Hinrichtungen weltweit Unter den Opfern sind auch homosexuelle Menschen!
Die Hinrichtungen weltweit sind binnen eines Jahres um 53 Prozent gestiegen – mit diesen erschreckenden Zahlen meldet sich jetzt Amnesty International zu Wort. Insgesamt wurden im Jahr 2022 mindestens 883 Hinrichtungen in 20 Ländern verzeichnet, darunter sind auch homosexuelle Menschen. Die tatsächliche Zahl der Fälle könnte dabei noch deutlich höher liegen, da die Menschenrechtsorganisation nur solche Fälle erfassen konnte, die publik geworden sind.
Tausende undokumentierte Hinrichtungen
Allein in China vermutet Amnesty International in ihrem neuen Jahresbericht „tausende Hinrichtungen“, die unter Verschluss gehalten worden sind. „Auch wenn die genaue Zahl der in China hingerichteten Menschen nicht bekannt ist, besteht kein Zweifel daran, dass das Land nach wie vor jährlich tausende Exekutionen durchführt – noch vor dem Iran, Saudi-Arabien, Ägypten und den USA“, so Amnesty International. Ebenso keine offiziellen Zahlen gibt es aus Nordkorea und Vietnam.
Iran und Saudi-Arabien im Fokus
„Der Anstieg ist vor allem auf Hinrichtungen in der Region Naher Osten und Nordafrika zurückzuführen. So verzeichnet die Organisation allein im Iran mindestens 576 Hinrichtungen. In Saudi-Arabien wurden an nur einem einzigen Tag 81 Menschen exekutiert.“ Gerade im Iran werden auch immer wieder homosexuelle Männer aufgrund ihrer Sexualität hingerichtet.
Julia Duchrow, stellvertretende Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, dazu: "Die iranische Führung ist für 65 Prozent der weltweit bekannt gewordenen Hinrichtungen im vergangenen Jahr verantwortlich. In dem Versuch, den Massenprotesten für 'Frauen, Leben, Freiheit' ein gewaltsames Ende zu setzen, ließ die iranische Justiz bereits mindestens vier Demonstrierende hinrichten. Dutzende weitere Menschen sind im Zusammenhang mit den Protesten akut von der Todesstrafe bedroht. Wir beobachten derzeit eine beispiellose Welle an Hinrichtungen im Iran. Die UN geht davon aus, dass in diesem Jahr bereits insgesamt mindestens 209 Menschen im Iran hingerichtet wurden. Die internationale Gemeinschaft muss den politisch-diplomatischen Druck auf die iranische Regierung spürbar erhöhen und sich vehement für das Recht auf Leben einsetzen.“ Unter den Demonstranten im Iran sind dabei auch viele Menschen aus der LGBTI*-Community, die zusammen mit Frauen für mehr Rechte kämpfen wollen.
Zahl der Hinrichtungen nehmen wieder zu
Nachdem die offiziell erfasste Gesamtzahl der Hinrichtungen seit 2015 kontinuierlich gesunken ist, nimmt sie seit 2020 wieder zu. In fünf Ländern wurde nach Unterbrechungen der Vollzug der Todesstrafe auch wieder aufgenommen, dazu zählen Kuwait, Myanmar, Palästina (Staat), Singapur und Afghanistan – gerade im letzteren Fall spitzt sich die Lage für Homosexuelle von Woche zu Woche immer dramatischer zu, seitdem die Taliban im August 2021 wieder die Macht übernommen haben und alle schwulen Männer inhaftieren oder ermorden wollen. Weltweit gesehen werden die meisten Opfer von Hinrichtungen erhängt oder erschossen, in selteneren Fällen kommt es zu Enthauptungen oder Tod durch die Giftspritze.
Mehrere Länder schaffen Todesstrafe ab
Insgesamt erfreulich sei trotzdem, dass sechs Länder im vergangenen Jahr die Todesstrafe vollständig oder zum Teil abgeschafft haben, diese sind Kasachstan, Papua-Neuguinea, Sierra Leone sowie die Zentralafrikanische Republik, Äquatorialguinea und Sambia. Bis Jahresende 2022 hatten insgesamt 112 Länder die Todesstrafe für alle Straftaten aus ihrem Recht getilgt, hinzu kommen weitere neun Länder, die sie nicht mehr für gewöhnliche Verbrechen vorsehen.
Eine weitere positive Entwicklung gab es in Liberia und Ghana: Beide Länder haben rechtliche Schritte zur Abschaffung der Todesstrafe eingeleitet. Die Behörden von Sri Lanka und den Malediven gaben zudem bekannt, künftig auf die Vollstreckung von Todesurteilen verzichten zu wollen. In Malaysia haben beide Kammern des Parlaments Gesetzesentwürfen zur Abschaffung der obligatorischen Todesstrafe zugestimmt. In diesem Jahr gibt es abermals allerdings auch Gegenströmungen, in Uganda ist der Präsident kurz davor, ein neues Gesetz zu unterzeichnen, dass die Todesstrafe für Homosexuelle vorsieht.
Weltweite Abschaffung der Todesstrafe
„Amnesty International wird die Kampagne zur weltweiten Abschaffung der Todesstrafe so lange weiterführen, bis kein Mensch mehr Opfer staatlicher Exekutionen wird!“, so Duchrow weiter. Immer mehr Länder weltweit geben die Todesstrafe auf. Im Dezember 2022 unterstützte bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen eine noch nie dagewesene Anzahl von 125 UN-Mitgliedsstaaten eine Resolution, die die Einführung eines weltweiten Hinrichtungsmoratoriums mit dem Ziel der vollständigen Abschaffung der Todesstrafe fordert.
„Die Welt hat sich zweifellos auch 2022 weiter von der Todesstrafe als Strafmittel entfernt. Die Länder, die weltweit für die meisten Hinrichtungen verantwortlich sind – China, Iran, Saudi-Arabien, Nordkorea und Vietnam – gehören mit ihrem brutalen Vorgehen jetzt eindeutig zu einer isolierten Minderheit. Gerade hier stellen wir unsere Forderung nach einem Ende der Todesstrafe besonders laut“, so Duchrow abschließend.