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Hoffnung für LGBTI* auf Kuba? // © IMAGO / ZUMA Press

Hoffnung für LGBTI* auf Kuba? Kommt 2022 die “Ehe für alle“ in Kuba?

ms - 18.05.2022 - 09:05 Uhr
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Kuba ist ein farbenfrohes Land, doch zugleich ein bitterarmes. Wer jemals abseits der Touristenhochburgen das Land bereist hat und sei es auch nur für einen Fußmarsch durch die verfallenen Straßen von Havanna, weiß, dass die Kubaner für jede Kleinigkeit sehr hart arbeiten und kämpfen müssen. Trotz der Isolation, die Kuba durch das US-Embargo seit 1962 erfahren hat, entstand im Land selbst eine kleine queere Community inklusive Treffpunkten, Bars und einer allseits geduldeten Stricher-Szene.

Gerade in den letzten Jahren hat sich die Lage für LGBTI*-Menschen vor Ort ein Stück weit entspannt, vor allem in der Hauptstadt Havanna. Die US-Regierung hat jetzt angekündigt, eine Reihe von Beschränkungen gegen Kuba aufzuheben – das könnte auch weitere Rechte für queere Kubaner mit sich bringen, allen voran die gleichgeschlechtliche Ehe.

 

Kuba blickt auf ein langes und düsteres Kapitel im Umgang mit Homosexuellen zurück – bis 1979 wurden hohe Geld- und Haftstrafen für homosexuelle Handlungen oder auch nur der Zurschaustellung von Homosexualität verhängt. In den 1960iger Jahren kamen viele Homosexuelle in Umerziehungslager, in denen sie teilweise bis zum Tod schwerste Feldarbeit verrichten mussten. Auch nach Wegfall des alten Gesetzes, wurde Homosexualität bis in die 1990iger Jahre hinein noch oft als „antisoziales Verhalten“ gewertet, was abermals ein Straftatbestand im kubanischen Gesetzbuch ist. Bis heute gibt es keinen Antidiskriminierungsschutz.

 

Im September 2010 übernahm Fidel Castro persönlich die Verantwortung für die Schwulenverfolgung, an der er zuvor maßgeblich mit beteiligt gewesen war. Für einen langsamen ersten Gesinnungswechsel sorgte immer wieder auch Mariela Castro, die Tochter von Präsident Raúl Castro und Nichte des berühmten Revolutionsführers – sie setzt sich seit Jahren für Schwule und Lesben ein. 2018 schließlich wollte das Parlament die gleichgeschlechtliche Ehe verabschieden, ein Referendum dafür erlangte in der Bevölkerung eine Zustimmung von über 86 Prozent, doch zuletzt wurde das Vorhaben auf Druck der Kirche vorerst nicht umgesetzt.

 

In diesem Jahr nun wird abermals über die “Ehe für alle“ beraten werden und die Hinwendung der USA zu Kuba könnte da der letzte entscheidende Faktor für eine Zustimmung werden. Das US-Außenministerium erklärte, ein Programm zur Familienzusammenführung zwischen den USA und Kuba zu erleichtern, den Devisenhandel (Überweisungen) zu verbessern und auch mehr Flüge zwischen den beiden Ländern zu genehmigen.

Die ersten Schritte zielen darauf ab, die humanitäre Situation der normalen Bevölkerung zu erleichtern – sämtliche Finanzsanktionen gegen Einrichtungen bleiben vorerst bestehen. Trotzdem könnte der Hauch von Demokratie dazu beitragen, auch Menschenrechte wie die gleichgeschlechtliche Ehe in Kuba stärker zu etablieren, sodass das Parlament in diesem Jahr die Pläne von 2018 umsetzen könnte. Für homosexuelle Kubaner könnte das auch abseits der Ehemöglichkeit eine Aufwertung ihres Lebensalltags bedeuten und das auch außerhalb von Havanna.  

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