Neue Vorwürfe in England

Homophobie unter Polizisten

Erneut steht die britische Polizei in der Kritik: Verschleppte sie die Aufklärung von Raubüberfällen auf Schwule aufgrund von Homophobie?
Italiens neue Zensur

Verbotspläne schreiten voran

"Gott, Vaterland und Familie“: Nur Sexualkunde und LGBTIQ+ soll es an vielen Schulen Italiens bald nicht mehr geben, beschlossen die Parlamentarier.
Jugend unter Druck

Psychische Probleme stark vertreten

Viele queere Jugendliche haben Zukunftsängste, neuerdings auch mit Blick auf die Spaltung der Gesellschaft. Details offenbart eine neue Studie.