Homosexualität ist Sünde Das Hütchenspiel aus Rom geht in die nächste Runde
Kommentar
Einmal mehr hat sich Papst Franziskus an homosexuelle Menschen gewandt und in einem Interview mit der Associated Press erklärt, dass Homosexualität nach wie vor eine Sünde sei. Allerdings, so das Kirchenoberhaupt weiter, sei es kein Verbrechen und man müsse daher auch solche Menschen in der Kirche willkommen heißen – so seine Botschaft an die Bischöfe. Die Erklärung wird einmal mehr als historisch gefeiert, wenngleich Franziskus über seinen Beraterstab ebenso erst diese Woche in scharfen Worten die deutschen Bischöfe ermahnt hatte, mit ihren Reformplänen innerhalb der Kirche und der Einbindung von Homosexuellen endlich aufzuhören.
Hütchenspiel im Vatikan
Im Grunde ist es das inzwischen altbekannte Hütchenspiel des Papstes – während er einerseits medial bestens vorbereitet homosexuellen Menschen scheinbar die Hand reicht, versteckt sich unter dem anderen Hütchen der alte Hass gegen Homosexuelle in neuem Gewand. Manche erinnern sich vielleicht noch an seine Aussage "Wenn jemand schwul ist und guten Glaubens den Herrn sucht – wer bin ich, über ihn zu urteilen?" – ein ebenso gefeierter Satz von ihm, während er kurz danach erklärte, Homosexualität sei eine Mode, Homosexuelle dürften niemals Priester werden und gleichgeschlechtliche Paaren müsse die Segnung verweigert werden.
Der Kampf der Kirche gegen Homosexuelle
Die einzige Frage, die diesbezüglich offenbleibt, ist jene, warum die gesammelte Weltpresse jedes Mal erneut darauf mit Entzückung hereinfällt und von historischen Schritten innerhalb der Kirche fantasiert. So ließ es sich der Nachrichtendienst auch nicht nehmen, anzumerken, dass Franziskus der erste Papst sei, der sich so über Anti-LGBTI*-Rechte geäußert habe, denn im Interview hatte er Länder mit ebensolchen Richtlinien kurz kritisiert.
Gänzlich vergessen scheint dabei, dass sich maßgeblich die römisch-katholische Kirche weltweit und bis heute fortlaufend mit Feuereifer gegen die Rechte von Homosexuellen ausspricht und auch mit aller politischer Kraft dagegen vorgeht, beispielsweise zuletzt auch in den USA gegen das neue Bundesgesetz zum Schutz der gleichgeschlechtlichen Ehe. Selbst die Mormonen unterstützten das Gesetz, nur die Katholiken nicht. Mehr noch, in einigen Ländern lobte Franziskus während seiner Amtszeit mehrfach die Bemühungen von Bischöfen, Homosexualität in den jeweiligen Ländern weiter mit aller Schärfe zu kriminalisieren.
Alle Kinder Gottes, aber nicht gleich
Franziskus ist dabei allerdings in guter Gesellschaft, auch sein erst kürzlich verstorbener Vorgänger Papst Benedikt XVI. warnte in diesen Tagen in einem posthum veröffentlichen Buch vor “homosexuellen Clubs“ in den Priesterseminaren und erklärt zudem, dass Deutschland ihm offenbar nie wohlgesonnen war, denn in keinem anderen Land war die Kritik gegenüber ihm lauter: „Jedes meiner Worte löst sofort ein mörderisches Geschrei aus.“
Papst Franziskus erklärte abschließend indes in seiner historischen Rede der Woche: "Wir sind alle Kinder Gottes, und Gott liebt uns so wie wir sind und für die Kraft, die jeder von uns für seine Würde kämpft." Gott liebt also einmal wieder alle Kinder, der Unterschied ist offenbar nur, dass die Braven am Tisch sitzen dürfen, während die bösen Homosexuellen weiter schuldbewusst, krank und um ein bisschen Würde kämpfend weiter unter der Eckbank kauern sollen. Diese gelebte Nächstenliebe ist wahrlich historisch, oder?